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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 36.1911

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Dörpfeld, Wilhelm: Zu den Bauwerken Athens
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https://doi.org/10.11588/diglit.37288#0079

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ZU DEN BAUWERKEN ATHENS

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jedoch anders; die unrichtige Zuteilung wird durch ihre Fol-
gen verhängnisvoll und muss daher entschieden zurückge-
wiesen werden.
Es ist schon schlimm, dass Versakis nichts davon weiss,
dass Penrose, der beste Kenner des Parthenon, jenes Capi-
tell der inneren oberen Säulenreihe dieses Tempels zuge-
schrieben hat. Viel schlimmer ist es und verdient eine ernste
Zurückweisung, dass Versakis dasselbe Capitell, das er zuerst
wegen "gleicher Arbeit' dem Nikias-Bau zuteilt, später selbst
als wichtigsten Zeugen dazu benutzt, um das ganze Monu-
ment trotz seiner datierten Weihinschrift um ein Jahrhun-
dert hinaufzurücken! Diesen merkwürdigen Nachweis führt
er dadurch, dass er das Profil des Capitells neben je ein ent-
sprechendes Profil der Propyläen des Mnesikles und der wahr-
scheinlich aus dem vierten Jahrhundert stammenden Stoa
des Asklepieion setzt. (Zu dem letzteren Gebäude und seinem
Capitell muss nebenbei bemerkt werden, dass erstens diese
Stoa nicht genau datiert ist, und dass zweitens, wie Versakis
selbst angibt, kein einziges Capitell der ursprünglichen dori-
schen Säulen der Stoa erhalten ist; das abgebildete Capitell
soll aber eine "zweifellos" getreue spätere Nachbildung des
ursprünglichen Capitells sein. Woher er das weiss, ist mir
ein Rätsel; in Wirklichkeit kennen wir das alte Capitell der
Stoa gar nicht). Aus den nebeneinander gestellten Profilen
schliesst Versakis sodann, dass das von ihm dem Nikias-Mo-
nument zugeteilte Capitell zu einem Bau etwa aus der Zeit
der Propyläen gehöre. Aber gerade deshalb gehört es un-
möglich zum Bau des Nikias, der nach der Inschrift mehr
als ein Jahrhundert jünger ist, sondern passt vorzüglich zum
Parthenon, wie Penrose längst gesehen hat. Versakis schliesst
aber umgekehrt: deshalb gehört das Nikias-Monument noch
ins V. Jahrhundert! Die grosse Weihinschrift des Nikias soll
erst später auf die Mitte des Baues gesetzt worden sein! Sol-
che Schlüsse halte ich für unerlaubt.
Man wende hiergegen nicht ein, dass Versakis zwar
selbst das dem V. Jahrhundert angehörige Capitell als das
wichtigste Argument für seine neue Datierung des Nikias-
Baues bezeichne, aber daneben noch andere Beweise hierfür
 
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