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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 46.1911

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Heft 8
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https://doi.org/10.11588/diglit.60742#0196
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fjest 8 -- va§ Luch fü,- Nile — -- — 189

Mischung, die ein Durcheinander von chinesischen, indo-
malaiischen und europäischen Formen aufweist, einen
fesselnden und durchaus nicht unkünstlerisch wirkenden
Anblick. Es erhebt sich am linken Ufer des mächtigen
Menam in einem weiten, von einer 1300 Meter langen
krenelierten Mauer umgebenen, mit Marmor- und Stein-
fliesen gepflasterten Hosraume und besteht eigentlich auS
einer ganzen Reihe von Palästen, zu denen sich noch
andere Baulichkeiten, wie Pagoden, Stallungen, darunter
diejenigen für die heiligen weißen Elefanten usw., ge-
sellen. Inmitten des Palastbezirkes steht die prächtige
Halle, in der der verstorbene König Chulalongkorn die
fremden Gesandten zu empfangen pflegte. Sie ist weit-
hin kenntlich durch den spitzen, über und über vergol-
deten Turm, der sie überragt. Die ganze kostbare
innere und äußere Ausstattung des Königspalastes legt
Zeugnis davon ab, daß er die Residenz eines der reich-
sten Fürsten der Erde ist. —
Jüngst beging der weitbekannte und hochgeachtete
„Handelsvorstand Nürnberg" die 380jährige Ge-
dächtnisfeier des ehemaligen Marktvorstandes Nürnberg,
einer der ältesten Handelskorporationen Deutschlands,

deren Rechtsnachfolger er ist. Mit dieser Feier verband
er zugleich die Einweihung seines neuen Heiins,
dav er sich am Marktplatze errichtet hat. Das stattliche,
nach den Entwürfen des Nürnberger Bauamtmanns
UUmami durch die Architekten Peringer und Rogler er-
baute Eckhaus am Marktplatz fügt sich aufs glücklichste
bfsts Alt-Nürnberger Stadtbilde ein. Außer den Ge-
schäfts- und Repräsentationsräumcn weist es einen großen
Sitzungssaal auf. Besonders in die Augen fallend sind
die in lebhaften Farben gehaltenen, vom Maler Georg
Kellner in Nürnberg geschaffenen Freskomalereien, die
in mittlerer Höhe des Gebäudes die beiden Straßen-
fronten schmücken. Sie stellen auf der dem Marktplatze
zugekehrten Front einen zur Messe ziehenden, von Be-
waffneten begleiteten, schwer .mit Kaufmannsgütern be-
ladenen Frachtwagen dar. Voraus ziehen Fahnenträger,
Trommler und Pfeifer, den Zug schließt der Reise-
wagen des Handelsherrn. Darunter ist der bekannte
Spruch zu lesen: „Nürnberger Tand geht durch alle
Land". Die Freskomalerei der anderen Seite zeigt die
Weltkugel, überragt von einem vollgetakelten Hanse-
schiff, darunter einen Nürnberger Handelsherrn im Ge-
spräch mit einem fremden Kaufmann;
ferner mit Warenballen und Fässern
hantierende Handlungsgehilfen und
zwei Kaufleute in alter Tracht, eine
große Wage auf den Achseln tragend,
in deren Schalen die Geschäftsbücher
liegen. Hier liest man den Spruch:
„Die Schale steigt, die Schale fällt,
Gewinn, Verlust regiert die Welt".
Ein weiterer Schmuck des Hauses
ist die an der Ecke auf einem Posta-
ment stehende Vronzefigur eines ge-
wappneten Ritters, von dem Münch-
ner Bildhauer Johannes Seiler mo-
delliert. Das aus Marmor künst-
lerisch gebildete Portal am Markt,
eine Schöpfung des Professors Max
Heilmaier in Nürnberg, weist zwei
menschliche Figuren auf, eine männ-
liche und eine weibliche, die Handel
und Schiffahrt symbolisieren. Schöne
Ladenräume nehmen das Erdgeschoß
des interessanten Gebäudes ein, das
eine weitere Zierde des alten Nürn-
berg bildet. —
Der weltberühmte italienische
Sänger Enrico Caruso, der nach
einer Pause von 6 Jahren wieder
einmal die deutsche Bühne in einigen
seiner Glanzrollen betreten hat, wie
nicht anders zu erwarten, mit glän-
zendem Erfolge, ist wohl der bedeu-
tendste Tenorist der Gegenwart, un-
streitig aber der gefeiertste. Der
jetzt im Anfang der Vierziger stehende
Künstler stammt aus einer Familie,
die nichts weniger als musikalisch
genannt werden kann. Für die
hohe künstlerische Begabung und die
glänzenden Stimmmittel des Knaben
hatte sein Vater, der Maschineninge-
nieur war, wenig Verständnis und
noch weniger Interesse. Als Enrico
sein 16. Lebensjahr vollendet hatte,
mußte er, sehr gegen seinen Willen,
sich dem Berufe eines Technikers
widmen und trat zunächst als Zeich-
ner in eine Fabrik ein. Wenige
Lire betrug sein sauer verdienter
Wochenlohn. Nicht lange vermochte
er das ihm aufgezwungene Leben
zu ertragen. Das Verlangen, seine


Vas neue heim des »ljandelLvorstandes llürnderg».

Lnrico Laruso.
Nach einer Photographie non lludolf vührkoop in Neriin.


künstlerischen Fähigkeiten zu entwickeln, wurde übermäch-
tig in ihm und trieb ihn fort vom Zeichentisch, ja selbst
vom Vaterhaus, hinaus in die Fremde, wo er durch
Singen in den Kirchen und auf der Straße kümmerlich
sein Leben fristete. Dabei hatte er das Glück, Lehrer
zu finden, denen es eine Freude war, seine vielver-
heißende Stimme auszubilden, so weit sie es vermochten.
Systematischen Gesangsunterricht konnte er bei seinen
beschränkten Hilfsmitteln nicht nehmen. Als er das
dienstpflichtige Alter erreicht hatte, wurde er Soldat.
Da fügte es einmal das Glück, daß einer seiner Vor-
gesetzten, ein großer Musikfreund, ihn singen hörte und,
von der herrlichen Tenorstimme entzückt, es möglich
machte, daß Caruso während seiner dienstfreien Stunden
regelrechte Gesangsstudien treiben konnte. Ja er ver-
schaffte ihm durch seine warme Fürsprache eine reich-
liche Geldunterstützung. Bald schon, nachdem er vom
Militär entlassen war, konnte der nun wohlvorbereitete
begnadete Sänger zum ersten Male die weltbedeutenden
Bretter betreten, auf denen er rasch vollste Anerkennung
errang und eine so allgemeine Beliebtheit, wie wenige
seiner Berufsgenossen. Fast sämtliche in sein Fach
schlagende Partien neuer italienischer Opern hat er als
erster gesungen. Nach drei Jahren schon war sein Ruhm
in Italien unbestritten, sein Name lebte in aller Munde.
Dann begann er seinen Siegeszug durch das Ausland —
anders kann man seine von beispiellosen Erfolgen be-
gleiteten Gastspielreisen nicht nennen — und feierte
namentlich in Rußland und Amerika schier unglaub-
liche Triumphe, die ihm gleichzeitig klingenden Lohn in
erstaunlicher Höhe einbrachten. Vor einiger Zeit nun
war zu befürchten, daß Caruso, wenn nicht den Verlust,
so doch zum mindesten eine starke Beeinträchtigung seines
herrlichen Organs werde beklagen müssen. Ärztliche
Kunst hat die Gefahr völlig beseitigt, so daß seine
Stimme nicht die geringste Einbuße erlitten hat.

vntffmognpff.
I 2 3 456789
2 3 1 7 4 5 3
3 5 6 3 8
4 5 5
5
6 3 1
7 16 3 8
8 7 1 3 8 3 4
948845635
Die wagrechten Reihen ergeben: 1. eine Oper non Wagner.
2. ein weibliches Rollenfach, 3. ein überirdisches Wesen. 4. eine»
Nebenfluß der Donau, s. einen Mitlaut, 6. eine alte Waffe, 7. ein
Musikinstrument, 8. eine Figur der Sage, s. eine Stadt in Bagern.
Auflösung folgt im nächsten Heft. C. Deubel.

isvMVNfM.
Der letzte Sprosse aus altem Geschlecht
Sitzt nächtens sinnend
Und Sorgen spinnend —
Die Burg was ihm nicht recht.
Doch ärger drückt den Armen der Tag,
Er denkt mit Qualen,
Er soll bezahlen
Den Wechsel, der o Plag'! Eduard Stein.
Auflösung folgt im nächsten Heft.

Lilderi-Ztsel: »Vie ^pielkartari«.

A. Weixelbaum.
Auflösung folgt im nächsten Heft.


Auslösung de5 llilderrZtsels vom 7. ffest:
Hermann und Dorothea.

Rätsel.
Mit n wir 'nen scheuen Vogel sehen,
Mit i wird'Z laufen stets — nie gehen.
Auflösung folgt im nächsten Heft. Lina d'Heureusc

kluflSsungen vom 7. ljest:
 
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