DER ANGEBLICHE URTEMPEL AUF DER OCHA
(Hierzu Tafel II. III)
Es sind fast hundert Jahre verflossen, seitdem der engli-
sche Gelehrte Hawkins1 den dicht unter dem Ochagipfel lie-
genden Steinbau entdeckte, den er für einen pelasgischen Ur-
tempel erklärte (1797). East alle späteren Besucher des Ge-
bäudes haben diese Ansicht gebilligt, namentlich Η. N. Ulrichs
(18 42), dessen Veröffentlichungen in den Schriften des römi-
schen Instituts am bekanntesten geworden sind, und sein Rei-
segenosse Welcher, der in äusserst lebhafter Weise die Ansicht
von L. Ross2 bekämpfte, dass es sich nur um eine einfache
antike Sennhütte handele, wie es deren noch mehrere im Ge-
birge gebe. Bursian, der den Nachweis einer besonderen dry-
opischen Bauweise an mehreren Orten Euböas versuchte, liess
sich von Ross ebensowenig überzeugen als Lölling3, trotzdem
dieser die von Bursian zum Vergleich herangezogenen sog.
Drachenhäuser von Stura als einfache Hütten von Steinbruch-
arbeitern erklärt hatte. So blieb das Gebäude ein Denkmal
uralter Zeit, ‘das an Wichtigkeit und Würde des Altertums
und als ein lichter Punkt in dem weiten Dunkel, das auf je-
nen Zeitenfernen ruht, den Grabmälern der alten Königsge-
schlechter an die Seite gesetzt zu werden verdient’. (Welcker).
1 Hawkins in Walpoles Travels S. 185-93. Ulrichs, Annali dell’inst. 1842,
XIV, S. 5 ff. Welcker, Rhein. Mus. II, 1842, S. 181= Kleine Schriften III
S. 376-392 und 553 (vgl. Tagebuch einer griechischen Reiseil S. 287).
K. 0. Müller, Handbuch der Archäologie 3 S. 34 § 53,2. Girard, Memoire
sur l’isle d'Eubee, 1852, S. 74 ff. Bursian, Arch. Zeitung 1855 S. 132. Bau-
meister, Topogr. Skizze der Insel Euböa S. 29. Abbildungen: Mort, deü’inst.
III Taf. 37, danach oft wiederholt, z. B. bei Baumeister a. a. 0. Taf. 2
und in dessen Denkmälern II Taf. 15, 882. 883, S. 805f. (Julius). Canina,
Archit. ant. I Taf. 14, 1-3.
2 Königsreisen II, 1841, S. 30. Ohne Begründung denkt Thiersch, Erech-
theum II S. 117 und 126 an ein Grabmonument, ebenso K. F. Hermann,
Zeitschrift für die Alterthumswissenschaft 1819 S, 152.
3 Bädekers Handbuch 3 S. 216 (und ausführlicher in dem nur als Manu-
script gedruckten Entwurf dazu S. CCCXLV). Griech. Landeskunde S.193,
(Hierzu Tafel II. III)
Es sind fast hundert Jahre verflossen, seitdem der engli-
sche Gelehrte Hawkins1 den dicht unter dem Ochagipfel lie-
genden Steinbau entdeckte, den er für einen pelasgischen Ur-
tempel erklärte (1797). East alle späteren Besucher des Ge-
bäudes haben diese Ansicht gebilligt, namentlich Η. N. Ulrichs
(18 42), dessen Veröffentlichungen in den Schriften des römi-
schen Instituts am bekanntesten geworden sind, und sein Rei-
segenosse Welcher, der in äusserst lebhafter Weise die Ansicht
von L. Ross2 bekämpfte, dass es sich nur um eine einfache
antike Sennhütte handele, wie es deren noch mehrere im Ge-
birge gebe. Bursian, der den Nachweis einer besonderen dry-
opischen Bauweise an mehreren Orten Euböas versuchte, liess
sich von Ross ebensowenig überzeugen als Lölling3, trotzdem
dieser die von Bursian zum Vergleich herangezogenen sog.
Drachenhäuser von Stura als einfache Hütten von Steinbruch-
arbeitern erklärt hatte. So blieb das Gebäude ein Denkmal
uralter Zeit, ‘das an Wichtigkeit und Würde des Altertums
und als ein lichter Punkt in dem weiten Dunkel, das auf je-
nen Zeitenfernen ruht, den Grabmälern der alten Königsge-
schlechter an die Seite gesetzt zu werden verdient’. (Welcker).
1 Hawkins in Walpoles Travels S. 185-93. Ulrichs, Annali dell’inst. 1842,
XIV, S. 5 ff. Welcker, Rhein. Mus. II, 1842, S. 181= Kleine Schriften III
S. 376-392 und 553 (vgl. Tagebuch einer griechischen Reiseil S. 287).
K. 0. Müller, Handbuch der Archäologie 3 S. 34 § 53,2. Girard, Memoire
sur l’isle d'Eubee, 1852, S. 74 ff. Bursian, Arch. Zeitung 1855 S. 132. Bau-
meister, Topogr. Skizze der Insel Euböa S. 29. Abbildungen: Mort, deü’inst.
III Taf. 37, danach oft wiederholt, z. B. bei Baumeister a. a. 0. Taf. 2
und in dessen Denkmälern II Taf. 15, 882. 883, S. 805f. (Julius). Canina,
Archit. ant. I Taf. 14, 1-3.
2 Königsreisen II, 1841, S. 30. Ohne Begründung denkt Thiersch, Erech-
theum II S. 117 und 126 an ein Grabmonument, ebenso K. F. Hermann,
Zeitschrift für die Alterthumswissenschaft 1819 S, 152.
3 Bädekers Handbuch 3 S. 216 (und ausführlicher in dem nur als Manu-
script gedruckten Entwurf dazu S. CCCXLV). Griech. Landeskunde S.193,