Da; Luch füi'Mle
Illustnette familienreitung
4. kiest. 1911.
Das lvogende Licht.
Doman aus den Kl-eisen bei- hohen Diplomatie.
Don L. o. Ddlel-sfeld-Dallesti-em.
lvoUsöhung.) ? V'7 - - lklvchdruck verboten.)
Jugend! Diese Jugend!" meinte
RlLW Lady Desmond kopfschüttelnd. „Livree!
RA IN Sie werden nach einiger Überlegung schon
sinken, daß Siemich fatsch verstanden haben.
Was hab' ich denn anderes damit sagen
wollen, als daß Sie die Sachen, die Sie tragenmüssen,
wenn Sie in Gesellschaft gehen, die Sie aber mit
Ihrem Gehalt nicht bezahlen können, meinetwegen
nur als geliehen zu betrachten brauchen? Ich habe
Ihre Empfindlichkeit, Geschenke anzunehmen, schonen
wollen, trotzdem ich nicht begreifen kann, warum
Sie trotz allem zugestandenen Stolze die paar Fetzen,
die Sie in meinem Dienste und Auftrage abnützen
sollen, nicht einfach als ein zugehöriges Übel be-
trachten können, statt ein Geschenk oder gar eine
,Livree' daraus zu prägen! Dann dürfen Sie auch
nicht auf meinen Stühlen sitzen und nicht auf meine
Teppiche treten!"
Ich mußte unwillkürlich lachen, und damit ver-
spielte ich auch gründlich und endgültig. Die Be-
dingung wurde angenommen — was hätte ich unter
der Beleuchtung, die Lady Desmond ihr gab, an-
deres tun können?
„Nun also," sagte sie befriedigt. „Wir wären
also einig. Wir werden aber darüber einen schrift-
lichen Vertrag schließen — wegen Lebens und Ster-
bens. In meinem Alter — Sie verstehen! Wenn
ich sterbe, sollen Sie wenigstens nicht gleichzeitig
auf der Straße sitzen. Ich werde den Vertrag Mister
Weed morgen diktieren, und wir beide werden ihn
unterschreiben. — Und nun, meine liebe Oliva,
können Sie mich allein lassen; ich bedarf Ihrer heut
nicht mehr. Gute Nacht! Und wenn Sie etwas zu
Ihrer Bequemlichkeit brauchen, so genieren Sie sich
ja nicht, es zu sagen; eine eigene Kammerjungfer
hoffe ich bald für Sie zu ergattern — es war noch
keine Zeit, sich umzusehen, und die erste beste kann
ich mir nicht hier ins Haus nehmen, in dem ich für
jeden Schaden hafte. Der Diener, den ich heute
engagierte — ein Deutscher mit einem ganz ver-
rückten^ unaussprechlichen Namen —, wird vorläufig
Ihren Glockenruf beantworten. Also, nochmals gute
Nacht! — — Oh, fast hätte ich noch etwas ver-
gessen! Bitte, wollen Sie mir das Etui dort von
dem Tische reichen? Ja? Das grüne Maroquin-
etui! — Ah, danke!"
Ich hatte ihr das zierliche, mit der schönen ita-
lienischen Stistvergoldung reich verzierte, ersichtlich
neue Etui gereicht und wollte mich nun zurückziehen,
aber sie hielt mich am Kleide fest.
„<Zo bleiben Sie doch noch einen Moment!" rief
sie ungeduldig, als ob sie mich nicht eben entlassen
hätte. „Ich habe hier etwas für Sie — als meinen
Dank dafür, daß Sie heute schon zu mir gekommen
sind. — Machen Sie keine Geschichten und nehmen
Sie!" setzte sie fast ärgerlich hinzu, als ich zurück-
tretend Protest einlegen wollte gegen ein Geschenk
für etwas, das doch ganz natürlich war. „Nein, es
ist keine Bezahlung, sondern nur ein Beweis meiner
Dankbarkeit! Sie werden doch von solch einer alten
Frau, wie ich, etwas annehmen können, ohne Ihren
Stolz zu sehr zu beugen — wie?"
Es kann sein, daß ich mich, empfindlich wie ich
noch gegen die kleinen Demütigungen der Dienst-
IV. IY1I.
Illustnette familienreitung
4. kiest. 1911.
Das lvogende Licht.
Doman aus den Kl-eisen bei- hohen Diplomatie.
Don L. o. Ddlel-sfeld-Dallesti-em.
lvoUsöhung.) ? V'7 - - lklvchdruck verboten.)
Jugend! Diese Jugend!" meinte
RlLW Lady Desmond kopfschüttelnd. „Livree!
RA IN Sie werden nach einiger Überlegung schon
sinken, daß Siemich fatsch verstanden haben.
Was hab' ich denn anderes damit sagen
wollen, als daß Sie die Sachen, die Sie tragenmüssen,
wenn Sie in Gesellschaft gehen, die Sie aber mit
Ihrem Gehalt nicht bezahlen können, meinetwegen
nur als geliehen zu betrachten brauchen? Ich habe
Ihre Empfindlichkeit, Geschenke anzunehmen, schonen
wollen, trotzdem ich nicht begreifen kann, warum
Sie trotz allem zugestandenen Stolze die paar Fetzen,
die Sie in meinem Dienste und Auftrage abnützen
sollen, nicht einfach als ein zugehöriges Übel be-
trachten können, statt ein Geschenk oder gar eine
,Livree' daraus zu prägen! Dann dürfen Sie auch
nicht auf meinen Stühlen sitzen und nicht auf meine
Teppiche treten!"
Ich mußte unwillkürlich lachen, und damit ver-
spielte ich auch gründlich und endgültig. Die Be-
dingung wurde angenommen — was hätte ich unter
der Beleuchtung, die Lady Desmond ihr gab, an-
deres tun können?
„Nun also," sagte sie befriedigt. „Wir wären
also einig. Wir werden aber darüber einen schrift-
lichen Vertrag schließen — wegen Lebens und Ster-
bens. In meinem Alter — Sie verstehen! Wenn
ich sterbe, sollen Sie wenigstens nicht gleichzeitig
auf der Straße sitzen. Ich werde den Vertrag Mister
Weed morgen diktieren, und wir beide werden ihn
unterschreiben. — Und nun, meine liebe Oliva,
können Sie mich allein lassen; ich bedarf Ihrer heut
nicht mehr. Gute Nacht! Und wenn Sie etwas zu
Ihrer Bequemlichkeit brauchen, so genieren Sie sich
ja nicht, es zu sagen; eine eigene Kammerjungfer
hoffe ich bald für Sie zu ergattern — es war noch
keine Zeit, sich umzusehen, und die erste beste kann
ich mir nicht hier ins Haus nehmen, in dem ich für
jeden Schaden hafte. Der Diener, den ich heute
engagierte — ein Deutscher mit einem ganz ver-
rückten^ unaussprechlichen Namen —, wird vorläufig
Ihren Glockenruf beantworten. Also, nochmals gute
Nacht! — — Oh, fast hätte ich noch etwas ver-
gessen! Bitte, wollen Sie mir das Etui dort von
dem Tische reichen? Ja? Das grüne Maroquin-
etui! — Ah, danke!"
Ich hatte ihr das zierliche, mit der schönen ita-
lienischen Stistvergoldung reich verzierte, ersichtlich
neue Etui gereicht und wollte mich nun zurückziehen,
aber sie hielt mich am Kleide fest.
„<Zo bleiben Sie doch noch einen Moment!" rief
sie ungeduldig, als ob sie mich nicht eben entlassen
hätte. „Ich habe hier etwas für Sie — als meinen
Dank dafür, daß Sie heute schon zu mir gekommen
sind. — Machen Sie keine Geschichten und nehmen
Sie!" setzte sie fast ärgerlich hinzu, als ich zurück-
tretend Protest einlegen wollte gegen ein Geschenk
für etwas, das doch ganz natürlich war. „Nein, es
ist keine Bezahlung, sondern nur ein Beweis meiner
Dankbarkeit! Sie werden doch von solch einer alten
Frau, wie ich, etwas annehmen können, ohne Ihren
Stolz zu sehr zu beugen — wie?"
Es kann sein, daß ich mich, empfindlich wie ich
noch gegen die kleinen Demütigungen der Dienst-
IV. IY1I.