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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 13.1874

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Länge und die geringe Stirnbreite des hier aufliegenden best erhaltenen
Schädelstückes werden Sie bemerkt haben.
Von den Poterien ist vor Allem der ausgezeichnete Topf, den ich
bereits als ein Geschenk erwähnt habe, beachtenswerth. Sein fussloser
einförmiger Bauch und seine engen, an den rechteckigen Schultern an-
gesetzte Oesen eignen ihn zum Aufhängen über dem Feuer, wobei sein
wenig verengter Hals und seine weite Mündung ihn eben so tauglich
zum Kochen machen. Seine eigenthümliche Ornamentirung, welche als
Spitzblätter von der Schulter den Bauch herabhangen, die wechselnde
Schraffirung am Halsansatz hat in dem Instrument, mit dem sie ge-
macht sind, Aehnlichkeit mit später auf dem Plateau gefundenen
Scherben.
Wir wenden uns zu der kleinern Höhle, dem Wildhaus. Ihre Fels-
sohle liegt P/2 M. über dem vorüberführenden Pfad; sie ist am Ein-
gang kaum 85 Cm. breit und spitzt sich oben in 3^2 M. Höhe zusam-
men. Auch im Innern wird sie nicht weiter. Nach 3 J/2 M. theilt sie
sich in einen 2 x/2 M. langen Zweig rechts und einen 15 Meter langen
linken, der aber so eng und niedrig war, dass man sich nur auf Knie
und Ellenbogen vorbewegen konnte, am Ende wird er etwas weiter und
höher und wieder in zwei engen, 2 und 4 Meter langen Zweigen ge-
spalten. Die Sohle bildete im Innern nicht der kahle Felsen, sondern
war wie ein Bachbett mit Steinen überschüttet und auch die Wände
hatten eine Glätte und Uebersinterung, welche an ein solches erinnerte.
Unter den losen Steinen lag noch 50, 75 bis 1 M. Schutt von Erde
und Steinen, in welchem sich einige merkwürdige Dinge fanden.
Zuerst menschliche Gebeine mindestens von einem Erwachsenen
unter 30 Jahren — denn ihm fehlt noch der Weisheitszahn, und von
einem Kinde etwa von 7 Jahren, bei dem, als es vom Tode ereilt wurde,
der erste bleibende Backenzahn eben durchbrechen wollte. Weiteres
Zeugniss vom Menschen geben eine schöne Dolchklinge (59 Cm. lang,
6 Cm. breit), geformt wie jene ältesten myrthenblattförmigen Bronze-
klingen — aber aus einem Knochenspahn geschnitten; ein Pfriemen,
mehrere zu diesem Zweck vorbereitete Mittelhandknochen des Pferdes,
ein weisses Knochenplättchen (5 Cm. lang, 1 P Cm. breit) mit einge-
bohrten Punktverzierungen und zwei durchbohrten Löchern, mehrere
Steinmesser, einige verzierte Thonscherben , feiner wie die des Abschnitt-
walles und mit eigenthümlichen Warzen verziert und ein — Bronzepfeil
— ältester Form, welche ohne Tülle in den gespalteten Schaft gesteckt
und umwickelt werden musste. Von Thieren fanden sich die Reste des
Pferdes, des Hirsches, vielleicht des Elens, des Bären, des Fuchses,
der Katze, des Dachses, eines Wiederkäuers, eines hühnerartigen Vogels
 
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