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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 36.1911

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Ippel, Albert: Ein neuer Augustuskopf
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https://doi.org/10.11588/diglit.37288#0384

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362

A. IPPEL

Betrachtung der fraglichen Köpfe macht es wahrscheinlich,
dass der Marmorhopf doch wohl nur eine Copie und Umar-
beitung eines Bronzeoriginales ist, dessen ursprüngliche
Beschaffenheit der ägyptische Kopf in überraschend herr-
licher Weise veranschaulicht. Man vergleiche die Seitenan-
sichten auf PI. XVI. Die wunderbare Modellierung der Wan-
gen, die feinen Züge, die sich von Nasenmitte und Augen
schräg herabsenken, sind vergröbert und übertrieben; nicht
dass die gealterten Züge des Herrschers selbst solche Wand-
lung bedingt hätten; es ist klärlich die Übersetzung der
Bronzeformen in Marmor, welche dieses Herausarbeiten des
feiner und spielender Gebildeten mit sich brachte. Das Kunst-
werk selbst ist gealtert. Nase und Stirn, Contur des Kinnes,
die Begrenzung der Wangen zum Halse, das sehr individuelle
Ohr, ja die ganze Kopfform zeigen bei der römischen Sta-
tue solche Abweichungen gegen den Kopf in London, dass
man unmöglich mehr etwas Gutes darin erkennen kann,
sondern die neuen reineren Formen der Bronze mit Freude
und Überzeugung als die wahreren jenen vorziehen wird.
Die Vorderansichten auf PI. XV lehren dann auch in interes-
santer Weise, wie der Copist der Marmorstatue zu Werke
ging. Das schönste mit an dem neuen Kopfe ist der Mund;
wie dessen Formen zu den mehr gewöhnlichen am marmor-
nen Kopf werden konnten, ist nur verständlich bei der An-
nahme, dass dem Künstler — denn ein Künstler war es noch
immer — ein gesonderter Abguss des Kopfes zur Verfügung
stand; diesen stellte er aber eben so falsch und unrichtig auf,
wie zum instructiven Vergleich die Photographien auf PI. XV
arrangiert wurden, und aus dieser falschen Höhe, im falschem
Licht, in falscher Verkürzung gesehen wurde das Gesicht,
wurde auch der Mund recht gedankenlos nachgezeichnet;
oder die Zeichnung, die dem Künstler diente, war bereits aus
jener falschen Höhe aufgenommen.
Auf jegliche genauere Besprechung des herrlichen Bronze-
kopfes ist es wohl angebracht, zu verzichten, solange keine
Abgüsse in den Handel gegeben sind; hoffentlich darf man
dies bald erwarten. Die grosse Bedeutung aber, zu der er
vielleicht noch gelangen könnte, möge diese Zeilen wenig-
 
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