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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 13.1874

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13. bis 15. Juli grösstentheils in Flammen aufging, während auf die
geringen Festungswerke fast gar kein Angriff gerichtet wurde.
Die Franzosen suchten Anfangs die Meinung zu verbreiten, dass
das Schloss nicht in Folge der Beschiessung in Brand gerathen sei. Wir
theilen daher das nachfolgende Schreiben mit, welches an den Herzog
Karl von Braunschweig als Vormund des damals noch minder-
jährigen Fürsten Wilhelm, der zugleich Erbstatthalter der Niederlande
war, und zugleich an diesen selbst von der vormundschaftlichen Re-
gierung zu Dillenburg abgesandt wurde, und jener französischen Darstel-
lung in sehr bestimmter Weise widerspricht:
Dillenburg, den 12. Aug. 1760.
,,Da nach geschehener Uebergabe des hiesigen Schlosses an die Königl.
Französischen Trouppes von denselben verschiedentlich vorgegeben werden
wollen, als hätten sie das Schloss nicht mit feurigen Kugeln vorsätzlich in
Brand geschossen, so hielten wir vor nöthig, diejenige, welche davon
Wissenschaft haben sollten, darüber ad protocollum vernehmen zu lassen.
Aus dieser copeylichen Anlage gehet mehr als zu deutlich hervor, dass solches
von denenselben in der That vorsetzlicher Weise, und zwar mit feurigen
Kugeln,1) in Brand geschossen worden.
Wir hätten zwar hierüber eine weitläuftigere Untersuchung anstellen,
besonders den Gräflich Wittgensteinschen Cammerboten Keller (welcher nach
der Aussage des hiesigen Stückjunkers Dehnleder selbst dabey gewesen sein
soll, wie die Königl. Französischen Trouppes glühende Kugeln gemacht und
nach dem Schlosse damit geschossen haben) per requisitoriales abhören
lassen können, wenn wir nicht eines Theils befürchten müssten, dass die
hier im Ort und in der Nachbarschaft befindliche Königl. Französische
Trouppes dieses in Erfahrung bringen und darüber ombrage schöpfen
möchten, andern Theils aber auch aus denen adjunctis hinlänglich constiret,
dass dieser unglückliche Brand nicht von ohngefehr entstanden, sondern
abseiten der Königl. Französischen Trouppen mit Vorsatz, und zwar, wie
sich der Mr. de Seal Her sowohl gegen mich, den Regierungsrath v. Eck
nach Inhalt des bereits unterm 18. praet. mens, unterthänigst eingeschickten
Protocolli, als auch gegen den Obristen v. D iepenbroick herausgelassen,
auf expresse Ordre des Königl. Französischen Marechal
Duc de Broglio verursachet worden sey.“
Der Regierungsrath v. Eck begab sich nämlich am 15. Juli Abends
mit dem Aide-marechal-general des logis de l’armäe de Scaliier nach
dem zerstörten Schlosse, und beim Anblick des rauchenden Trümmer-
haufens äusserte er, wie er am nächsten Tage vor versammeltem Re-
gierungs-Collegium zu Protokoll gab,
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b Es sind glühende Kugeln gemeint, wie die Protocolle ergeben.
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