Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 36.1911

DOI Artikel:
Bieber, Margarete: Wiederholungen einer Satyrspielvase in Athen und Bonn
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.37288#0294

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
276

M. BIEBER

einer gewandeten Figur erhalten. Es gibt keine Möglichkeit,
dieses fünfte Paar an irgend einer Stelie der Athener Vase
anzubringen. Die Annahme, dass die Vorlage der Satyrspiel-
vase mehr Personen, vor allem mehr Choreuten enthalten
haben muss, hat sich also bestätigt.
In Bonn ist der Rest einer dritten Vase, die auf dasselbe
Original zurückging (Taf. XIV 3). Es ist eine Wiederholung
des tanzenden Satyrn (Taf. XIII 1). Zwar fehlt ihm der Schurz,
doch lassen Haltung und Bewegung von Körper und Glie-
dern und ein solches Detail wie die genau gleiche Stellung
des Schwanzendes zwischen den Beinen, keinen Zweifel, dass
dieselbe Figur gemeint ist.
Die Bonner Scherben stammen sämtlich aus dem Abfall
einer Töpferei. Andere Stücke von demselben Fundort zeigen
ebenfalls leicht variierte Wiederholungen derselben Compo-
sitionen (Bieber, Dresdener Schauspielerrelief 18; Loeschcke
bei Kekule, Geburt der Helena, Sitzungsberichte der Berli-
ner Akad. d. Wiss. 1908 I 695). Wir gewinnen also einen kla-
ren Einblick in den Betrieb dieser Fabrik, in der bessere und
schlechtere Gesellen nach denselben Vorlagen nebeneinander
arbeiteten. Der beste von den drei Künstlern, die die 'Ein-
übung eines Satyrchors' copierten oder excerpierten, war der
Verfertiger der Vase in Bonn (Taf. XIII 3. XIV 1.2). Umrisse
und Innenzeichnungen sind mit festen, sicheren Linien gege-
ben. Auf der Athener Vase ist dagegen die Zeichnung zwar
sorgfältig und ausführlich vorgeritzt, ihre Ausführung ist je-
doch ungeschickt und unsicher. Doppellinien laufen nie ge-
nau parallel, wie sie es auf der Bonner Vase fast immer tun.
Die reichlich vorgezeichnete Muskulatur ist nur zum kleinen
Teil ausgeführt. Die Mittellinie des Körpers ist an dem tan-
zenden Choreuten zweimal gezeichnet, auf der Bonner Scherbe
(Taf. XIII 3) dagegen mit einem klaren Strich. Zahlreiche
Pentimenti haben den wohl selbst gefühlten Mängeln nicht
abhelfen können. Der Schurz der Satyrn ist auf den Bonner
Scherben durch kurze Striche deutlich als Fell charakteri-
siert, während es dem Verfertiger der Athener Vase nicht
gelang, durch ungleich aufgetragenen verdünnten Firnis den-
selben Eindruck hervorzurufen. An dem Radornament sind
 
Annotationen