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XI. AVENTIURE,
«an mir vil sere.
von wem habt ir die lere
daz ir scheltent einen man
der ie ritters namen gewan?
ir sit an swachem hove erzogen,
nü schämet iuch. ir habt gelogen,
ich bin edler danne ir sit.»
Nu hüop sich der strit.
dö wart niht länger gebiten:
mit zorne si zesamne riten.
da von der ungetriuwe man
sines valsches lön gewan,
ein stich ze siner siten
der in ze manegen ziten
sider niht enverswar;
wand’ er was underm Schilde bar:
dar zuo im aber der arm brach,
do er in von dem rosse stach,
nu begunde er sine getriuwen
vil sere riuwen.
die vielen über ir herren,
daz im iht möhte gewerren.
sumeliche wären da
die wolden in sä
rechen mit swerten:
unlange vil die werten,
sehse er ir ze töde sluoc:
den was vehtens genuoc.
die andern wären alle zagen:
die flühen äne jagen.
4200
4205
4210
4215
4220
4225
leugnen. — 4201 an swachem hone, an keinem vornehmen oder feinen
Hofe.
4210 ze manegen ziten , auf lange Zeit, lange Zeit hindurch. —
4211 sider, seitdem, darnach. — verswern stv., zu schmerzen aufhören
(aber auch: zu schwären aufhören, vernarben). — 4217 die vielen, die
stürzten sich. — 4218 damit ihm nicht etwa Schaden geschähe. —
4219 sumeliche, diese und jene, einige. — 4222 sehr kurze Zeit hielten die
aus; wem, dauern. — 4224 die hatten am Fechten genug, ließen es nun
sein. — 4226 die flohen ohne Verfolgung, ohne verfolgt zu werden d. h.
schimpflich; diese sprichwörtliche Redensart findet sich bei Godefried
Hagene in der Kölnischen Keimchronik (ed. 1847) S. 118: si wören kone
(kühn) als die muis, die sonder jagen vlüt (flieht) uz dem huis, und S. 150:
die van Cölne mögen wail sagen, id si ge'vluwen sonder jagen; Bruns, Bo-
man tische Gedichte, S. 104; Parzival 340,. 8 fg.; Simrock, Sprichwörter,
Nr. 2558; vgl. auch den formelhaften Ausdruck fliehen unde jagen in
Haupt’s Zeitschrift 13, 175. —
XI. AVENTIURE,
«an mir vil sere.
von wem habt ir die lere
daz ir scheltent einen man
der ie ritters namen gewan?
ir sit an swachem hove erzogen,
nü schämet iuch. ir habt gelogen,
ich bin edler danne ir sit.»
Nu hüop sich der strit.
dö wart niht länger gebiten:
mit zorne si zesamne riten.
da von der ungetriuwe man
sines valsches lön gewan,
ein stich ze siner siten
der in ze manegen ziten
sider niht enverswar;
wand’ er was underm Schilde bar:
dar zuo im aber der arm brach,
do er in von dem rosse stach,
nu begunde er sine getriuwen
vil sere riuwen.
die vielen über ir herren,
daz im iht möhte gewerren.
sumeliche wären da
die wolden in sä
rechen mit swerten:
unlange vil die werten,
sehse er ir ze töde sluoc:
den was vehtens genuoc.
die andern wären alle zagen:
die flühen äne jagen.
4200
4205
4210
4215
4220
4225
leugnen. — 4201 an swachem hone, an keinem vornehmen oder feinen
Hofe.
4210 ze manegen ziten , auf lange Zeit, lange Zeit hindurch. —
4211 sider, seitdem, darnach. — verswern stv., zu schmerzen aufhören
(aber auch: zu schwären aufhören, vernarben). — 4217 die vielen, die
stürzten sich. — 4218 damit ihm nicht etwa Schaden geschähe. —
4219 sumeliche, diese und jene, einige. — 4222 sehr kurze Zeit hielten die
aus; wem, dauern. — 4224 die hatten am Fechten genug, ließen es nun
sein. — 4226 die flohen ohne Verfolgung, ohne verfolgt zu werden d. h.
schimpflich; diese sprichwörtliche Redensart findet sich bei Godefried
Hagene in der Kölnischen Keimchronik (ed. 1847) S. 118: si wören kone
(kühn) als die muis, die sonder jagen vlüt (flieht) uz dem huis, und S. 150:
die van Cölne mögen wail sagen, id si ge'vluwen sonder jagen; Bruns, Bo-
man tische Gedichte, S. 104; Parzival 340,. 8 fg.; Simrock, Sprichwörter,
Nr. 2558; vgl. auch den formelhaften Ausdruck fliehen unde jagen in
Haupt’s Zeitschrift 13, 175. —