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Heft 7

106

Staubwedel oder durch Spritzen ge-
reinigt und bei Ungeziefcrbefall mit
dem Bekämpfungsmitiel und dann
mitreinem Wasser abgespritzt werden.
Für Pflanzen, die im geheizten Zim-
mer ste tzen, ist überhaupt ein tägliches
Spritzen mit lauem Wasser, das aber
die Blüten nicht treffen darf, sehr zu
empfehlen. Die meisten G. wüchse
gedeihen dann im geheizten Zimmer
besser und werden nicht so leicht von
Ungeziefer, besonders dem Gc wächs-
Haus-Blasenfuß (I brips tmomorrboi-
clalich, auch schwarze Fliege genannt,
der roten Spinne (richtiger Spinn-
milbe) sowie Schild-und Blattläusen
befallen. Bei Pflanzen, die täglich
bespritzt werden, ist das Abwaschen
der Blätter nur selten nötig.
Stellen diese winterlichen Mühen
des Zimmergärtners ein Erholten der
Pflanzen dar, die die aufgewendete
Mühe erst in der wärmeren Jahres-
zeit durch Grünen und Blühen dan-
ken, so trägt eine andere Arbeit
schnelleren Lohn, nämlich die Kultur
der Treibpflanzen, die den Pfleger-
bäld durch Biütenpracht im Winter-
zimmer erfreuen. In diesem Jahre
werden zwar die meisten der hollän-
dischen Blumenzwiebeln noch fehlen,
da sie für uns zu teuer sein werden,

Beethovens Geburtshaus in Bonn.
Bach einer Radierung im Verlag von Karl Büschle, Berlin.


zwei bis drei Wochen einige Topfe,
Glasschalen oder Kasten mit Mai-
blumenkeimen bepflanzt — man
nimmt dazu Moos oder benützt
Sand und bedeckt die Oberfläche mit
Moos —, so werden von Anfang
Dezember bis zum Mai blühende
Maiblumen die Mühe lohnen. Die
Gefäße müssen stets feucht gehalten
und in der Wohnstube an einem
warmen Platze aufgestellt werden.
Auch Ins- (Schwertlilien-) Acten,
besonders I. bispauioa, I. pumüa
und I. Kaompkorl eignen sich zum
Treiben. Man setzt die Wurzelstöcke
im Herbste, je nach der Größe einzeln
oder zu dritt bis fünft in Töpfe mit
drei Teilen Kompost- oder Mistbeet-
erde und einem Teil Fluß- oder
Wassersand, stellt sie zunächst un-
gefähr bis Januar kühl und hell,
später warm und hell, gießt anfäng-
lich wenig, dann aber reichlich, da die
Pflanzen mehr Wasser als Blumen-
zwiebeln brauchen. Sehr geeignet
zum Treiben ist ferner TVmarvllis
kormosiKsima. Sie entwickelt ihre
Blüten zwar auch, wenn die Zwie-
bel trocken liegt, doch wird sie am
besten nach Entwicklung der Trieb-
knospe, was an einem warmen Orte
in kurzer Zeit geschieht, in einen Topf

aber unyo mehr wird man sich den einheimischen und den im
Inlands kultivierten zuwenden. Sind noch vom Vorjahre her
Tulpen oder Hyazinthen in Töpfen vorhanden, so kann man noch
einen wenn auch schwächeren Flor dieser Pflanzen erzielen. Die
meisten Hyazinthen, die im vergangenen Jahre in Töpfen blühten,
treiben nämlich auch in diesem Jahre wieder, nur w.isen diese dann
weniger Blütentrauben und Blüten auf. Auch viele Tulpen, be-
sonders die einfachen, werden wieder Blüten tragen, ebenso die
gelben Narzissen und manche Tazetten. Befinden sich diese Blumen-
zwiebeln noch in Töpfen, so läßt man sie am besten in der alten
Erde stehen, um eine Störung der bereits entwickelten Wurzeln zu
vermeiden. Es ist nur die oberste Erdschicht zu entfernen und durch
neue gute Kompost- oder Mistbeeterde zu ersetzen. Schon einmal
getriebene Blumenzwiebeln dürfen nicht so stark getrieben werden
wie frische, weil sie nicht mehr die gleiche Kraft wie beim ersten
Treiben haben. Man gießt die Erde gut an und stellt die Töpfe, bis
die Triebe 3 bis 5 Zentimeter hoch sind, dunkel und kühl, am besten
in einen Keller, bringt sie dann in einen Raum von 6 bis 10 Grad
Celsins, bedeckt sie hier zuerst mit Papiertüten und dann mit Wasser-
gläsern. Erst wenn sich die Blüte zwischen den Blättern zeigt, stellt
man die Töpfe ins Wohnzimmer, jedoch nicht zu nahe an die Heiz-
vorrichtung. Es ist darauf zu achten, daß die Erde nie austrocknet.
Da Maiblumerttreibkeime auch in diesem Jahre reichlich an-
geboren werden, ist zu raten, durch sie die fehlenden Hyazinthen
und Tulpen zu ersetzen. Die Maiblumen
werden von Oktober bis April getrieben,
Eiskeime kann man schon von Oktober
ab, aber nur bis Mürz, die anderen erst
von November ab bis April erhalten.
Die Eiskeime eignen sich infolge ihrer
Vorbehandlung ganz besonders gut zu
einem frühen und sicheren Treiben und
entwickeln neben den Blütentrauben
gleichzeitig auch die Blätter, während
die anderen sich nicht so schnell und sicher
zum Blühen bringen lassen und Blüten
und Blätter nicht zu gleicher Zeit treiben.
Wenn man in Zwischenräumen von

mit obiger Erdmischung gesetzt und sogleich an einen Hellen und
warmen Platz gebracht. Eine andere gut treibende Pflanze ist die
weißblühende Lilmm loao-ckiorum (japoaicmin); sie muß im
Herbst in die schon genannte Erdmischung gepflanzt werden.
Die gefüllten türkischen Ranunkeln, ferner blauuuoulus asia-
tious superbissimus, sowie Anemonen kann man noch bis Januar
in Töpfe setzen, die Knöllchen werden ober vorher in WasFr ge-
quellt, und zwar von Ranunkeln 12, von Anemonen 24 Stunden
lang. Dann stellt man die Töpfe in einen Hellen Raum von 6 bis
10 Grad Celsius Temperatur und bringt sie erst in ein wärmeres
Gelaß, wenn sich kräftige Triebe gebildet haben.
Die ebenfalls zu den Ranuniulazeen gehörende schwarze Nies-
wurz (llvlloborus vi»er I..), auch Schneerose oder Christblume
genannt, blüht bisweilen schon, wie auch ihr Name besagt, zu
Weihnachten im Freien. Hebt man nun im November oder
Anfang Dezember eine solche Pflanze mit dem Wurzelballen
aus, setzt sie in einen Topf mit obiger Erdmischung und bringt
sie in einen Hellen, aber höchstens 10 Grad Celsius aufw.isenden
Raum, so wird sie zu Weihnachten oder im Januar blühen.
Bemerkt sei aber, daß sie ziemlich giftig ist.
Auch manche der Pflanzen, die wir vor Beginn der Nacht-
fröste aus dem Garten in die llberwinterungsräume brachten, wie
Blütenbegonien, Knollenbeaonien, die schon in Töpfen standen,
Antirrhinum-(Löwenmaul-) Arten, Fuchsien, Pelargonien, Helio-
tropium und so weiter, können uns noch
lange mit ihren Blüten erfreuen, wenn
sie ein Helles Plätzchen im warmen oder
temperierten Zimmer bekommen und
etwa alle zwei bis drei Tage begossen
werden, Pflanzen aber, die bereits mit
Blühen aufgehört hatten, läßt man jetzt
eine Ruhezeit durchmachen. Sie werden
im Januar in frische Erde gesetzt, zu-
nächst noch etwas schattig und kühl ge-
stellt und dann, sobald sie wieder Blät-
ter bilden, an einen Hellen und der be-
treffenden Art entsprechend temperier-
ten oder warmen Platz gebracht.


Das Geburtszimmer Beethovens.
 
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