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EINLEITUNG.

Unter den Dichtern des Mittelalters, welche die durch
Heinrich von Veldeke in Deutschland eingeführte höfische
Romanpoesie mit Erfolg weiter bildeten, nimmt Hartman
von Ouwe (oder der Ouwcere) unstreitig den ersten Platz
ein. Über die besondern Lebensverhältnisse dieses zu seiner
Zeit viel und gern gelesenen Dichters wissen wir leider höchst
wenig. Daß er in Schwaben daheim war, verrathen die Eigen-
tümlichkeiten seiner Sprache; überdieß wird es noch bezeugt
durch eine Stelle in der Krone Heinrich’s vom Türlin 2353,
wo derselbe von Hartmann’s Erec sagt: den von der Swäbe
lande uns brühte ein tihtcere. Im Eingänge seines Armen
Heinrich sagt der Dichter selbst, daß er dienstman ze Ouwe
gewesen sei, das heißt in dienstlichen Verhältnissen zu den
Herren von Ouwe gestanden habe. In welchem Theile Schwa-
bens aber dieses Ouwe, nach dem der Dichter sich nannte,
gelegen habe, ist bis jetzt noch nicht ermittelt worden;
Lachmann (zu Walther, S. 196) vermuthete, daß es in der
Ortenau, Karl Roth (Kleine Beiträge, V, 212), daß es am obern
Neckar zu suchen sei. Die erste Zeit seiner Jugend scheint
er unter nicht ungünstigen Verhältnissen verlebt zu haben;
aus ihnen ward er herausgerissen durch den Tod seines
herren, d. h. wol seines Lehnsherrn; infolge dessen schloß
er sich dem Kreuzzuge an, welcher für ihn die Quelle bit-
terer Leiden ward; vgl. Lieder 8, 37 fg. ( = Haupt 11, 2 fg.)
und 2, 39—41 ( = Haupt 4, 23), wo es heißt:
swaz fröuden mir von kinde wonte bi,
die sint verzinset als ez got gebot
d. h. was ich von Freuden seit meinen Kinderjahren be-
saß, die habe ich nach Gottes Gebot geopfert, die sind
 
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