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Heft 18.

römischen und späteren Bauten trifft. Nach dem Unter-
gang des römischen Reiches siedelten sich Mönche rind Non-
nen unter den einfachen Bewohnern dieser Berge an, und

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Das Buch für Alte.

Peyruis, Colmars, Monstiers u. dgl. Aber alle die genann-
ten Oertlichkeiten sind in mehr als Einer Hinsicht merkwürdig:
überall sprudeln hier aus den Bergen von Granit und Gneus;

warme und heiße Quellen, welche schon zur Römerzeit bekannt
waren und zur Besiedelung dieser tief eingeschnittenen Gebirgs-
thäler lockten, so daß mau allenthalben noch Ucbcrrestc von

H u in o r i st i s ch e s.

Vertauschte Nollen.


Was ein ordentlicher Corpsbursch ist, darf nie vor Mitternacht nach Hause
kommen. Diesem Grundsätze huldigte auch der Francone Arthur von Mu-
dershausen, denn, wie obiges Bild zeigt, ist auch heute die Sperrstunde schon
vorüber und Arthur sieht sich genöthigt, den Hausknecht durch ein schüchternes
Klopsen von seiner Anwesenheit in Kenntnis; zu setzen.


Schüchtern, sagte ich, denn sein Gewissen mahnt ihn eben an den halben
Gulden, den er dem Pförtner noch schuldet. — »Wer ist dal' donnert's aus
dem Innern. „Arthur v. Mudershausen!" Dies war das Signal sür des
Hausknechts oft bewährte Sprechmaschine, die sich denn auch mit furchtbarer
Wucht in Falten legte und deren Worte in der trostlosen Drohung gipfelten,
daß vorher der rückständige halbe Gulden durch eine Thürspalte hereingesteckt
werden müsse.


„Den sollen Sie haben, Lerchrtester, einen Augenblick Geduld — aber —
Sapperment — jetzt ist er mir auf die Erde gesallen; leuchten Sie mir ge-
fälligst heraus." Das klang ja wie Engelsgcsang in des Hausknechts Ohren.
Er öffnet, leuchtet, sucht und findet richtig den halben Gulden, indessen aber
macht ter Francone eine flinke Wendung und — krach! rasselt die Thüre in
ihr Schloß zurück. Nun waren die Nollen vertauscht — v. Pludershausen Herr
der Situation, der Hausknecht mit seiner Laterne hinausgcsperrt.


Und stellt das allerdings für Hanslnechtsnatmcn etwas naive Ansinnen,
er möge das Geldstück aus dem von dem Manichäer selbst bezeichneten und
jetzt nicht mehr ungewöhnlichen Wege wieder herein stecken. — Der Zeichner
des obigen Bildes war so menschlich, uns den Anblick der Züge des ge-
demüthigten Pförtners zu ersparen. Es muß sich in ihnen eine nie dagewesene
Leidenschaft ausgedrückt haben.

Für Diejenigen, welche die Gcmüthsbejchassenheit eines regelrechten Haus-
knechts kennen, dürfte cs kaum nöthig sein, den Schwall von Kraftausdrücken
aufzuzählen (abgesehen davon, daß der Raum dieser Blätter nicht hinreichend
wäre), die jetzt die mitternächtige Luft schwängerten. Der Student, nicht zu-
frieden damit, daß er geborgen, benützt die günstige Lage, um wieder in den
Besitz seines halben Guldens zu gelangen.



Herr v. Pludershausen, die Regeln der Galanterie niemals aus den Augen
verlierend, ruft (weit vom Schuß) von den oberen Stusen ein höfliches
„Schlummere sanft" herunter und empfiehlt sich.
Ob diese schöne Geschichte hiermit zu Ende ist oder bei der nächsten Zu-
sammenkunft eine Fortsetzung folgt, läßt sich heute noch nicht im voraus
bestimmen.

ivo nur irgend ein landschaftlich schöner Pnnkt war oder eine
Heilquelle entsprang, da entstand ein Kloster und hinterließ
bis auf unsere Zeiten noch sichtliche und greifbare Spuren

ehemaliger Blüthe nnd Bedentnng. Den augenfälligsten Be-
weis für unsere Behauptung vermag unser Bild S. 4)2 zu
führen, welches eine Ansicht von dem Thal von Monstiers

und seinen Ruinen gibt. Nicht der Freund des Natnrschönen
nnd des AlterthnmS allein kennt diesen Namen, sondern anch
dem Kunstfreund ist er ein vertranter, denn hier in Moustiers-
 
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