Kroisos und der archaische Artemistempel
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Westen dominierend. Unmittelbar mit die-
ser Umstrukturierung des Heiligtums muß
auch eine gesellschaftliche und stadte-
bauhche Veränderung vorgenommen wor-
den sein. So wurde die Bevölkerung von
den umliegenden Bergen um den Tem-
pel angesiedelt, und die neuen Stadtquar-
tiere erhielten Straßen mit einer Orien-
tierung, die der des neuen Artemisions
entsprach. Man kann dies zwar derzeit
nur indirekt durch literarische Quellen
erschließen, da diese Stadt um das Arte-
mision nicht ausgegraben ist, eines ist
aber sicher: mit der Zusammenlegung
der Siedlungen, dem Synoikismos, und
dem neuen Urbanismus sollten die alten
aristokratischen Clanverbände zerschla-
gen werden - ein gesellschaftspolitisches
Phänomen, das gleichzeitig auch in ande-
ren Städten Griechenlands wie z. B. in
Athen nachzuweisen ist. Und dem von
Kroisos angestrebten Großbau aus Mar-
mor, den er mit dem Vermögen seines
Feindes Sadyattes finanzierte, waren ver-
schiedene bestehende oder im Bau be-
fmdliche Kultbauten im Wege, und dies
nicht nur räumlich, sondern auch in poli-
Abb. 43 Ostmauer von Tempel C, Auf-
sicht. Aufnahme nach einem Regenschauer,
dahersind die natürlichen Farben derSteine
deutlich sichtbar. lm Hintergrund südliches
Fundament der Hofmauer des Kroisostem-
pels, dariiber Kirchenpfeiler. Im Vorder-
grund rechts Tiefsondage mit älterer Mauer.
Abb. 44 Ostmauer von Tempel C, Innen-
ansicht. Sie besteht aus lagerhaft versetzten
Kalkmergelblöcken. Auch in ihrem unteren
Bereich sind bereits runde Basen aus Griin-
schiefer als Spolien versetzt. Dies beweist,
daß der Tempel C erst nach der Zerstörung
der Ringhalle des Peripteros gebaut wurde.
Im Vordergrund mit Pflöcken und Schniiren
ausgesteckte Tiefsondage.
Abb. 45 In Bildmitte Hekatompedos aus
der Luft, deutlich zu erkennen sind die eher
kleinen Steine aus Kalkmergel, aus denen
dieses Fundament besteht.
Der obere (östliche) Fundamentteil wird
vom späteren klassischen Tempelpßaster
und dem Stiegenaufbau zum Tempel iiber-
deckt. Darüber ist der gesamte westliche Be-
reich des Kroisostempels mit dem angesetz-
ten Stufenbau erkennbar. Unten rechts eine
quadratische Basis (vgl. S. 41). Der untere
Bildrand zeigt den Ostrand des Altares.
Abb. 46 Unfertiger Dachziegel aus Mar-
mor. Er wurde 1979 zusammen mit einigen
anderen vor der Westkante des archaischen
Tempels, im Verband mit der untersten Fun-
damentlage als Teil des Pflasters verlegt, ge-
funden.
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Westen dominierend. Unmittelbar mit die-
ser Umstrukturierung des Heiligtums muß
auch eine gesellschaftliche und stadte-
bauhche Veränderung vorgenommen wor-
den sein. So wurde die Bevölkerung von
den umliegenden Bergen um den Tem-
pel angesiedelt, und die neuen Stadtquar-
tiere erhielten Straßen mit einer Orien-
tierung, die der des neuen Artemisions
entsprach. Man kann dies zwar derzeit
nur indirekt durch literarische Quellen
erschließen, da diese Stadt um das Arte-
mision nicht ausgegraben ist, eines ist
aber sicher: mit der Zusammenlegung
der Siedlungen, dem Synoikismos, und
dem neuen Urbanismus sollten die alten
aristokratischen Clanverbände zerschla-
gen werden - ein gesellschaftspolitisches
Phänomen, das gleichzeitig auch in ande-
ren Städten Griechenlands wie z. B. in
Athen nachzuweisen ist. Und dem von
Kroisos angestrebten Großbau aus Mar-
mor, den er mit dem Vermögen seines
Feindes Sadyattes finanzierte, waren ver-
schiedene bestehende oder im Bau be-
fmdliche Kultbauten im Wege, und dies
nicht nur räumlich, sondern auch in poli-
Abb. 43 Ostmauer von Tempel C, Auf-
sicht. Aufnahme nach einem Regenschauer,
dahersind die natürlichen Farben derSteine
deutlich sichtbar. lm Hintergrund südliches
Fundament der Hofmauer des Kroisostem-
pels, dariiber Kirchenpfeiler. Im Vorder-
grund rechts Tiefsondage mit älterer Mauer.
Abb. 44 Ostmauer von Tempel C, Innen-
ansicht. Sie besteht aus lagerhaft versetzten
Kalkmergelblöcken. Auch in ihrem unteren
Bereich sind bereits runde Basen aus Griin-
schiefer als Spolien versetzt. Dies beweist,
daß der Tempel C erst nach der Zerstörung
der Ringhalle des Peripteros gebaut wurde.
Im Vordergrund mit Pflöcken und Schniiren
ausgesteckte Tiefsondage.
Abb. 45 In Bildmitte Hekatompedos aus
der Luft, deutlich zu erkennen sind die eher
kleinen Steine aus Kalkmergel, aus denen
dieses Fundament besteht.
Der obere (östliche) Fundamentteil wird
vom späteren klassischen Tempelpßaster
und dem Stiegenaufbau zum Tempel iiber-
deckt. Darüber ist der gesamte westliche Be-
reich des Kroisostempels mit dem angesetz-
ten Stufenbau erkennbar. Unten rechts eine
quadratische Basis (vgl. S. 41). Der untere
Bildrand zeigt den Ostrand des Altares.
Abb. 46 Unfertiger Dachziegel aus Mar-
mor. Er wurde 1979 zusammen mit einigen
anderen vor der Westkante des archaischen
Tempels, im Verband mit der untersten Fun-
damentlage als Teil des Pflasters verlegt, ge-
funden.
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