DIE SEKUNDÄREN ZEICHEN DES GRIECHISCHEN
ALPHABETS
I.
Seitdem Kirchhoff einen Vorgang in der Geschichte des
griechischen Alphabets in den Vordergrund gerückt hat, die
Erfindung der an das Uralphabet angehängten Zeichen für cp,
χ, ξ, ψ, haben sich zahlreiche Forscher um die eigentümlich
verwickelten Probleme bemüht, welche sich an diesen Vor-
gang knüpfen. Reiner der Versuche, die hier obwaltenden
Schwierigkeiten zu lösen, hat allgemeine Anerkennung ge-
funden. Es könnte gewagt erscheinen, danach diese Fragen
hier von Neuem zur Erörterung zu bringen, wenn nicht in
jüngster Zeit eine Reihe neuer Thatsachen bekannt geworden
wäre, denen es gilt die richtige Stelle in der Geschichte der
sekundären Zeichen anzuweisen. Aber auch das schon früher
bekannte Material ist, wenn ich nicht irre, nach einer Rich-
tung noch nicht genügend gewürdigt worden, welcher in die
sen Fragen eine grosse Wichtigkeit zukommt, nach der laut-
geschichtlichen. Wenn es auch jetzt nicht möglich ist, die Ge-
schichte der sekundären Zeichen bis in ihre Anfänge mit der
wünschenswerten Sicherheit festzustellen, so liegt dies ledig-
lich an der Beschränktheit unseres Materials, die eine andere
als hypothetische Lösung gewisser Fragen bis jetzt nicht zu-
lässt und vielleicht niemals zulassen wird.
Das Hauptproblem war und ist: wie kommt es, dass zwar
alle hellenischen Stämme—von den bekannten Ausnahmen,
Thera, Melos, Kreta, abgesehen — in der Bezeichnung der la-
bialen Aspirata durch φ übereinstimmen, dagegen in dem
Ausdruck für die gutturale Aspirata auseinandergehen und
hierfür im Osten ein Zeichen -f- verwenden, das im Westen
ALPHABETS
I.
Seitdem Kirchhoff einen Vorgang in der Geschichte des
griechischen Alphabets in den Vordergrund gerückt hat, die
Erfindung der an das Uralphabet angehängten Zeichen für cp,
χ, ξ, ψ, haben sich zahlreiche Forscher um die eigentümlich
verwickelten Probleme bemüht, welche sich an diesen Vor-
gang knüpfen. Reiner der Versuche, die hier obwaltenden
Schwierigkeiten zu lösen, hat allgemeine Anerkennung ge-
funden. Es könnte gewagt erscheinen, danach diese Fragen
hier von Neuem zur Erörterung zu bringen, wenn nicht in
jüngster Zeit eine Reihe neuer Thatsachen bekannt geworden
wäre, denen es gilt die richtige Stelle in der Geschichte der
sekundären Zeichen anzuweisen. Aber auch das schon früher
bekannte Material ist, wenn ich nicht irre, nach einer Rich-
tung noch nicht genügend gewürdigt worden, welcher in die
sen Fragen eine grosse Wichtigkeit zukommt, nach der laut-
geschichtlichen. Wenn es auch jetzt nicht möglich ist, die Ge-
schichte der sekundären Zeichen bis in ihre Anfänge mit der
wünschenswerten Sicherheit festzustellen, so liegt dies ledig-
lich an der Beschränktheit unseres Materials, die eine andere
als hypothetische Lösung gewisser Fragen bis jetzt nicht zu-
lässt und vielleicht niemals zulassen wird.
Das Hauptproblem war und ist: wie kommt es, dass zwar
alle hellenischen Stämme—von den bekannten Ausnahmen,
Thera, Melos, Kreta, abgesehen — in der Bezeichnung der la-
bialen Aspirata durch φ übereinstimmen, dagegen in dem
Ausdruck für die gutturale Aspirata auseinandergehen und
hierfür im Osten ein Zeichen -f- verwenden, das im Westen