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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 36.1911

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Dörpfeld, Wilhelm: Gesimse unter Wandmalereien
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https://doi.org/10.11588/diglit.37288#0105

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GESIMSE UNTER WANDMALEREIEN

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ähnliche Gestalt haben wie die von A. Conze aufgezählten
18 Stücke mit Buchstaben. Sie haben fast dasselbe Profil:
ein zierliches Geison mit runder Unterschneidung und dar-
über eine niedrige stufenförmige Erhöhung, die stellenweise
zurückspringt. Buchstaben tragen sie nicht, zeigen aber noch
deutliche Spuren ihrer ehemaligen Verwendung und gestatten
uns dadurch, ihren ursprünglichen Platz zu bestimmen.
Der auf Abb. 1 gezeichnete Stein A zeigt nämlich auf
der vorspringenden Stufe die Standspur und das Dübelloch
für ein dorisches Halbsäulchen mit Pfeiler; die Canelluren
sind noch ganz deutlich zu erkennen und ergeben ein Säul-
chen von 0,17 m Durchmesser. Eine in der Nähe liegende,
mit einer dorischen Halbsäule verbundene Seitenplatte der
Nischen-Architektur passt ganz genau auf diese Spur. Der
andere ebenda abgebildete Stein B zeigt noch die Dübel-
löcher für zwei Pfeiler einer solchen Nische und lässt auch
noch die Aufschuürungslinien für die Säulchen und die Achse
der Nische erkennen. Die untere Breite der Nische, die sich
über dem Steine B erhob, betrug darnach 0,85 m. Das ist
genau dasselbe Maass, das Bohn aus den vorhandenen dori-
schen Gebälksteinen für die Breite der Nische berechnet hat
(Pergamon II Taf. XXVI). Unsere Gesimse haben also sicher
die Wandnischen der Athena-Stoen getragen, und zwar bilde-
ten die erwähnten Vorsprünge der kleinen stufenförmigen
Platte oberhalb des eigentlichen Gesimses den Stylobat der
etwas vor die Wand vorspringenden Halbsäulchen.
Die Zeichnung der Halle, die Bohn auf Tafel XXI des-
selben Bandes veröffentlicht hat, muss hiernach so verändert
werden, wie ich sie in Abb. 2 gezeichnet habe. Das zierli-
che Gesimse passt augenscheinlich besser zu der feinen Archi-
tektur der Nischen als das breite, von Bohn gezeichnete Gurt-
band. Es bildete den Abschluss des unteren, aus Marmor er-
richteten Teiles der Wand. Uber ihm war die Mauer, wie
schon Bohn aus der Bearbeitung der Pfeiler und des Gebäl-
kes der Nischen richtig erkannt hat, rauh geblieben, mit Stuck
überzogen und entweder einheitlich gefärbt oder mit Wand-
gemälden bedeckt. Unterbrochen wurde der bemalte Oberteil
der Wand von den etwas vorspringenden Nischen, die teils
 
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