EIN ATTISCHER FRIEDHOF
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worden. Auch dort zeigt es sich, dass die Gräber des späten
Altertums so angelegt sind, dass sie die früheren unberührt
gelassen haben. Die Gräber der römischen Zeit liegen mit den
Grabmälern des vierten Jahrhunderts etwa auf gleicher Höhe.
So z. B. stehen neben dem Grabmal der Demetria und Pam-
phile in gleicher Höhe mit dessen Basis die Marmorplatten
eines späten Grabes. Auch hier ist also im Altertum eine hohe
Anschüttung vorgenommen worden. Neuerdings zeigte sich
das besonders deutlich bei den Ausgrabungen, welche im
Jahre 1889 Herr Mylonas im Aufträge der archäologischen
Gesellschaft geleitet hat. Die in römischer Zeit angelegten
Gräber haben den gewachsenen Boden, in welchen die älteren
Gräber hineinführten, fast unberührt gelassen. Schon Ath.
Rusopulos, der die Ausgrabungen des Friedhofes bei Hagia
Triada begann, hat den Eindruck empfangen, dass die An-
schüttung nicht allmählich, sondern mit einem Male gesche-
hen ist1; das geht aus der Erklärung hervor, die er dafür
aufgestellt hat. Er glaubt, dass Sulla hier einen Damm ge-
baut habe, um Belagerungsmaschinen an dieser Stelle an die
Stadtmauer heranzubringen. Zu dieser Annahme würde zwar
die Zeit der Grabmäler über und unter der Anschüttung sehr
wol stimmen, indessen, abgesehen davon, dass damit die
gleiche Erscheinung bei unserem Ausgrabungsfelde unerklärt
bliebe, unterliegt auch die Annahme, dass sich Sullas Angriff
gerade gegen diese Stelle gerichtet habe, schwerwiegenden
Bedenken 2. Es ist nicht glaublich, dass eine so nah vor dem
Hauptthore von Athen gelegene Gegend von den Verteidigern
unbewacht geblieben sein sollte, und zu einem nächtlichen
Überfall, der nach dem Zeugnis von Sullas Hypomnemata mit
dem Erklimmen der Mauer beginnt, hat man sich schwerlich
der Belagerungsmaschinen bedient.
Wahrscheinlicher erklärt sich die Anschüttung bei der Ha-
* Siehe E. Curtius in den Commentaliones in honorem Th. Mommseni S.
593 und Sladtgeschichte S. 250.
2 S. Lölling in Iwan Müller’s Handbuch III S. 303, vgl. Plutarch Sulla 14.
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worden. Auch dort zeigt es sich, dass die Gräber des späten
Altertums so angelegt sind, dass sie die früheren unberührt
gelassen haben. Die Gräber der römischen Zeit liegen mit den
Grabmälern des vierten Jahrhunderts etwa auf gleicher Höhe.
So z. B. stehen neben dem Grabmal der Demetria und Pam-
phile in gleicher Höhe mit dessen Basis die Marmorplatten
eines späten Grabes. Auch hier ist also im Altertum eine hohe
Anschüttung vorgenommen worden. Neuerdings zeigte sich
das besonders deutlich bei den Ausgrabungen, welche im
Jahre 1889 Herr Mylonas im Aufträge der archäologischen
Gesellschaft geleitet hat. Die in römischer Zeit angelegten
Gräber haben den gewachsenen Boden, in welchen die älteren
Gräber hineinführten, fast unberührt gelassen. Schon Ath.
Rusopulos, der die Ausgrabungen des Friedhofes bei Hagia
Triada begann, hat den Eindruck empfangen, dass die An-
schüttung nicht allmählich, sondern mit einem Male gesche-
hen ist1; das geht aus der Erklärung hervor, die er dafür
aufgestellt hat. Er glaubt, dass Sulla hier einen Damm ge-
baut habe, um Belagerungsmaschinen an dieser Stelle an die
Stadtmauer heranzubringen. Zu dieser Annahme würde zwar
die Zeit der Grabmäler über und unter der Anschüttung sehr
wol stimmen, indessen, abgesehen davon, dass damit die
gleiche Erscheinung bei unserem Ausgrabungsfelde unerklärt
bliebe, unterliegt auch die Annahme, dass sich Sullas Angriff
gerade gegen diese Stelle gerichtet habe, schwerwiegenden
Bedenken 2. Es ist nicht glaublich, dass eine so nah vor dem
Hauptthore von Athen gelegene Gegend von den Verteidigern
unbewacht geblieben sein sollte, und zu einem nächtlichen
Überfall, der nach dem Zeugnis von Sullas Hypomnemata mit
dem Erklimmen der Mauer beginnt, hat man sich schwerlich
der Belagerungsmaschinen bedient.
Wahrscheinlicher erklärt sich die Anschüttung bei der Ha-
* Siehe E. Curtius in den Commentaliones in honorem Th. Mommseni S.
593 und Sladtgeschichte S. 250.
2 S. Lölling in Iwan Müller’s Handbuch III S. 303, vgl. Plutarch Sulla 14.