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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Editor]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 36.1911

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Frickenhaus, August; Müller, Walter: Aus der Argolis: Bericht über eine Reise vom Herbst 1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.37288#0046

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30 A. FRICKENHAUS u. W. MÜLLER
zu Tage gekommen: eine 73 cm koke Basis von rund 45 cm
Seitenlange, oben und unten profiliert, mit je drei Dübel-
löckern auf der Ober- und Unterseite. Der Anfang des Textes
stand wohl auf einem verlorenen oberen Stein, in den das
Weihgeschenk eingelassen war, und umfasste mindestens
den Namen des Gottes und des Stifters und etwa das Wort
tepareuoag; dann beginnt die erhaltene Inschrift: 'AytöMüWL
Ma^edrct ] Ypapparsiioctg jtpeloßgöoag Jtpog rov ] aotoxpdmpot Tpat-
ctvov 'Aöptavöv jipotxa uGep rpv xutpOa f)pe-
pa$j?L' rcap^ eouuon dyopalvoppcaq sx r<üv töttov dvethixev.
Das Problem über die Lage von Lessa lässt sich durch
Beobachtung des Siedelungscharakters und der Scherben
leicht entscheiden. Denn die beiden für Lessa angesproche-
nen kleinen Castelle (Kasarmi und Kastraki) sind stets nur
Castelle gewesen und stammen frühestens aus dem IV. Jalirh.,
während auf der Höhe über Liguriö viele Häuserreste und
rotfigurige Scherben des V. Jahrh. gefunden wurden b Die
Höhe ist bis in die byzantinische Zeit hinein besiedelt wor-
den: noch jetzt gibt es in und bei Liguriö eine ganze Reihe
byzantinischer Capellen, zum Teil mit vortrefflichen Fresken.
Das altertümliche ^öavov, das Pausanias in Lessa sah, macht
es wahrscheinlich, dass der Ort schon vor dem V. Jahrh.
v. Chr. existierte.
Die angeblichen grossen Städte, die nach den Angaben
der Expedition de Moree im Bedenitale liegen sollen, sind
gar nicht vorhanden. Überhaupt weisen sowohl die Karte als
auch die Itinerare der Expedition in diesen Gegenden viele

' Vermutlich stammen von dort auch die bekannte Bronze von Ligu-
riö und andere Bronzen desselben Fundorts (Wernicke, RM. IV 1889, 166;
Furtwängler, 50. Berl. Winckelm.-Progr. 126; vgl. IG. IV 1476; Lechat, La
sculpture attique avant Phidias 145 A. 6). Unter ihnen ist eine Zeusstatuette,
durch die man an den Zeuskult bei Lessa erinnert wird (Paus. II 25, 10).
Weil übrigens in den gleichen Jahren wie die von Wernicke publicierten
Bronzen auch die bekannte Bronzetafel IG. IV 554 in die Sammlung Tyskie-
wicz gelangte, so möchten wir vermuten, dass auch sie aus Liguriö-Lessa
stammt, zumal Pausanias dort einen alten Athenakult bezeugt; wegen des
Alphabets gehört sie in die Gegend von Argos. Wenn die Vermutung rich-
tig ist, so wäre Lessa in der Zeit der Perserkriege selbständig gewesen.
 
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