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II. AVENTIÜRE,

II. AVE NT IURE,
C0RA1US UND ENITE.
Erec nähert sich einer abgelegenen halbverfallenen Ritterburg. Dort
trifft er einen alten ehrwürdigen Edelmann mit seiner Hausfrau und einem
schönen Töchterlein, welche, obwohl in größter Armuth, ihn freundlich
aufnehmen. Von seinem Wirth, Grafen Coralus, erfährt nun Erec den
Namen des von ihm verfolgten Ritters, sowie die Veranlassung des auf
Tulmein bevorstehenden Eestes. Darauf entdeckt er ihm, wie er gekom-
men sei, sich an Yders zu rächen, und bittet ihn zu diesem Behufe um
Waffen; er wolle auch das Eest besuchen und wünsche, daß seine Tochter
Enite ihm dahin folge; ihr wolle er den Sperber erkämpfen und sich dann
mit ihr vermählen. Nachdem er die Einwilligung des Alten erhalten, be-
gibt er sich mit Eniten auf Schloss Tulmein. Dort werden beide von
Enitens Oheim freundlich aufgenommen und reiten dann nach dem Platze,
wo der Sperber aufgestellt ist.

Nü reit er also wiselös,
unz daz er verre vor im kos
ein ältez gemiure.
dö im hie so tiure
die herberge wären,
eines weges begunder vären
der in dar brähte;
wände er im gedähte
des nähtes beliben da:
wände er’n mohte anderswä.
daz hüs er chiesen begunde
und wände daz er funde
iemän dar inne:
daz fröute sine sinne,
er gedäht’ «min dinc daz vert nü wol,
wand’ ich in eime winkel sol
beliben hinne unz an den tac,

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249 wiselös, ohne Leitung, hilflos, verlassen. — 251 gemiure, Gemäuer,
Gebäude. — 252 tiure wesen, theuer sein, ironisch: so gut wie nicht da
sein, versagt sein. —• 254 varen mit gen., wonach trachten, suchen. —
256 denn er hatte sich vorgenommen. — 258 denn anderswo konnte er
nicht (bleiben). •— 259 chiesen, kiesen (siehe V. 250), prüfen, in Aitgen-
schein nehmen, wahrnehmen. Die Handschrift hat aber bloß daz hüs er
begunde; hieß es etwa des hüses er begunde = er unterwand sich des Hauses,
öffnete und betrat es? vgl. Otfried 1, 69, 6 thü beginnes des thines Jieiniin-
ges; Diemer 101, 2 der hat avir bigunnen (eröffnet) unsirmo herzin einis
brunnin und 320, 7; Hohes Lied ed. J. Haupt 23, 27. — 260 er wände,
glaubte schwerlich, dachte nicht. — 263 er dachte: meine Sache wird sich
nun machen, steht nun gut. — 264 ich sol beliben, ich werde bleiben. —
 
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