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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 46.1911

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Heft 27
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https://doi.org/10.11588/diglit.60742#0580
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DaTLuchsüffM
Illustrierte fgmillenreltung
27. kjest. 1911.

Der Medderkoog.
5chieswig-holsteinscher Noman von
steririette o. Meerheimd.

lroNsetzungh

lNLchdruck verboten.)

Gegners.— wenn ich will."
„Diese Drohung schüchtert mich nicht ein, Herr
v. Torp."

etzt sind wir im Kriege, Leutnant Graf Re-
ventlow, unsere Privatangelegenheiten müs-
»«1 sen ruhen. — Übrigens, beiläufig bemerkt,
IlM ich treffe das As in einer vorgehaltener:
Spielkarte ebenso sicher wie das Herz meines


„Also gut. Regeln wir unsere Privatangelegen-
heiten, wenn wir wieder in Kopenhagen sind. —
Jetzt erbitte ich Ihre Aufmerksamkeit in einer dienst-
lichen Angelegenheit, Leutnant Graf Reventlow."
„Zu Befehl, Herr Rittmeister." Christian sah
dem Vorgesetzten ruhig in die dunkel umschatteten
Augen. Ein eisiger Hohn lag darin.

„Ich sagte Ihnen heute früh bereits, daß der
Oberst mir unbeschränkte Vollmacht erteilte," fuhr
Torp fort. „Ich will heute noch mit zehn Husaren
nach Johannisberg reiten. Sie kennen die Wege
hier am besten. Wenn man über die Wiesen und
Moore reitet, kann man die Strecke beträchtlich kürzen,
und da Sie hier zu Hause sind, werden Ihnen die
tiefen Stellen und Löcher im Moor bekannt sein.
Darum erbat ich ausdrücklich Ihre Begleitung."
Christian sagte nichts, und Torp schien auch keine
Antwort zu erwarten. In völlig sachlichem Ton
sprach er weiter: „Durch Ihre Frau Mutter erfuhr
ich, daß der bei dem Ausfall von Fridericia verwun-
dete und gefangene Jägerleutnant Rantzau aus der
Festung entwichen ist und in Johannisberg versteckt
wird. Den Ausreißer will ich wiederholen, und dabei
soll der ,Danebrog' auf dem Dach Ihres Vaterhauses
wehen. Das ist eine gute Lehre für den Grafen
Friedrich Reventlow, der unserer dänischen Regie-
rung so viele Schwierigkeiten gemacht hat."
„Und ich soll behilflich sein, meinem Vater diesen
Schimpf anzutun?"

„Schimpf? Nennen Sie das einen Schimpf,
wenn wir unsere Fahne aufrichten wollen zum Zei-
chen, daß die Dänen bald wieder die Herren im
Lande sein werden?"
„Für meinen Vater ist es eine schwere Beleidi-
gung. Und was kann uns an dem einen entlaufenen
Gefangenen liegen?"
„Sehr viel, denn er war ein paar Tage in
Fridericia interniert. Wer weiß, was er da alles
ausspioniert hat!"
„Ein Schwerverwundeter ist ungefährlich, und
überdies stehen wir vor dem Waffenstillstand."
„Ich erbat Ihre Ansicht nicht, sondern sagte Ihnen
nur den Zweck und das Ziel meines Vorhabens."
„An dem ich mich nicht beteilige. Mein Vater
kann von seinem Standpunkt aus nicht anders han-
deln. Gerechterweise wird ihm das niemand ver-
denken können. Rantzau ist der Bräutigam meiner
Schwester, der in unserem Hause Zuflucht suchte.
Den auszuliefern widersteht mir."
„Ihre Privatverhältnisss können für unsere Hand-
lungsweise nicht maßgebend sein."

Der Pier in Migntic Litg (New serseg) während der Nndesaison. Nach einer Photographie von NI. Koch in Nerlin. (5. 5YZ)


XXVII. I4N.
 
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