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https://doi.org/10.11588/diglit.62511#0142
118
XI. ÄVENTIURE ,
in dem Marktflecken unter der Burg eine Herberge. Die Schönheit Enitens
hat aber den Grafen so bezaubert, daß er beschließt, sie ihrem Gemahl,
der sie so schnöde behandele, zu nehmen. Er sucht erst durch Über-
redung auf sie einzuwirken, und als das nichts hilft, droht er ihr mit
Gewalt. Mit verstellter List geht nun Enite auf seine Anträge ein und
beredet ihn, erst am andern Morgen sich ihrer zu bemächtigen; inzwischen
werde sie zur Sicherheit ihrem Gatten das Schwert entwenden. Über
Nacht erhebt sie aber wieder ihre warnende Stimme, trotz des Verbotes.
Infolge dessen bricht Erec noch vor Tage mit ihr auf. Der betrogene
Graf, welcher am Morgen die Herberge geräumt findet, setzt mit seinen
Rittern ihnen nach und ereilt sie, wird aber von Erec im Kampfe schwer
verwundet; ein Theil seiner Ritter fallen, die übrigen fliehen. Erec setzt
darauf seine Reise weiter fort, nicht ohne Besorgniss vor den Unterthanen
des Grafen und erzürnt über sein Weib, die nun zum dritten male sein
■Gebot übertreten.
Dö begunden s’ balde
gäben von dem walde:
vil schone der tac üf gie.
als si dö diu naht verlie,
dö sach für sich Erec
wä in wiste der wec
z’einem hüs niht verre,
da des landes herre,
ein richer grave, üffe saz.
nü warn si beide äne maz
alle die naht geriten
und bäten kümber erbten,
des hüses wären si frö,
wände si gedähten dö
da ze ruowen über tac
in einem markt der drunder lac.
si begunden hin gäben
dä si den markt sähen.
Nu bekam in üf dem wege
ein knäbe, der het in siner phlege
gesoten schultern unde bröt,
gewunden, als man im gebot,
unde bewart ze vlize
3475
3480
3485
3490
3480 maz stn., Speise. — 3485 über tac, den Tag über.
3490 der het in siner phlege, der hatte zu besorgen, führte bei jsich. —
3491 gesoten schultern, gekochte Vorderschinken. — 3493 ze vlize, mit
Sorgfalt, sorgfältig. —
XI. ÄVENTIURE ,
in dem Marktflecken unter der Burg eine Herberge. Die Schönheit Enitens
hat aber den Grafen so bezaubert, daß er beschließt, sie ihrem Gemahl,
der sie so schnöde behandele, zu nehmen. Er sucht erst durch Über-
redung auf sie einzuwirken, und als das nichts hilft, droht er ihr mit
Gewalt. Mit verstellter List geht nun Enite auf seine Anträge ein und
beredet ihn, erst am andern Morgen sich ihrer zu bemächtigen; inzwischen
werde sie zur Sicherheit ihrem Gatten das Schwert entwenden. Über
Nacht erhebt sie aber wieder ihre warnende Stimme, trotz des Verbotes.
Infolge dessen bricht Erec noch vor Tage mit ihr auf. Der betrogene
Graf, welcher am Morgen die Herberge geräumt findet, setzt mit seinen
Rittern ihnen nach und ereilt sie, wird aber von Erec im Kampfe schwer
verwundet; ein Theil seiner Ritter fallen, die übrigen fliehen. Erec setzt
darauf seine Reise weiter fort, nicht ohne Besorgniss vor den Unterthanen
des Grafen und erzürnt über sein Weib, die nun zum dritten male sein
■Gebot übertreten.
Dö begunden s’ balde
gäben von dem walde:
vil schone der tac üf gie.
als si dö diu naht verlie,
dö sach für sich Erec
wä in wiste der wec
z’einem hüs niht verre,
da des landes herre,
ein richer grave, üffe saz.
nü warn si beide äne maz
alle die naht geriten
und bäten kümber erbten,
des hüses wären si frö,
wände si gedähten dö
da ze ruowen über tac
in einem markt der drunder lac.
si begunden hin gäben
dä si den markt sähen.
Nu bekam in üf dem wege
ein knäbe, der het in siner phlege
gesoten schultern unde bröt,
gewunden, als man im gebot,
unde bewart ze vlize
3475
3480
3485
3490
3480 maz stn., Speise. — 3485 über tac, den Tag über.
3490 der het in siner phlege, der hatte zu besorgen, führte bei jsich. —
3491 gesoten schultern, gekochte Vorderschinken. — 3493 ze vlize, mit
Sorgfalt, sorgfältig. —