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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 13.1874

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388

Erlauben Sie mir, darauf aufmerksam zu machen, dass es ein
grosses Wort war, das hier so gelassen ausgesprochen worden ist.
Was heisst das, der Löss bedeckt sie? sie lebten, ehe der Löss
das Land bedeckte?
Der Löss, der die Höhen zwischen hier und dem Rhein mit ihren
grossen Kiesablagerungen bedeckt und an manchen Orten 200 Fuss
mächtig ansteht — der Löss wird angesehen und nicht bezweifelt, als
das Reibungsproduct von Alpengletschern, welche einst ihre Moränen
hoch über den Eismassen des Genfer und Bodensee’s auf die Berge des
Juras und des Schwarzwalds hinschoben und welche Alpen voraussetzen
von der doppelten Höhe der jetzigen und die den Rhein vermochten mit
ihren Geschieben sein schon weit früher gefurchtes Rinnsal wieder zu
füllen. Allein, um dann den Schlamm abzusetzen, den wir heute Löss
nennen, bedurfte es eines wieder beruhigten Wassers, das nicht auf so
stark geneigter Ebene dahinschoss, dessen Ursprung weniger hoch und
dessen Ziel weniger tief lag. Es bedurfte einer Senkung der Alpen und
einer Hebung des Kreidelandes, welches einst Frankreich, England und
Dänemark verband. Nur dann konnte sich der Rhein, wie der Nil noch
heute, in alle dadurch zu Buchten gewordene Thäler, auch in das der
Lahn und in die Schlucht bei Steeten ausbreiten und sie von Jahr zu
Jahr mit langsam anwachsendem Niederschlag von Löss erfüllen, den
Boden der Höhle erhöhen und den colossalen Dickhäutern, dem Nil-
pferd und andern, Weiden bereiten, die ihnen genügten, die Thäler
ebenen und in ihnen begraben, was da gelebt, und ein anderes Clima
schaffen.
Aber das ist nicht der Zustand, in welchem wir jetzt die Höhen
und Tiefen finden! Wieder weggespült hat der Rhein mit neuer Kraft,
die ihm aus dem neuen Aufsteigen der Alpen erwuchs — und seine
Nebenflüsse und Bäche sind ihm gefolgt — weggespült haben sie, was
ihnen im Weg stand, sie haben sich eingefurcht in den Löss, der ihnen
nachstürzte, nur hier und da sieht man ihn an den Thalrändern an-
stehen und die Vorhöhen bedecken. Wie viele Jahrtausende — Millionen
sind seitdem, wie der Löss, ins Meer der Ewigkeit verronnen.
Noch einen Ruhepunkt finden wir zwischen da und jetzt — um
die unendliche Zeit zurück und die Spanne vorwärts bis zu uns zu
überschauen, nicht — aber zu ahnen.
Wenn wir der Thalschlucht aufwärts folgen, so öffnet sich das
Gelände und an seinem westlichen Abhang sieht man eine 2,40 M. mäch-
tige Bimssteinsandschichte auf dem Löss ruhen, selbst von 1/2 M. Acker-
erde bedeckt.
 
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