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E. HERKENRATH
allen Versuchen, diese Quelle auszusclialten, muss mau fest-
stellen: Nerikos war jedem Griechen aus dem Homer be-
kannt. Noch gegen Ende des V. Jahrhunderts spielt der Ort
eine Rolle im peloponnesischen Kriege und, was wichtiger
ist, in dem berühmtesten Geschichtswerke der Zeit. Demnach
konnte Apollodor ganz ohne Zweifel seine Lage aus Küsten-
beschreibungen und Thukydides-Commentaren einwandfrei
feststelleu. Der Gegengrund Dörpfelds, den er auch im 4.
Briefe 18 wiederholt, die Alten hätten Leukas nicht als Insel
anerkannt, um Homer nicht hinsichtlich Ithalcas eines Irr-
tums zeihen zu müssen, hält doch wirklich nicht stich; denn
soviel wir sehen können, ist im Altertum niemals jemand auf
den Gedanken gekommen, Ithaka könnte nicht Ithaka sein;
man konnte also diesem Gedanken auch nicht böswillig aus-
weichen oder Vogel Strauss mit ihm spielen. Im Gegenteil,
hätte man jemals im Altertum Leukas als eigentliche Insel
betrachtet, so hätte gewisslich irgend jemand das auch da-
mals schon vielgesuchte Dulichion dort untergebracht, so
gut wie in unserer Zeit Vollgraff und Bunburyä
In historischer Zeit liegt also Nerikos auf Leukas. Nun
haben wir durchaus keinen Grund, das Nerikos des Thuky-
dides von dem des m zu scheiden vielmehr spricht in dem
bisher Gesagten mancherlei dagegen. Die aartj des w ist auch
nach diesen Zeugnissen identisch mit der heutigen Insel
Leukas. Diese wurde also in homerischer Zeit nicht vfjoog
genannt, einerlei ob das möglich gewesen wäre oder nichts
Die homerische axrij hiess Nerikos nach ihrer Haupt-
stadt. Deren Stelle wird allgemein auf der Ostküste der In-
sel gesucht (Partsch, Pet. Mitt. Erg. Heft 95, 21). Partsch
möchte sie in der Nähe der Stadt Leukas ansetzen, was zu
' Hier mag auch erwähnt werden, dass Herodot die Leukadier bei den
Epeiroten, nicht bei den Nesioten aufführt (VIII 45).
^ Wenn Dörpfeld noch überdies das homerische Nerikos in dem histo-
rischen Palairos in Akarnanien wieder erkennen will, so ist darüber nicht
zu rechten; aber es steht doch bedenklich um eine Hypothese, die zu der-
lei zwingt.
s Die Benennung sieht ja auch Dörpfeld als wesentlich an, und mit
Recht (3. Brief 15 und 4. Brief 20).
E. HERKENRATH
allen Versuchen, diese Quelle auszusclialten, muss mau fest-
stellen: Nerikos war jedem Griechen aus dem Homer be-
kannt. Noch gegen Ende des V. Jahrhunderts spielt der Ort
eine Rolle im peloponnesischen Kriege und, was wichtiger
ist, in dem berühmtesten Geschichtswerke der Zeit. Demnach
konnte Apollodor ganz ohne Zweifel seine Lage aus Küsten-
beschreibungen und Thukydides-Commentaren einwandfrei
feststelleu. Der Gegengrund Dörpfelds, den er auch im 4.
Briefe 18 wiederholt, die Alten hätten Leukas nicht als Insel
anerkannt, um Homer nicht hinsichtlich Ithalcas eines Irr-
tums zeihen zu müssen, hält doch wirklich nicht stich; denn
soviel wir sehen können, ist im Altertum niemals jemand auf
den Gedanken gekommen, Ithaka könnte nicht Ithaka sein;
man konnte also diesem Gedanken auch nicht böswillig aus-
weichen oder Vogel Strauss mit ihm spielen. Im Gegenteil,
hätte man jemals im Altertum Leukas als eigentliche Insel
betrachtet, so hätte gewisslich irgend jemand das auch da-
mals schon vielgesuchte Dulichion dort untergebracht, so
gut wie in unserer Zeit Vollgraff und Bunburyä
In historischer Zeit liegt also Nerikos auf Leukas. Nun
haben wir durchaus keinen Grund, das Nerikos des Thuky-
dides von dem des m zu scheiden vielmehr spricht in dem
bisher Gesagten mancherlei dagegen. Die aartj des w ist auch
nach diesen Zeugnissen identisch mit der heutigen Insel
Leukas. Diese wurde also in homerischer Zeit nicht vfjoog
genannt, einerlei ob das möglich gewesen wäre oder nichts
Die homerische axrij hiess Nerikos nach ihrer Haupt-
stadt. Deren Stelle wird allgemein auf der Ostküste der In-
sel gesucht (Partsch, Pet. Mitt. Erg. Heft 95, 21). Partsch
möchte sie in der Nähe der Stadt Leukas ansetzen, was zu
' Hier mag auch erwähnt werden, dass Herodot die Leukadier bei den
Epeiroten, nicht bei den Nesioten aufführt (VIII 45).
^ Wenn Dörpfeld noch überdies das homerische Nerikos in dem histo-
rischen Palairos in Akarnanien wieder erkennen will, so ist darüber nicht
zu rechten; aber es steht doch bedenklich um eine Hypothese, die zu der-
lei zwingt.
s Die Benennung sieht ja auch Dörpfeld als wesentlich an, und mit
Recht (3. Brief 15 und 4. Brief 20).