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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 25.1909

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Heft 11
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Baum, Julius: Sanierung der Altstadt in Stuttgart
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https://doi.org/10.11588/diglit.42077#0098

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1909

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 11

besondere die
Gelasse zu ebe-
ner Erde, wur-
den zu Läden,
Werkstätten
u.s.w.bestimmt,
für die ein Be-
dürfnis vorlag
und die außer-
dem eine etwas
bessere Verzin-
sungder Anlage
versprachen. In
den Zwischen-
geschossen
wurden zum
Teil Räume für Engrosgeschäfte und Bureaus vorgesehen.
An der breiten, dem Großstadtverkehr dienenden Eber-
hardstraße dagegen konnten dementsprechend im Erdgeschoß
größere Läden, in den Zwischengeschossen Geschäftsräume
und in den oberen Stockwerken größere Wohnungen projektiert
werden. Hier wurde auch ein besonders großstädtisches Ge-
bäude geplant, der Graf Eberhardbau, der großartige Läden,
Geschäfts-, Restaurations- und Klubräume, ein großes Cafe
u. s. w. aufnehmen sollte.
Darnach ergab sich, daß zur Ausführung des ganzen
Werkes, für Grunderwerb, Abbruch und Neubau etwa 7 Mil-
lionen Mark erforderlich waren, für die eine Bruttoeinnahme von
etwa 4 Prozent erwartet werden konnte. Das Unternehmen
war daher nur durchführbar, wenn sich die erforderlichen Mittel,
wenigstens in der Hauptsache, zu einem sehr billigen Zinsfuß
beschaffen ließen. Nachdem Geh. Hofrat Dr. von Pfeiffer 1 Mil-
lion und der Verein für das Wohl der arbeitenden Klassen
250000 Mk. zu 3 Prozent und ohne jegliche Sicherheit für das
Unternehmen zur Verfügung gestellt hatten, gewährte die Stadt
in Anerkennung der Bedeutung des Planes für die Gesundheits-
und Verkehrsverhältnisse der Altstadt 4 Millionen gleichfalls
gegen nur 3prozentige Verzinsung. Für die von der Stadt
gegebenen Darlehen wurde auf die neugebauten Häuser eine
Hypothek mit erstem Recht und mit eineinhalbfacher Sicherheit
eingeräumt und außerdem wurde festgestellt, daß neben der
Verzinsung noch jährliche Rückzahlungen von 1 Prozent der



Malerei am Eckhaus des Oeißplatzes Gustav Hötzer in Stuttgart,
und der Schreinerstraße.


auf den einzelnen Objekten ruhenden Hypotheken zu leisten
und daß die städtischen Darlehen nach 30 Jahren kündbar sein
sollen.
Da innerhalb der städtischen Verwaltung Bedenken er-
hoben wurden, Gelder zu so billigem Zinsfuß zur Verfügung
zu stellen, wodurch möglicherweise dem Verein für das Wohl
der arbeitenden Klassen größere Summen zufließen könnten,
so verzichtete der Verein im voraus auf jeden Gewinn, um
darzutun, daß es ihm lediglich darauf ankam, ein gemein-
nütziges Unternehmen durchzuführen. Der Verein nahm dem-
gemäß das ganze Risiko dieses weit angelegten Planes auf sich


Häuser am Geißplatz.

Häuser an der Nadlerstraße (1—5).
 
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