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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Editor]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 18.1893

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Heft 3
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Noack, Ferdinand: Zum Friese von Gjölbaschi
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https://doi.org/10.11588/diglit.37662#0324

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306

F. NOAGÜ

Friese von Gjölbaschi keinen Schluss auf die Kunst des IV)-
lygnot, denn grade hier hört sein Einfluss auf und beginnt
derjenige der grossen attischen Friese, ln der Wiedergabe von
Typen und Einzelgruppen dagegen haben jene Meister eben-
sosehr unter dem Einflüsse des grossen Thasiers gestanden wie
die attische Kunst überhaupt. Die Werke attischer Plastik und
Malerei, von Polygnot bis zum Phigaleiafriese, haben Inhalt
und Charakter der Reliefs von Gjölbaschi bestimmt1.

' Eine vollständige Vergleichung aller einzelnen T.ypen dieser Friese mit
attischen Kunstwerken des fünften Jahrhunderts würde noch deutlicher, als
es hei Benndorf geschehen, zeigen, dass die Skulpturen von Gjölbaschi Mo-
tive der verschiedensten Art und der verschiedensten Epochen vereinigten,
dass ihre Meister gewissermassen die Summe jener künstlerischen Ent-
wickelung gezogen haben, dass daher diese Friese erst an das Ende der
ganzen Reihe zu stehen kommen und nicht früher als am Ausgange des
fünften Jahrhunderts entstanden sein können.
Die tanzenden Mädchen unterhalb des Gelages ( Benndorf a. a. 0. Taf. XX)
und noch mehr die beiden Kalathiskostänzer am Eingang (Taf.V) erinnern
an die beiden berliner Reliefs, Arch. Anzeiger 1893 S. 76. 77. und an andere
tanzende Figuren, vgl. F.Winter im Fünfzigsten berliner Winkelmannspro-
gramm Taf. 1 f., rotfigurige Vasen bei Mi Hin I 52. 53 und in der Sammlung der
archäologischen Gesellschaft zu Athen Nr. 1 314 und 3442. Für den unmittel-
baren Einfluss der grossen Malerei ist der Freiermord des Odysseus im Athe-
natempcl zu Plataiai das grundlegende Beispiel. Aber Polygnot hatte auch
den Raub der Leukippiden (Anakeion in Athen), Onasias als Gegenstück
zum Freiermord die Sieben gegen Theben, Mikon Amazonen nnd Kentau-
renkämpfe (Stoa Poikile, Tbeseion) und mit Panainosdie Marathonschlacht
gemalt. Auf dem Fries mit dem Freiermord finden wir auch die Gruppe, die
in der zweiten Hälfte des fünften Jahrhunderts sich besonderer Beliebtheit
erfreute, hier für die drei Mägde verwendet: Nikefries (Overbeck, Plastik·4 I
Fig. 124 e). Erechtheionfries (Schöne, Griecb. Reliefs Taf. I 16. 22) und das
am 15. Febr. d. J. von Pbilios in der Sitzung des athen. Institutes besprochene
Urkundenrelief aus Eleusis. Für die Gestalt der Penelope darf ausser der
Eurydike des Orpheusreliefs in Villa Albani (Benndorf S. 100) noch an die
Athena und einige andere Frauengestalten vorn Nikefries (a. a. O. a-d) und
an Nr. 21 vom Erechtheionfries (a.a. 0.) erinnert werden. Der Parthenon-
fries bietet natürlich eine reiche Auslese; ich nenne nur Idas und Lyn-
keus im Leukippidenraub Taf. XVI A 3. B 3, vgl. Michaelis, Parthenon
Taf. 9 Platte IX. Selbst für die Amazonenschlacht sind Motive von dorther
genommen: Taf. XIV A 14 und XV A 15 hat der Bildhauer das Motiv Par-
thenon Taf, 13, XXXVIII besser und getreuer verwertet als der Vasenmaler
 
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