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Baumeister: das Architektur-Magazin — 2.1904

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Heft 10 (1904, Juli)
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Rapsilber, Maximilian: Berliner Schulbauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.49990#0119

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DER BAUMEISTER * 1904, JULI.

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tigkeit der mit Massen versehenen Zeichnungen des vorliegen-
den Werkes andeuten.
Was nun die photographischen Aufnahmen anlangt, so ist
hie und da von Architekten in Berlin geäussert worden, dass
die städtischen Bauten auf dem Bilde bedeutender und gross-
artiger aussehen als in Wirklichkeit. Damit hat man dem Ver-
lag und dem Photographen und demjenigen, der den Photo-

Hier finden wir nicht nur die Musterleistungen, in denen der
Stadtbaurat selber sein Bestes gab und sein künstlerisches wie
technisches Ideal verwirklichte, sondern auch die selbständigen
Schöpfungen der Mitarbeiter Hoffmanns, die, in dem glücklich
inaugurierten Geist des Berliner Stils geschult, das Gesamtbild
harmonisch abrunden. Denn natürlich haben sich die vortreff-
lichen Mitarbeiter nach Kräften bemüht, in der einmal gegebenen

graphen anleitete, ein
schönes Kompliment ge-
macht und zu erkennen
gegeben, dass das Photo-
graphieren auch eine Kunst
sei, die leider nur nicht
häufig geübt wird, am
wenigsten für Fachzeit-
schriften. Im übrigen aber
kann die Photographie
eine Architektur nicht be-
deutender machen als sie
es ist. Ein Portrait aber
und einRetoucheur können
wohl das Bildnis einer
Dame schmeichelnd ideali-
sieren, dass man die Per-
sönlichkeit nicht wieder-
erkennt, aber die Camera,
wenn sie richtig gehand-
habt wird, ist ehrlich und
nimmt das erschaute Bild
auch ehrlich in sich auf,
was man vom mensch-
lichen Auge nicht immer
behaupten kann. Das
Sehen ist eine schwere
Kunst. Der moderne
Mensch lässt sich von
einer Wolke am Himmel
irritieren undschimpftdann
auf den Architekten. Oder
er stösst sich an öden
Brandmauern, die da krass
zu Tage treten, ohne zu
bedenken, dass in wenigen
Jahren die Lücke durch
ein weiteres Bauwerk aus-
gefüllt sein wird und was
der Nebendinge mehr sind.
Der photographische Ap-
parat sieht aber nur, was
er sehen soll, und dann
wundern sich die Leute
nachher, dass die Archi-
tektur auf den vortrefflichen
Lichtdrucken wahrhaft
pompös ausschaut, das
hätten sie aber selber mit
eignen Augen entdecken
können, wenn sie sich die
Architektur und nicht die
Wolke am Himmel und
die Brandmauer angesehen
hätten. Und sothanes Ge-
rede wird dann als schnei-


Berlin.

Gemeindeschule in der Waidemarstrasse.

Eigenart des städtischen
Baues weiter zu schaffen.
So wird man eine städti-
sche Architektur auf den
ersten Blick als solche
erkennen, ob sie nun von
Hoffmann oder seinen
Helfern am grossen Werk
herrührt. Das ist sehr
bedeutsam und verspricht
eine stetige Entwicklung
im grossen Stil. Es ist
ein zahlreicher Stab von
Mitarbeitern, von Archi-
tekten, Technikern, Bild-
hauern,Kunsthandwerkern,
welche der Stadtbaurat
an den grossen Aufgaben
geschult und erzogen hat.
In Berlin kann dieser schul-
bildenden Erscheinung nur
die Thätigkeit Messels
und seines Ateliers eben-
bürtig an die Seite gestellt
werden. Natürlich hat der
Stadtbaurat in der ersten
Periode, wo es galt, die
Grundlagen zu legen und
dieMuster aufzustellen, die
weitaus meisten Aufgaben
selber entworfen und de-
tailliert. Aber schon finden
wir hervorragende Schul-
bauten von den zuständi-
gen Stadtbauinspektoren
selbständig bearbeitet, ich
nenne die Schulen in
der Bergmannstrasse von
Stadtbauinspektor Baurat
Haack, in der Wattstrasse
von Stadtbauinspektor
Hesse, am Schleswiger
Ufer von Stadtbauinspek-
tor Dylewski, an der
Stralauer Allee von Stadt-
bauinspektor Weber, an
der Strassmannstrasse von
Stadtbauinspektor Wollen-
haupt, am Görlitzer Ufer
von Stadtbauinspektor
Neumann. Im übrigen
waren und sind dauernd
oder vorübergehend im
technischen Bureau der
städtischen Hochbau-
deputation Architekten in

dige Berliner Kritik bewundert — von denen, die auch nicht
sehen können. Das leidige Berliner Kritisieren und Nörgeln
nahm seinen Anfang, als Wallot hierorts auftrat und die aka-
demische Schablone durchbrach und seitdem ist es bei diesem
Nörgelgeist verblieben, so oft ein Ajax unter den Achäern
erscheint.
Die Schulbauten stellen diejenige Gruppe dar, an welcher
die städtische Bauverwaltung ihr Programm, soweit es sich an
den verhältnismässig einfachen Nützlichkeitsbauten entrollen liess,
bereits in allen Teilen durchgeführt hat. Die Schulen, welche
die Not des Tages erheischte, sind in der Hauptsache vollendet.

Thätigkeit getreten wie die Stadtbaumeister Matzdorff, Högg,
Schneegans, Herold und Stiehl, Regierungsbaumeister Gautschus,
sowie die Architekten Kühn, Pickersgill, Römert, Buchholz,
Kurzack, Frobeen, Gerecke, Rohmeyer, Müller, Meynig und
Westphalen. Woraus man sich andrerseits ein Bild von dem
Kolossalbetrieb städtischen Bauwesens machen kann.
Unsere Abbildungen, die wir dem Werk der „Neubauten der
Stadt Berlin“ entnehmen, illustrieren nun wohl das eben Gesagte
so bündig, dass man die Einzelbauten des weiteren nicht zu
interpretieren nötig hätte. Die Bauten haben so etwas Selbst-
verständliches und ungesucht Natürliches, wie es nur möglich ist,
 
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