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J. ZINGERLE
erklärt es sich leicht: der Übergang von st zu s vor Yocalen
ist ganz geläufig (Meisterhans, Gramm, der att. Inschriften 2
S. 31). Die durch den erhaltenen Rest gesicherte Herstellung
dieser Form auf unserer Inschrift würde somit auch dann kei-
nem Bedenken unterliegen, wenn sie nicht auch anderwei-
tig gestützt wäre; sie findet sich jedoch einmal in sicherer
Überlieferung im zweiten leydener Zauberpapyrus (Dieterich,
Abraxas S. 172 zu Z. 3). Demnach ist herzustellen: κατα-
καύσασαν καί λεο[τριβήσασαν]. Die Bestandteile des Medica-
rnentes sollen verbrannt und dann verrieben werden. Die Er-
gänzung wird gesichert durch ein völlig gleichlautendes Rezept
des zweiten berliner Zauberpapyrus zur Herstellung einer ma-
gischen Tinte (Parthey, Abhandlungen der Akademie zu Ber-
lin 1865 S. 151 f. 31): Έστίν δε το ρ,έλαν τάδε' σρ.ύρναν καί
πεντεδάκτυλον βοτάνην καί άρτερκσίαν χανσαι, [όρ.ου 2εο\τρί6ησον 1.
Über den Zusammenhang mit dem folgenden kann ein Zwei-
fel nicht bestehen, denn ροδίνου bezieht sich offenbar auf das
Rosenöl, mit dem die verbrannten Ingredienzien verrieben
werden sollen2. Es fehlt also auf der vorausgehenden Zeile
nur noch die Praeposition ρ,ετά. Ganz ähnlich eine Vorschrift
des leydener Papyrus (Dieterich S. 171, Z. 15): έπίθυε . . .
2είοτρι6ϊ\σα( μετ’ οίνου άΟαλάσσου κρίνινον, λώτινον κτλ.
Die Grösse des fehlenden Teiles berechnet sich danach für
diese Zeile auf 14 Buchstaben und diese Zahl ist auch für die
Ergänzung der übrigen festzuhalten ; geringe Schwankungen
von 1-2 Buchstaben sind erlaubt, da auch auf dem erhaltenen
Teile der Inschrift die Anzahl der Buchstaben in den gleich
1 Partbey αΐνώς, ygl. jedoch όρου in ähnlichen Rezeptformeln Lond. Pa-
pyr. CXXI, 192 όρου τρίψον (Wessely, Denkschriften der wiener Akad. XLII
S. 26; Kenyon, Greek pap. in the British Mus. S. 90, Z. 192), όρου ποίησον im
grossen Paris. Pap. 2718; 2893. Ob an der obigen Stelle λεοτρ. oder λειοτρ.
zu ergänzen ist, ist natürlich nicht zu entscheiden; darauf kommt es auch
weiter nicht an.
2 Baunack zweifelnd: [ελαίου του] ροδίνου. Der Zusatz ist entbehrlich, ρόδι-
νου schlechtweg Lond. Papyr. CXXI, 238 W. = 230 K. Leyd. Papyr. bei Die-
terich, Abraxas S. 271, Z. 19. Und zwar bedeutet es dann Rosenöl; handelt
es sich um Rosensalbe, so ist ρύρον immer ausdrücklich hinzugesetzt.
J. ZINGERLE
erklärt es sich leicht: der Übergang von st zu s vor Yocalen
ist ganz geläufig (Meisterhans, Gramm, der att. Inschriften 2
S. 31). Die durch den erhaltenen Rest gesicherte Herstellung
dieser Form auf unserer Inschrift würde somit auch dann kei-
nem Bedenken unterliegen, wenn sie nicht auch anderwei-
tig gestützt wäre; sie findet sich jedoch einmal in sicherer
Überlieferung im zweiten leydener Zauberpapyrus (Dieterich,
Abraxas S. 172 zu Z. 3). Demnach ist herzustellen: κατα-
καύσασαν καί λεο[τριβήσασαν]. Die Bestandteile des Medica-
rnentes sollen verbrannt und dann verrieben werden. Die Er-
gänzung wird gesichert durch ein völlig gleichlautendes Rezept
des zweiten berliner Zauberpapyrus zur Herstellung einer ma-
gischen Tinte (Parthey, Abhandlungen der Akademie zu Ber-
lin 1865 S. 151 f. 31): Έστίν δε το ρ,έλαν τάδε' σρ.ύρναν καί
πεντεδάκτυλον βοτάνην καί άρτερκσίαν χανσαι, [όρ.ου 2εο\τρί6ησον 1.
Über den Zusammenhang mit dem folgenden kann ein Zwei-
fel nicht bestehen, denn ροδίνου bezieht sich offenbar auf das
Rosenöl, mit dem die verbrannten Ingredienzien verrieben
werden sollen2. Es fehlt also auf der vorausgehenden Zeile
nur noch die Praeposition ρ,ετά. Ganz ähnlich eine Vorschrift
des leydener Papyrus (Dieterich S. 171, Z. 15): έπίθυε . . .
2είοτρι6ϊ\σα( μετ’ οίνου άΟαλάσσου κρίνινον, λώτινον κτλ.
Die Grösse des fehlenden Teiles berechnet sich danach für
diese Zeile auf 14 Buchstaben und diese Zahl ist auch für die
Ergänzung der übrigen festzuhalten ; geringe Schwankungen
von 1-2 Buchstaben sind erlaubt, da auch auf dem erhaltenen
Teile der Inschrift die Anzahl der Buchstaben in den gleich
1 Partbey αΐνώς, ygl. jedoch όρου in ähnlichen Rezeptformeln Lond. Pa-
pyr. CXXI, 192 όρου τρίψον (Wessely, Denkschriften der wiener Akad. XLII
S. 26; Kenyon, Greek pap. in the British Mus. S. 90, Z. 192), όρου ποίησον im
grossen Paris. Pap. 2718; 2893. Ob an der obigen Stelle λεοτρ. oder λειοτρ.
zu ergänzen ist, ist natürlich nicht zu entscheiden; darauf kommt es auch
weiter nicht an.
2 Baunack zweifelnd: [ελαίου του] ροδίνου. Der Zusatz ist entbehrlich, ρόδι-
νου schlechtweg Lond. Papyr. CXXI, 238 W. = 230 K. Leyd. Papyr. bei Die-
terich, Abraxas S. 271, Z. 19. Und zwar bedeutet es dann Rosenöl; handelt
es sich um Rosensalbe, so ist ρύρον immer ausdrücklich hinzugesetzt.