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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 46.1911

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Heft 24
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https://doi.org/10.11588/diglit.60742#0516
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va5LuchsülMe
Illustrierte stamilienreitung
24. kiest. 1911.

Der Medderkoog.
5chleswig-kjolsteinscher lloman von
steririette u. INeerheimd.
Fortsetzung) stzachdrusr verboten.)
an muß sich der Festung Rendsburg be-
inächtigen !" rief Graf Reventlow. ^,Die
Truppen sind unser. Der dänische
General v. Lützow, der jetzt noch der
Höchstkommandierende in den Herzog-
tümern ist, hat eigentlich gar keine Armee mehr unter
seinem Befehl. Wir können uns ohne jedes Blut-
vergießen Rendsburgs bemächtigen. Die dänischen
Offiziere werden einfach gegen Ehrenwort, nicht
wieder gegen uns kämpfen zu wollen, in die Heimat
entlassen."
„Ihr Sohn auch?" Der Prinz von Noer heftete
einen scharfen, durchdringenden Blick auf des alten
Reventlow Gesicht.
„Mein Sohn ist leider immer noch nicht ent-
schlossen, ob er zu uns stehen soll," entgegnete der
Graf mit einem tiefen Seufzer. „Aber ich glaube
bestimmt, gegen uns kämpft er nicht, wenn er
sieht, daß cs wirklich Ernst wird. Sein deutsches
Blut iu ihm muß endlich siegen."
„Uns fehlt es an Offizieren. Tie höheren Stellen
sind alle unbesetzt, wenn wir die Dänen nach Hause
schicken," sagte der Prinz verdrossen. „Das ist eine
der größten Schandtaten der Dänen, daß sie in der
schleswig-holsteinschen Armee fast ausschließlich dä-
nische Offiziere anstellten."
Theodor Olshausen und der Regicrungsrat Bö-
seler sprachen sich lebhaft gegen den Plan, Rends-
burg durch einen kecken Handstreich zu erobern, aus.
Sie schlugen vor, zuerst auf gütliche Weise ihren
Willen nochmals dem König Friedrich VII. klarzu-
machen. Eine Kommission solle sobald wie möglich
nach Kopenhagen reisen und Seiner Majestät fol-
gende fünf Forderungen überbringen: 1. Sofortige
Vereinigung der Stände beider Herzogtümer zum
Zweck einer Beratung einer schleswig-holsteinschen
Verfassung. 2. Einleitung der nötigen Schritte zur
Aufnahme Schleswigs in den Deutschen Bund.
3. Einführung einer allgemeinen Volksbewaffnung.
4. Gewährung der Preßfreiheit und des Versamm-
lungs- und Pereinsrechtes. 5. Tie sofortige Ent-
lastung des Regierungspräsidenten v. Scheel aus
seinem Amt.
„Das wird niemals genehmigt werden," wider-
sprach Graf Reventlow. „Wir verlieren nur Zeit.
Der günstigste Augenblick geht vorüber."
Aber der Prinz von Noer schlug sich auf die
Seite der beiden anderen Herren. Er erklärte sich
nach einigem Überlegen mit ihren Vorschlägen ein-
verstanden. Graf Reventlow wurde überstimmt und
willigte denn auch ein, mit Olshausen und Beseler
zusammen nach Kopenhagen abzufahren und dem
Könige die Bedingungen vorzulegen.
„Damit der Zweck meiner Reise nicht vorher
bekannt wird, werde ich unter dem Vorwand reisen,
meine Schwiegertochter selbst nach Kopenhagen
zurückbringen zu wollen," meinte er.
Die Herren waren gerade eifrig dabei, die For-
derungen an den König schriftlich aufzusetzen, als
dröhnender Hufschlag von dem steingepflasterten Hof
hereinklang und sie erschrocken aufsehen ließ.
Graf Reventlow sprang ans Fenster und sah
hinaus. Auf schweißtriefendem Pferde jagte ein
seltsamer Reiter heran. Ein vielfach geflickter Mantel


Line laufe im vverelsah Nach einem Semäide von f. Scherrer. (5. 526)


XXIV. ISN.
 
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