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A. KOERTE, BEZIRK EINES HEILGÖTTES
die eben erwähnten Reliefs und die Sakralgesetze des Lykurg
( C. I. A. II 162 Z. 21. Add. S. 4 11) bezeugt ist \ hatte nach
Pausanias 18,2 nahe bei den Eponymen eine Statue. Dass
er in derselben Gegend einen von Pausanias nicht erwähnten
Bezirk hesass, lehren die Reliefs, welche bei der Verlänge-
rung der Piräusbahn in der Nähe des Theseion gefunden
wurden.
Sonst kennen wir von athenischen Heilheroen noch Alkon1 2,
dessen Priestertum Sophokles bekleidete, dessen Kult also
älter war als der des Asklepios. Es ist sehr wol möglich, dass
gerade er der alte Inhaber unseres Bezirks gewesen ist3.
Wir müssen es also, meiner Ansicht nach,vorläufig unent-
schieden lassen, ob hier im Westen der Burg unter Benutzung
eines älteren Bezirks ein zweites Asklepieion entstand, oder ob
dies Heiligtum noch im vierten Jahrhundert einem andern
Heros gehörte, neben dem in späterer Zeit auch Asklepios
verehrt wurde. Es ist wol zu hoffen, dass neue Ausgrabungen
diese Frage entscheiden werden.
Athen.
ALFRED KÖRTE.
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1 Wann sein Kult in Athen eingeführt ist, lässt sich nicht genau ermit-
teln. Das genannte Sakralgesetz nennt ihn vor Asklepios — και τω Άμφιαράω
καί τω Άσκληπιω— woraus man auf höheres Alter seines Kultes schliessen
möchte. Dagegen spricht aber wol der Umstand, dass Aristopbanes in dem
415 aufgeführten Amphiaraos seinen Kranken noch nach Oropos zu schicken
scheint. Ich möchte das besonders aus dem ακραιφνές ΰδωρ (Fr. 32 Kock) fol-
gern, denn die Güte und Kälte der Quelle in Oropos, die ja noch jetzt je-
den Besucher des schönen Waldthals erquickt, wird im Altertum gerade
mehrfach gerühmt (Xenophon Mem. III 13,3, Athen. II p. 46c).
2 Um von Toxaris abzusehen ; s. Sybel Hermes XX S. 41 1Γ.
3 Sybel’s Versuch, Alkon an dem Südabhang der Burg als Vorgänger des
Asklepios anzusetzen (Athen. Mitlh. X S. 97), ist durch Wilamowitz,
Isyllos S, 189 ff. widerlegt.
A. KOERTE, BEZIRK EINES HEILGÖTTES
die eben erwähnten Reliefs und die Sakralgesetze des Lykurg
( C. I. A. II 162 Z. 21. Add. S. 4 11) bezeugt ist \ hatte nach
Pausanias 18,2 nahe bei den Eponymen eine Statue. Dass
er in derselben Gegend einen von Pausanias nicht erwähnten
Bezirk hesass, lehren die Reliefs, welche bei der Verlänge-
rung der Piräusbahn in der Nähe des Theseion gefunden
wurden.
Sonst kennen wir von athenischen Heilheroen noch Alkon1 2,
dessen Priestertum Sophokles bekleidete, dessen Kult also
älter war als der des Asklepios. Es ist sehr wol möglich, dass
gerade er der alte Inhaber unseres Bezirks gewesen ist3.
Wir müssen es also, meiner Ansicht nach,vorläufig unent-
schieden lassen, ob hier im Westen der Burg unter Benutzung
eines älteren Bezirks ein zweites Asklepieion entstand, oder ob
dies Heiligtum noch im vierten Jahrhundert einem andern
Heros gehörte, neben dem in späterer Zeit auch Asklepios
verehrt wurde. Es ist wol zu hoffen, dass neue Ausgrabungen
diese Frage entscheiden werden.
Athen.
ALFRED KÖRTE.
·—$·“ -· οΛ>-
1 Wann sein Kult in Athen eingeführt ist, lässt sich nicht genau ermit-
teln. Das genannte Sakralgesetz nennt ihn vor Asklepios — και τω Άμφιαράω
καί τω Άσκληπιω— woraus man auf höheres Alter seines Kultes schliessen
möchte. Dagegen spricht aber wol der Umstand, dass Aristopbanes in dem
415 aufgeführten Amphiaraos seinen Kranken noch nach Oropos zu schicken
scheint. Ich möchte das besonders aus dem ακραιφνές ΰδωρ (Fr. 32 Kock) fol-
gern, denn die Güte und Kälte der Quelle in Oropos, die ja noch jetzt je-
den Besucher des schönen Waldthals erquickt, wird im Altertum gerade
mehrfach gerühmt (Xenophon Mem. III 13,3, Athen. II p. 46c).
2 Um von Toxaris abzusehen ; s. Sybel Hermes XX S. 41 1Γ.
3 Sybel’s Versuch, Alkon an dem Südabhang der Burg als Vorgänger des
Asklepios anzusetzen (Athen. Mitlh. X S. 97), ist durch Wilamowitz,
Isyllos S, 189 ff. widerlegt.