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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 36.1911

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Dörpfeld, Wilhelm: Zu den Bauwerken Athens
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https://doi.org/10.11588/diglit.37288#0060

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W. DORPFELD

pel siel) beziehenden Nachrichten dem Erechtheion zu und
musste so notwendiger Weise zu einer falschen Ansicht über
diesen Bau kommen. Obwohl die Entdeckung eines dritten
Tempels jetzt die Grundlagen seiner früheren Ansicht er-
schüttert und zum Teil vernichtet hat, sucht er immer noch
seine alte Ansicht, dass das Erechtheion der alte Athena-
Tempel sei, aufrecht zu halten. Ich selbst habe dagegen nach
Entdeckung des alten Tempels alle literarischen Nachrichten
ohne jede vorgefasste Meinung von neuem verhört und auf
die drei Tempel der Burg zu verteilen gesucht. Dass ich
dabei nicht in allen Fällen sofort das Richtige getroffen
habe, und dass meine Ansicht über die Geschichte des alten
Tempels sich erst allmählich geklärt hat, wird und darf man
mir nicht zum Vorwurf machen. Wer von uns beiden ist nun
wohl voraussetzungsloser und weniger voreingenommen?
Doch schweigen wir lieber über die verletzenden Beschuldi-
gungen Petersens und wenden uns zu den sachlichen Resul-
taten seines Buches.
Aus der reichen Fülle alter und neuer Theorien, die
Petersen vorträgt, können hier nur einige berührt werden.
Der Kernpunkt unseres Streites liegt offenbar darin, dass
Petersen zwar in dem jtoAondg votog rfjg des Xenophon
(Hellen. I 6, 1) jetzt das alte Hekatompedon, meinen alten
Tempel der Athena, sieht, aber in dem dpxoüoc vetog der In-
schriften des V. und IV. Jahrhunderts einen anderen Bau
erkennen will, nämlich das jetzige Erechtheion und seinen
Vorgänger an derselben Stelle, während meines Erachtens
weder das ältere, noch das jüngere Erechtheion jemals die-
sen Namen geführt hat. Die Epitheta dpxouog jta^atog
sind, wie zuerst A. Michaelis hervorgehoben hat, wohl zu
unterscheiden: ein alter Tempel ist dpxalogund KaXatög; wird
er aber erneuert, so bleibt er zwar dpxctlog, aber nicht mehr
aedouog. Daher war die früher auch von Petersen vertretene
Ansicht, dass das eben vollendete Erechtheion um 406 von
Xenophon als JtoAono$ votbg if)$ 'Aüfp'dk bezeichnet worden sei,
ganz unhaltbar. Wenn A. Furtwängler (Münch. Sitz.-Ber.
1904,373) jenen Unterschied von dpxotlog und aodoadg noch
nicht anerkennt, so lässt sich das nur dadurch erklären,
 
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