Bartels, Johann Heinrich; Dieterich, Johann Christian; Dieterich, Johann Christian [Hrsg.]; Bartels, Claes [Bearb.]; Riepenhausen, Ernst Ludwig [Bearb.]: Briefe über Kalabrien und Sizilien (Theil 1): Reise von Neapel bis Reggio in Kalabrien (Göttingen: Dieterich, 1791) [VD18 90408470]

144 Grund der Trägheit der Einwoner.
Menge fressender Mönche, die an dem Verdinste der
Einwoner so lange nagen, bis ihnen alles zu Teil ward;
bald fordern sie ihren Anreil als den ihnen schuldigen
Tribut, bald gehen sie bettelnd in Gestalt von Eseltrei-
bern durchs Land, bald ist die heil. Maria der Vor-
wand ihrer Gelderpressungen, bald geben andre Heilige
ihnen dazu das Recht. So bald sie's nur ahnden,
daß irgend einem Einwoner eine glükliche Begebenheit
wiederfaren fei, von der sie auch Vorteile Zihen zu kön-
nen hoffen, so stellen sie sich ein, und sind nicht ein-
mal zufriden wenn er sein Glük mit ihnen teilt, son-
dern ruhen nicht ehr, als bis sie heimlich oder öffent-
lich, auf einmal oder allmalig, den größern Teil er-
hascht haben. Reist dem Landmann eine gesegnete
Frucht, er wird seines Lebens darob nicht sroher, der
Mönch findet sich unablässig als Gast ein, und weicht
nicht eher, als bis die Schüssel leer ist! Da dieß bei
allen Dingen der Fall ist, so möchte die Vergleichung
nicht zu unedel sein, den müssigen Mönchen mit einem
Spürhunde zu vergleichen, dessen feiner Nase nicht leicht
irgend ein Raub entgeht. Muß aber nicht so eine brü-
tende Kontribution jede Tätigkeit erstiken? u. s. w. Daß
man gewönlich in dem warmen Klima und in dem schö-
nen, reichen Boden den Grund der Untätigkeit sucht,
scheint mir völlig falsch; warum wars dann nicht in der
Vorzeit so, wie die Einwoner noch in krigerischer Tä-
tigkeit lebten? Widerspräch' auch die Geschichte hier
nicht, so behaupte ichö doch immer, daß die Bemer-
kung