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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 46.1911

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Heft 16
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https://doi.org/10.11588/diglit.60742#0347
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Mstnette fsmilienreitung
16. kjest. Ml.

Der wilde Wussow.
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M //Mber Grete war eine ganz ausgelassene
I //l» Stimmung gekommen. So, nun war sie
I lw I Wussow quitt! Das heißt doch noch
MH I nicht ganz, denn erst mußte er noch un-
gWÄ >8 gerufen kommen.
Manchmal wurde ihr freilich etwas zag-
haft zumute. In feinen dunklen Augen hatte em
düsterer Funke geglüht, sein Gesicht war von einer
steinernen Ruhe gewesen, bevor er das Zimmer ver-
lassen hatte. Wenn er nun wirklich nicht wiederkam?
— Ach was, er mußte ja! Also durchgehalten die
kurze Zeit! —
Aber eine Woche verging, noch eine zweite —
er kam nicht! Da «wuchs ihre Unruhe. Dazu stellte
sich scheußliches Wetter ein, stürmische Regenschauer
kamen von der See her, die Nebel brauten den
ganzen Tag im Parke. Auch das zerrte an ihren
Nerven. Nicht einmal ordentlich auslaufen konnte

sie sich, nach wenigen Minuten trieb sie immer wieder
ein Frösteln ins Schloß zurück.
Der Güterdirektor ließ sich eines Morgens bei
ihr melden wegen einer geschäftlichen Angelegenheit
von nebensächlicher Bedeutung. Am Schlosse sollte
ein Teil des Daches ausgebessert werden.
„Nun, meinetwegen. Wenn der Herr Rittmeister
damit einverstanden ist —"
Der Güterdirektor machte ein ganz erstauntes
Gesicht. „Gnädigste Baronin haben wohl vergessen,
daß der Herr Rittmeister verreist ist? Er hätte sich
bei seinem letzten Besuche auf längere Zeit ver-
abschiedet, sagte er mir."
Grete stockte der Herzschlag. Alle Kraft mußte
sie zusammennehmen. Sic bemühte sich harmlos zu
antworten: „Ach ja! Das heißt von einer längeren
Abwesenheit hat der Herr Rittmeister nicht zu mir
gesprochen. Etwa zu Ihnen?"
Der Güterdirektor zögerte mit der Antwort. Da
war irgend etwas nicht in Ordnung! — Aber schließ-
lich, was gingen ihn die Privatangelegenheiten der
Baronin an?
„Direkt ja nicht. Ich meinte nur so etwas her-
ausgehört zu haben. — Aber ich kann mich irren."

„Ja, das glaube ich auch." Grete erhob sich.
„Also, bitte, treffen Sie Ihre Anordnungen. Mir
wäre es nur wünschenswert, wenn die Ausbesse-
rungen schnell vorgenommen würden."
„Das wird geschehen, gnädigste Baronin. Übri-
gens ist's ja nicht viel. Und besser ist's, den Schaden
beizeiten geheilt. Die nächsten Tage werden benützt
werden, denn der Winter steht vor der Tür!" —
Als sie wieder allein war, sah sich Grete mit irrem
Blick im Zimmer um, als suche sie etwas. Das hatte
sie nicht erwartet! Und war das ein Hieb vom
Güterdirektor gewesen, als er gesagt hatte: Besser
beizeiten den Schaden heilen?! Fast hatte es so
geklungen! ... Eine längere Reise machte Wussow?
Es konnte ja gar nicht sein! Als Pfleger des Ma-
jorats war er auf lange Zeit nicht zu entbehren.
Und so viel wußte sie doch auch, daß ein Urlaub
höchstens für fünfundvierzig Tage bewilligt werden
konnte, bei Krankheit vielleicht für ein Vierteljahr.
Aber krank war ja Wussow nicht! — Also die kurze
Spanne ruhig noch durchgehalten, wenn's auch schwer
zu ertragen war!
Da meldete sich aber auch schon wieder der Trotz.
„Ach nein, mein Herr Wussow, wenn Sie denken,

stahnenkamps in 5eviIIg. Nach einem Semäide von p. Vigvureux. (5. Z50)


XVI. ISN.
 
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