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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 36.1911

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Frickenhaus, August: Das Herakleion von Melite
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https://doi.org/10.11588/diglit.37288#0142

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A. FRICKENHAUS

halb Athens, aber an getrennten Orten, gefunden; aus At-
tika (Athen?) kommen wahrscheinlich auch Nr. 1,4, 7 und 9.
Dagegen stammt Nr. 4 aus Messene (Ithome) \ Nr. 5 aus
Theben, Nr. 9 aus Andros. Die Reliefs gehörten also zu ver-
schiedenen Heiligtümern, und man kann nicht beweisen,
dass auch nur zwei von ihnen einst im gleichen Herakleion
gestanden haben
Allen unsern Reliefs ist gemeinsam eine Darstellung
das Herakles, dem sie geweiht sind % bei einem bestimmten
und eigenartigen Säulenbau, der uns hier besonders inter-
essiert. Wer die ganze Serie mustert, muss zugeben, das
stets dasselbe Object gemeint ist. Auf einem Unterbau von
mehreren Stufen ^ sieht man gewöhnlich zwei glatte $ dori-
sche Säulen mit einem darüberliegenden Epistyl. Auf letz-
terem ruht niemals ein Dach, obwohl bei Nr. 2 und 3 noch

' An der Fundangabe mit Svoronos zu zweifeln, sehe ich keinen ge-
nügenden Grund, wenn das Relief auch nach Material und Stil attisch ist;
auch Nr. 9 (aus Andros) ist ja nach dem Stil attisch.
^ Brueckners Meinung (bei Svoronos, Das Athener Nationalmuseum
Heft 1 3 p. 379), dass alle auf einen und denselben Herakleskult zurückgehen,
ist sicher irrig. Brueckuer hat übrigens die von ihm geplante Besprechung
dieser Reliefs wieder aufgegeben. Dagegen ist eine Abhandlung über sie
von Dr. O. Walter zu erwarten.
s Herakles ist bei fast allen richtig erkannt worden. Nur der Heros
von Nr. 4 wurde zeitweise Theseus genannt, was Furtwängler widerlegte;
dass in Nr. 6 und 9 Herakles gemeint ist, ergibt sich aus den anderen Bei-
spielen. Auch Nr. 7 ist schwerlich eine mythische Darstellung (Theseus und'
der nrarathonische Stier), wie Helbig und Barracco vermuten, sondern ein-
fach ein Weihrelief an Herakles. Übrigens ist der Heros stets unbärtig, aus-
ser bei Nr. 5 und 6, die vermutlich die ältesten Stücke unserer Serie sind.
* Der Stufenunterbau fehlt nur bei Nr. 5 (Theben). Es sind zwei Stu-
fen bei Nr. 2, 4 und 8, wahrscheinlich auch bei Nr. 3, wo darunter noch
eine Euthynteria zu erkennen ist; drei Stufen bei Nr. 1 und 9; 'drei bis vier'
Stufen bei Nr. 6; unsicher Nr. 7. Bei Nr. 8 und 9 (vgl. Nr. 6) muss man sich
hüten, den unteren Reliefrand als Stufe zu zählen.
^ Die Säulen auf Nr. 4 (Venedig) sind durch moderne Überarbeitung
canneliert, die Stufen in Quadern geteilt. Dass die Säulen glatt waren, be-
weist je ein schmaler Streifen oben und unten am Schaft der 1. Säule, wo
die alte Oberfläche erhalten ist. Der schmale Streifen über dem Architrav
scheint der Rest des ehemaligen Reliefrandes, dessen oberer Teil abgear-
beitet wurde.
 
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