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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 18.1893

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Heft 2
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Brueckner, Alfred; Pernice, Erich: Ein attischer Grabstein
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https://doi.org/10.11588/diglit.37662#0099

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EIN ATTISCHER FRIEDHOF

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sehen Zeit hindurch. Aber die Grabmäler, die an dem Rande
der Strasse lagen, die Reliefs des Dexileos und der Korallion,
die hohe Stele des Agathon und seiner Familie blieben sicht-
bar, das sonderbare Charonrelief wurde trotz seiner wenig
ansprechenden Formen wieder auf eine Rasis gesetzt, die ihm
urspünglich nicht zugehörte, und die Basis wurde zuvor un-
termauert1. Noch in nachchristlicher Zeit ist der anziehendste
Fund der Ausgrabungen des Herrn Mylonas, der Grabstein
einer vornehmen Athenerin, die als Hydrophore in feierlicher
Haltung einherschreitet, in den Peribolos eines späten Hei-
ligtums, das hier immitten der Gräber gegründet wurde, zum
Schmucke eingesetzt worden.
Radikaler ist man vor der Verdeckung des alten Friedhofes
auf unserem Ausgrabungsfelde mit den Grabmälern vorge-
gangen. Denn von einigen ganz geringfügigen Grabsteinen
abgesehen2 3, ist von dem steinernen Schmucke der Gräber so
gut wie nichts mehr vorgefunden worden. Und doch ist mit
Sicherheit anzunehmen,dass über den stattlichen Marmor- und
Porossärgen sich ähnlich reiche Grabstelen erhoben haben, wie
an der Hagia Triada. Denn auch eine begüterte athenische
Familie hat im IV. Jahrhundert ihre Toten nicht reicher aus-
gestattet, wie das Grab des Dionysios an der heiligen Strasse
bezeugt, in welchem unter dem prächtigen Naiskos neben den
Gebeinen nichts weiter als φλοιοί αυγών κοινών 3 gefunden wor-

' Diesen Sachverhalt hat, soviel, wir wissen, zuerst Furtwängler in der
Einleitung zu den Skulpturen der Sammlung Sabouroff S. 28 Anm. 6, an-
gedeutet.
2 Auf dem Eckgrundstücke wurden zwei Grenzsteine gefunden mit der
Inschrift B □!>□*. An Grabsteinen 1) Kleine Stele mit gerundetem Ab-
schluss für gemaltes Ornament und der Inschrift Επαινετός | Άντιφίλο | Κη-
φισιεύς | Σμικύθη | Σωσιγένους. 2) Kleine viereckige Platte (br. 0,20) noch in
ihrer Basis steckend, in welche sie verbleit ist; Tiinie aufgemalt, am oberen
Rande'HoG^. 0) Kleine Stele (br. 0,29) mit gerundetem Abschluss für ge-
maltes Ornament (Reste roter Farbe), ebenso in der Basis wie 2; Inschrift
Σοφών χρηστός. 4) Stelenakroter daran in Relief Sirene, der Reliefgrund trägt
noch blaue Farbe. 5) An seiner Stelle gefunden, eingelassen in die Peribo·*
losmauer aus Poros Taf. 6, 2 eine oben abgebrochene Stele.
3 Rusopulos Έφημερίς άρχ. 1863 S. 298.
 
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