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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 18.1893

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Maaß, Ernst: Zur Hetäreninschrift von Paros
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https://doi.org/10.11588/diglit.37662#0031

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ZUR HETÄRENINSCHRIFT VON PA ROS

Der glückliche Finder der vorstehenden Inschrift (S. 16,2)
nennt mit Recht das Denkmal sittengeschichtlich interessant.
Nicht nur, dass wir hier einen Katalog von Hetärennamen
vereinigt finden, von denen viele, sicherlich aber nicht alle,
Spitznamen gewesen sein müssen, es ist auch die Schlussfol-
gerung unabweislich, dass die aufgezählten Frauenzimmer
einen Thiasos, eine religiöse Vereinigung, gebildet haben.
Zunächst die Namen. Die neutralen Formen sind wie be-
kannt vor allem für Hetären beliebt. Kosenamen auf-ίδιον oder
—iov oder ähnlich können freilich an sich auch Wesen bezeich-
nen, deren Anständigkeit wir anzuzweifeln nicht das Recht
haben. Männer wie Frauen. Das klassische Beispiel ist Aaga-
χίππιον Aristoph. Acharn. V. 1206. So erledigen sich Ehe-
frauen wie Μόσχιον, Βοίδιον u. a., die z. T. auf Inschriften
zerstreut vorliegen, z. T. von Fick, Personennamen S. 232
und Grasberger, Stichnamen S. 30 f. zusammengestellt sind1.
An der Auffassung der Inschrift, die nicht allein auf diesen
Namenformen beruht, wird diese Erscheinung schwerlich et-
was ändern können. Es finden sich hier sechs Beispiele dieser
neutralen Bildung: Μνησιον, Μελίνιον, Μάλθιον (zweimal; mit
Vollnamen Μαλθακή Athen. XIII 587 f) Άτταβείσιον (?),. .ίνιον
Z. 36. Wenn ferner nicht weniger als drei Άσπασίαι aufge-
führt werden, so ist diese Häufung zwar nicht beispiellos, aber
doch auffällig. Gewiss hat die berühmteste aller griechischen
Hetären, die milesische Freundin des Perikies, ihren Namen
hergegeben. Ist das richtig, so führen die drei Aspasien der
Inschrift nicht ihre wirklichen, einst bei der Geburt verliehe-

4 Die sechsjährige Tochter eines dem Martial gehörigen Sklavenpaares
hiess Erotion (Martial ed. Friedländer I S. II).
 
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