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Artemis Ephesia



rin (nutrix) sei.» Die Interpretation der
Gebilde als Brüste hat sich bis in jüngste
Zeit erhalten, obwohl mehrere Argu-
mente dagegen sprechen. So hat schon
1834 der Dresdener Archäologe W. G.
Becker die Vermutung ausgesprochen,
daß die «Brüste» nicht zum Körper der
Göttin zu rechnen seien, sondern viel-
mehr einen Brustbehang, ein Pektorale,
darstellten. Er ging davon aus, daß man
der Figur tierische Brüste angeheftet
habe. Andere Kunsthistoriker erkannten

dagegen in den schlaff herabhängenden
«Brüsten» eine Anspielung auf die abge-
schnittenen Amazonenbrüste. Der Sage
nach pflegten sich die Kriegerinnen die
rechte Brust abzuschneiden - das grie-
chische Wort «Amazone» bedeutet «die
Brustlose» -, um den Bogen beim Schie-
ßen sicher anlegen zu können. Vor allem
das Fehlen der milchspendenden Warzen
spricht entschieden gegen eine Identifi-
zierung der Beutel als Brüste. Als weite-
res Gegenargument ließe sich anschlie-

ßen, daß bei vielen römischen Nach-
bildungen die Karnatteile andersfarbig
dargestellt sind als eben die Brüste: Er-
wähnt sei beispielsweise die Artemis-
statue im Nationalmuseum von Neapel,
bei der die Gewandteile in hellem Alaba-
ster, die unbedeckten Körperteile wie
etwa Kopf, Hals, Hände und Füße in
dunkel patinierter Bronze gearbeitet
sind. Ferner gibt es eine Reihe römi-
scher Kopien, bei denen die Hautpartien
eine dunkle, fast schwarze Farbe besit-
 
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