Jas BW MMN
Heft2oZllustnerte5amiliemntun8 - <42?
Ailmrau^ch.
Roman von Reinhold Ortmann.
ein, nicht hier!" sagte Eva beklommen. „Hier wird mir
angst. Ich will doch auch nicht essen und trinken!"
„Das sollst du ja gar nicht, Schäfchen!" beruhigte die
Finetti lachend. „Wir wollen doch hier nur warten. Nach einer
kleinen Weile gehe ich in den Saal, um mich umzuschauen. Und wenn
der Erwartete inzwischen gekommen ist, gebe ich dir Bescheid."
Wie ein verschüchtertes Kind lieh sich Eva auf dem Rand
eines Sessels nieder, und Olafson winkte dem auf Befehle
wartenden Kellner, sich zu entfernen.
„Ich bin aber durstig," schmollte die Finetti. „Einen Tropfen
Sekt würde ich nicht verschmähen."
Eine der Flaschen war bereits geöffnet, und der Schauspieler
füllte zwei Gläser, von denen er eines der Finetti reichte. Dann
wandte er sich mit dem andern an Eva.
„Sie sehen schlecht aus, Fräulein Barlow! Nehmen Sie
wenigstens einen kleinen Schluck. Das wird Sie erfrischen."
Die junge Schauspielerin fühlte sich wirklich sterbenselend;
die elektrischen Lampen zitterten und tanzten vor ihren Augen.
Trotz inneren Widerstrebens griff sie nach dem dargebotenen
Kelch und netzte ihre heißen, trockenen Lippen. Fräulein Finetti
hatte in einen: Zuge ausgetrunken und zeigte sich sehr gut gelaunt.
„Eine so triste Gesellschaft hat dieser Raum sicherlich noch nicht
gesehen. Aber wir liegen hier ja auch nur im Hinterhalt. Er-
zählen Sie wenigstens etwas, Olafson, um uns die Zeit zu
vertreiben."
„Was soll ich erzählen? Etwas von der Schlechtigkeit der
Männer oder von der Unwiderstehlichkeit der Frauen?"
„Ach, das sind alte Geschichten. Erzählen Sie uns lieber
etwas von der neuen Gründung des Herrn Steiner. Darüber
gehen ja die tollsten Gerüchte. Zehn neue Kinotheater will er
in Berlin bauen, und es sollen lauter Feenpaläste werden. Da
Sie mit seinem Geldmann Hollbach so eng befreundet sind, müssen
Sie es ja am besten wissen."
Der Schauspieler warf ihr einen zornig verweisenden Blick
zu. Eva aber hob befremdet den Kopf.
„Ist das wahr? Sie sind mit Oswald Hollbach befreundet?"
„Wenn man das Freundschaft nennen will. — Ich treffe
Photographie von Franz Hanfstaengl, Liünchen.
Am Hintersee m Oberbayern. Nach einem Gemälde von E. Meißner.
20. 1921.
Heft2oZllustnerte5amiliemntun8 - <42?
Ailmrau^ch.
Roman von Reinhold Ortmann.
ein, nicht hier!" sagte Eva beklommen. „Hier wird mir
angst. Ich will doch auch nicht essen und trinken!"
„Das sollst du ja gar nicht, Schäfchen!" beruhigte die
Finetti lachend. „Wir wollen doch hier nur warten. Nach einer
kleinen Weile gehe ich in den Saal, um mich umzuschauen. Und wenn
der Erwartete inzwischen gekommen ist, gebe ich dir Bescheid."
Wie ein verschüchtertes Kind lieh sich Eva auf dem Rand
eines Sessels nieder, und Olafson winkte dem auf Befehle
wartenden Kellner, sich zu entfernen.
„Ich bin aber durstig," schmollte die Finetti. „Einen Tropfen
Sekt würde ich nicht verschmähen."
Eine der Flaschen war bereits geöffnet, und der Schauspieler
füllte zwei Gläser, von denen er eines der Finetti reichte. Dann
wandte er sich mit dem andern an Eva.
„Sie sehen schlecht aus, Fräulein Barlow! Nehmen Sie
wenigstens einen kleinen Schluck. Das wird Sie erfrischen."
Die junge Schauspielerin fühlte sich wirklich sterbenselend;
die elektrischen Lampen zitterten und tanzten vor ihren Augen.
Trotz inneren Widerstrebens griff sie nach dem dargebotenen
Kelch und netzte ihre heißen, trockenen Lippen. Fräulein Finetti
hatte in einen: Zuge ausgetrunken und zeigte sich sehr gut gelaunt.
„Eine so triste Gesellschaft hat dieser Raum sicherlich noch nicht
gesehen. Aber wir liegen hier ja auch nur im Hinterhalt. Er-
zählen Sie wenigstens etwas, Olafson, um uns die Zeit zu
vertreiben."
„Was soll ich erzählen? Etwas von der Schlechtigkeit der
Männer oder von der Unwiderstehlichkeit der Frauen?"
„Ach, das sind alte Geschichten. Erzählen Sie uns lieber
etwas von der neuen Gründung des Herrn Steiner. Darüber
gehen ja die tollsten Gerüchte. Zehn neue Kinotheater will er
in Berlin bauen, und es sollen lauter Feenpaläste werden. Da
Sie mit seinem Geldmann Hollbach so eng befreundet sind, müssen
Sie es ja am besten wissen."
Der Schauspieler warf ihr einen zornig verweisenden Blick
zu. Eva aber hob befremdet den Kopf.
„Ist das wahr? Sie sind mit Oswald Hollbach befreundet?"
„Wenn man das Freundschaft nennen will. — Ich treffe
Photographie von Franz Hanfstaengl, Liünchen.
Am Hintersee m Oberbayern. Nach einem Gemälde von E. Meißner.
20. 1921.