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Die von Beeren.

Roman von Georg Hartwig (Emmy Koeppel)-
_ (Fortsetzung.)
^^Zls Otmar am sonntäglich gedeckten Familientisch erschien,
^lag alles Peinliche so weit hinter ihm, daß er zur größten
Freude der Mutter, Großmutter und Tante den liebens-
würdigsten und harmlosesten Schwerenöter spielte. Auch der
Oberforstmeister betrachtete wohlgefällig diesen einzigen Sohn
und suchte den Verdruß zu vergessen, der ihm seit Florians
pöbelhafter Drohung das Gemüt beschwerte.
Frau Agathe blickte, während sie den Gänsebraten zerlegte,
ab und zu besorgt zu Haide hinüber, die sich in der Frühe höchst
rebellisch gegen Mutter und Schwester benommen hatte.
Das Stumpfnäschen Haides blieb über den Teller gesenkt,
und um die roten Lippen des Mädchens zuckte es immer noch
ein bißchen von verhaltenem Trotz.
Sie hätte vor ein paar Tagen im Theater so gern das seltsam

hübsche, goldhaarige Mädchen genauer zu sehen gewünscht, das
doch ihre Cousine war, die einzige, die sie so nennen durfte. Und
auch den jungen Mann, den Bruder des Mädchens, Hütte sie gern
im Hellen Licht genauer betrachtet, wenn ihr nicht Tante Amalie
so beharrlich jede Aussicht versperrt Hütte. Heute morgen hatte
sie dann der Oberforstmeisterin die fatale Frage gestellt, ob denn
nun auch zwischen der Tante Zippelmann und ihnen der Ver-
kehr unmöglich geworden wäre. Und ob die drollige alte Dame
nicht bald wieder zum Kaffee geladen würde. Haide lachte gern,
und wenn Frau Zippelmann da war, dann gab es immer ver-
gnügte Augenblicke, die meist nachhaltig wirkten. Zuletzt sagte
der kleine Unband: „Lachen und Fröhlichkeit ist der Gesundheit
förderlich, und wir könnten alle ein bißchen lustiger sein. Das
könnte gar nichts schaden."
Hilfesuchend hatte sich die Oberforstmeisterin an ihre älteste Toch-
ter gewandt: „Hanna, sei doch so lieb und bringe ihr bei, was Vater
wünscht. Dieses ewige aufreizende Gefrage geht mir entsetzlich
auf die Nerven. Es übersteigt meine Geduld und meine Kräfte."
Haide lief zu ihrer Schwester und sagte: „Ach liebe, gute

« Mit Genehmigung der photogr. Gesellschaft. Berlin.
Kinderverlöbnis in Griechenland. Nach einem Gemälde von N. Gysis.
6. 1921.
 
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