Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 18.1893

DOI Heft:
Heft 3
DOI Artikel:
Maaß, Ernst: Über das Rheaepigramm aus Phaistos
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37662#0290

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
UBER DAS RHEAEPIGRAMM AUS PHAISTOS

In dem Museo italiano III S. 736 hat Halbherr eine aus
der hellenistischen Zeit stammende metrische Inschrift aus
Phaistos herausgegeben, welche der Interpretation und Aus-
nutzung erhebliche Sch wierigkeiten bereitet. Blass, der einzige
meines Wissens, der sich mit diesem dialektisch wie religions-
geschichtlich höchst merkwürdigen Denkmal abgegeben, ist
auffallend unglücklich gewesen. Sein Erklärungsversuch hat
der Sache mehr geschadet als genützt (Fleckeisen’s Jahrbücher
1891 S. 1 ff.). Die Verse lauten:
Θαυυ.α ρ/.έγ’ άνθρώποις πάντων Μάτηρ πιδίκνυτι’
τοϊς όσίοις κίνχρητι και οΐ γονέαν ύπέγονται,
τοϊς δέ παρεσβαίνονσι Gιών γένος άντία πράτει.
πάντες δ’ εΰσεβίες τε καί εύγλώθοι πάριθ’ αγνοί
έ'νθεον ές Μεγάλας Ματρος ναόν, ένθεα δ’ έργα
γνωσήβ’ άθανάτας, χζιχ τώδε ναώ.
Es ist eine als Instruction für die Besucher an dem Rhea-
tempel angebrachte Inschrift. Blass übersetzt: ‘Die Mutter
aller Wesen zeigt den Menschen ein grosses Wunder : den
Frommen leiht sie dar und denen, welche Zinsen verspre-
chen ; denen aber, welche das Geschlecht der Götter frevent-
lich verletzen, wirkt sie entgegen. Alle fromm gesinnten und
fromm redenden (oder schweigenden) aber, naht euch rein
herzu in den gottvollen Tempel der Grossen Mutter ; gottvolle
Werke der unsterblichen Göttin, würdig dieses Tempels, wer-
det ihr sehn’. So viel ich weiss, ist dieser Auffassung der In-
schrift öffentlich nicht widersprochen worden, aber das nehme
ich allerdings an, dass kein Kenner griechischer Art, vol-
lends der griechischen Religion, ein solches Sacrilegium, wie
Blass herausinterpretirt hat, für möglich halten kann. Dass
die Verwaltung griechischer Tempelgüter nutzbringend, also
 
Annotationen