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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 21.1896

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Heft 1
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Wiegand, Theodor: Der angebliche Urtempel auf der Ocha
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https://doi.org/10.11588/diglit.38774#0024

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ü

Th. Wiegand

gischen’ Epoche findet. Es war schon Welcher aufgefallen,
dass die Thür nach oben nicht schwindet (enger wird). Ein
noch offenkundigeres Zeichen weit jüngerer Entstehung ist,
dass die Anschlussflächen, wie namentlich einige herabge-
stürzte Platten des Daches und der Belag des Fussbodens be-
weisen, glatt gerändert sind und den beim entwickelten Qua-
derbau üblichen vertieften Spiegel zeigen. Endlich bemerkten
wir sowol aussen links von der Thür, als auch innen an der
vorkragenden untersten Dachschicht sowie 53-59cm darunter
(in der dritten Wandschicht von oben) merkwürdige halb-
runde Einarbeitungen, welche auch auf Wilbergs Skizze
deutlich erkennbar sind. Da sie nur an einzelnen Steinen Vor-
kommen und nicht als Streif durchgehen, so haben sie sicher
nicht zum Schmuck gedient, rühren vielmehr von den hölzer-
nen Sprengkeilen der Steinbrucharbeiter her. Ebensolche Ein-
arbeitungen finden sich hei einzelnen Steinen der benachbar-
ten Burg von Dystos, die teils dem Polygonalst! 1, teils der
Übergangsstufe zur Quadertechnik, also etwa dem sechsten
Jahrhundert vorChr., angehört. Sicherlich lassen sie sich noch
an vielen ähnlichen Burgmauern nach weisen, ich bemerkte
sie z. B. kürzlich an der südlichen Stadtmauer von Priene und
in Pergamon. Gemeinsam mit Dystos und anderen altgriechi-
schen Burgen hat der Ochabau auch lange senkrechte Meis-
selfurchen auf den Quaderfronten.
Nach diesen Beobachtungen wird man das Gebäude viel-
leicht später, aber keinesfalls früher als in das sechste Jahr-
hundert vor Chr. setzen dürfen.
Besonderes Interesse erregte stets die Dachanlage. Dass sie
hypäthral gewesen sei, ist schon desshalb unmöglich, weil
alsdann die beiden Fenster zwecklos gewesen wären. Das an-
gebliche όπαΐον von etwa 50cm Breite, das ich hier in seinem
jetzigen Zustande, von oben gesehen, abbilde, ist nur noch an
einer Stelle, der Thür gegenüber, in dieser Weite erhalten,
sonst sind überall über der Eingangsseite die obersten der
vorkragenden Dachplatten herabgeworfen; ihren ursprüng-
lichen Rand nach dem First zu habe ich durch eine punkfcirte
 
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