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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 18.1893

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Wolters, Paul: Sepulkrales Relief aus Athen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37662#0015

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SEPULKRALES RELIEF AUS ATHEN

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Schmuck1 müssen wir, wie gesagt, bei ihm voraussetzen, aber
über dessen Art und Ausdehnung vermögen wir nichts Siche-
res zu ermitteln. Dass solche Bauten dann ihrerseits die Anre-
gung zu der prächtigen, wenn auch vielleicht etwas zu sehr mit
hergebrachten Motiven wirkenden Schöpfung des sidonischen
Sarkophags gegeben haben, ist einleuchtend.
ln dieser Erkenntniss liegt zunächst der Wert des neuen
Monumentes, darüber hinaus geht seine künstlerische Bedeu-
tung, die ich oben zu umschreiben versucht habe. Dass ich
es darnach für eine frischere, originalere Schöpfung halte als
den Sarkophag, ist klar2, aber auch älter scheint es zu sein.
In den scharfgeschnittenen, bestimmten Faltenzügen fehlt noch
völlig jenes Bestreben, weiche, wollige Stoffe durch rauhe
Oberfläche und viele parallele gebohrte Rillen zu charakteri-
siren, das wie es scheint unter Praxiteles’ Einfluss weit und
breit Nacheiferung fand, in den Musenreliefs aus Mantinea
wenigstens schon bewusst und ausgeprägt auftritt. Anderer-
seits wird man mit der Metope kaum über das vierte Jahr-
hundert weit hinauf gehen können, und nach diesen verschie-
denen Erwäannuen seine Entstehuno'szeit ansetzen. Den Ver-
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fertiger wüsste ich nicht mit Wahrscheinlichkeit zu erschlies-
sen. dass es aber ein namhafter Künstler gewesen ist, scheint
mir sicher. Wir dürfen uns von dieser Auffassung nicht durch
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die Thatsache abschrecken lassen, dass es ein Grabmal ist,
um dessen Reste es sich handelt. Pausanias I, 2,3 nennt in
der Nekropole von Athen ein Grab επίθημα έ'χων στρατιώτην

1 Furtwängler, Sammlung Sabouroff I zu Taf. 17 Anm. 10 nimmt die
Leipziger Berichte 1861 Taf. 5 b. 5c abgebildete attische Slatue als sepul-
kral in Anspruch. Die Statue einer stehenden Dienerin mit Kästchen (ganz
ähnlich wie Conze, Die attischen Grabreliels I Taf. 36,79. 63.307. 67,289.
19,413. 100,425l offenbar Teil einer statuarischen Gruppe von der Art der
Grabreliefs befindet sich in Bef (Athen. Mittheilungen 1887 S. 309, 344).
2 Um nur eine Einzelheit hervorzuheben: man vergleiche die mittlere
Klagefrau der einen Schmalseite des Sarkophags Taf. 8 mit der stehenden
der Metope. Die erstere könnte gradezu von dieser abhängig sein, hat aber
durch die behagliche Gesamthaltung, besonders die Stellung der Beine, einen
grossen Teil ihres Ausdrucks verloren.
 
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