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286

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Heft 18

die oft winterlang 4 Meter hoch überschwemmt ist, da die Höhlensohle
3 Meter unter dem Niveau des Tyratalbodens liegt. Der neuangelegte
Tyrastollen trocknet die Höhle aus und läßt das Hochwasser abfließen.
Außerdem ist durch die ganze Länge der Heimkehle ein fertiggestellter
Kanal gebaut, der einen glatten Durchfluß des Hochwassers ermöglicht.
Dann ist eine elektrische Beleuchtungsanlage geschaffen, welche die Finster-
nis der Hinteren Höhlenteile ohne Lebensgefahr begehbar macht und die
eigenartigen Felsbildungen, pittoresken Alpenlandschaften, dunkelschim-
mernden forellenreichen Seen in zauberhaftes Licht taucht. Bis 1919
waren erst 1000 Meter, bis Oktober 1920 1200, heute 1700 bis 1800 Meter-
Gesamtlänge erforscht und vermessen. Man glaubt, das; sich die Höhle
sowohl im Osten wie im Norden fortsetzt, und hatte das Glück, schon
im Winter 1920 bis dicht an den äußersten Ausläufer der Heimkehle, den
Trichtergang, vorzudringen und ein gewaltiges Echo festzustellen. Ein
60 Meter langer Stollen wurde an richtiger Stelle erbohrt, um Massen-
besuch schnell aus der Höhle entfernen zu können. Die Höhle darf
nur mit Hilfe von zwei Bergleuten als Führern in größeren Gruppen
durchwandert werden, niemals allein, da sich sonst die hohen Beleuch-
tungskosten nicht bezahlt machen.
Das sieben Kilometer von der Heimkehle liegende Försterloch ist eine
kleine Gipshöhle von 70 Meter Länge, je 3 Meter Breite und Höhe,
verdient aber ebenfalls vermessen und erschlossen zu werden, da es
historisch interessant ist.
Die bekannteste Harzhöhle, die Barbarossahöhle, im Zechsteingips, ist
nur 14 Meter lang, auch die Rübelander Tropfsteinhöhlen im devonischen
Kalk sind nicht so lang wie die Heimkehle. Die Heimkehle kann sich also
trotz der fehlenden Tropfsteingebilde mit diesen Höhlen messen. Sie über-
rascht auch durch angenehme Temperatur von gleichmäßig sechs Grad
Wärme. Große Höhlenfunde waren in der Heimkehle nicht möglich, da
die reißenden Höhlenwasser alles fortschwemmten. Nur außerhalb der
Heimkehle machte man einige vorgeschichtliche Funde an Urnenresten,

Knochenstücken, und vorn in der Höhle Feuerstellen, rotem Fasergips,
Marienglas und Alabaster. Die Gefahren der Erdteilerforschung sind nicht
größer als die der Erforschung dieser unvergleichlich großartigen Gips-
höhle. Die Bergleute kehrten, mit Schlamm überzogen, ans Tageslicht
zurück, konnten manche Stellen nur kletternd, kriechend, springend ge-
winnen und wurden durch den Markscheider Riemann (Nordhausen) bei
ihren Peilungen erfolgreich unterstützt. Bewundernswert ist der Wage-
mut, der Forschertrieb der Pioniere, diese nasse, trümmerreiche „Unter-
welt" durchbrochen und zugänglich gemacht zu haben.
In der Nähe der Heimkehle liegen alte trauliche Städte: Stolberg,
Nordhausen, herrliche Bergwälder, der Kyffhäuser mit der Ruine Rothen-
burg — alles Reize, die Naturbegeisterte anziehen müssen.
Im ersten Jahr sollen vorläufig nur die älteren Teile der Höhle gezeigt
werden. Bergführer werden durch den künftlich geschaffenen Eingang zur
Höhle hinab und in den vordersten Höhlenteil, die Hercyniahalle, dann
durch die Tyrahalle an den 40 Meter langen, 15 Meter breiten Tyrasee
führen, am dessen Ufern die weißen Gipsfelsen, schön wie eine Alpen-
landschaft, emporsteigen. Dann geht es weiter durch den Riesentunnel
und in den Großen Dom, eines der gewaltigsten Gebilde der Heim-
keble, von da in den Kleinen Do n, zum Seeauge und durch die Wilde
Seehalle über den W den Gang, der durch Trümmerstü ze entstanden,
aber durch einen Stollen erschlossen ist, durch die Nasse Schlucht und die
Bergschmiede, schließlich durch einen anderen Stollen zum Ausgang auf
die Wiese zurück.
Auf dieser Wanderung werden die Besucher genug Eindrucksvolles
zu sehen bekommen, ob sie nun die grandiose Erhabenheit der weit-
gespannten Kuppel im Großen Dom bewundern oder über die ge-
waltigen Felsblöcke, von denen mancher 10 Meter lang und 3 Meter
breit ist, oder die steil in die Höhe ragenden Steinsäulen staunen. Der
Naturfreund wird eine Bereicherung und jeder ein Stück neue Heimat-
kunde Heimbringen.


Zu unseren Bildern

Der Tribut (S. 281). — Welche Rolle auch dem Mohammedanis-
mus in kommenden Jahrzehnten zufallen mag, das Feuer des Pan-
islamismus ist für lange Zeit erstickt in der Asche, die der Brand des Welt-
krieges hinterlassen. Denn Großbritannien hat sich im Orient seinen
Löwenanteil an der Siegesbeute zu sichern gewußt. Um den Rest ihrer
Selbständigkeit kämpft die Türkei, Ägypten fügt sich in britische Hörigkeit,
und auch Arabien, Hedschas und Jemen mit den heiligen Stätten von
Mekka und Medina sind in englischer Gewalt. Ob sich die islamitischen
Völker für immer damit abfindcn werden, ist zweifelhaft. Frieden zu
bringen war nie der Ehrgeiz des Islams, sondern der Kampf gegen die
Andersgläubigen. Mohammed, der Prophet, war zugleich Feldherr und
Staatsmann. Seine Nachfolger, „Kalifen" genannt, suchten ihren Ruhm
darin, ein Nachbarvolk nach dem anderen unter die Macht der Weltreligion
zu bringen, in drei Erdteilen große Gebiete für den Jlsam zu erobern.
In die Glanzzeit arabischer Siegeszüge führt uns das Bild „Der Tribut"

zurück. Auf Abu Bekr, den Nachfolger des Propheten, war 634 der tat-
kräftige Omar gefolgt, der die Unterwerfung Syriens und der Euphrat-
länder vollendete und Ägypten eroberte. Wehe den Besiegten, die des
Arabers Grausamkeit zu fühlen bekamen! Mit Feuer und Schwerträumte
sie auf mit den Gegnern. Habsucht war damals schon der Eharakterzug
aller Araberstämme. Auf schwere Forderungen gefaßt, schreiten auf
unserem Bild Abgesandte einer unterworfenen Provinz auf das Tor des
Palastes zu, in dem sie der Gewalthaber empfangen wird. Mit gezücktem
Schwert hält ein Nubier Wache. Der Greis an der Spitze der Abordnung
trägt eine Pergamentrolle, auf welcher Versicherungen der Unterwürfig-
keit niedergeschrieben sind. Ein Krieger und ein Kaufmann begleiten ihn,
und ein Neger schleppt schwere Summen Geldes, den schuldigen Tribut,
herzu. Im Hintergründe packen Diener wertvolle Geschenke aus. Ein
schwerer Gang, den die Gesandten tun, denn die Unersättlichkeit des
Siegers ist schwer zu befriedigen.

Mannigfaltiges


Das Leben in der „besten aller Welten''. — Hört oder liest jemand,
daß es noch immer Sklavenhandel geben soll, so macht er ein ungläubiges
Gesicht und verweist darauf, daß der Menschenhandel doch längst ab-
geschafft sei. Es besteht aber heute noch ein „Verband zur Bekämpfung
des Sklavenhandels" und eine „Anti-Sklaverei-Gesellschaft". Der erst-
genannte Verband hat nun kürzlich dem Völkerbund eine Denkschrift

überreichen lassen, worin der bündige Beweis erbracht wurde, daß in
Angola Sklavenhandel betrieben wird, und nicht etwa schüchtern und
nur in vereinzelten Fällen lebendiges Menschenfleisch verschachert wird.
Im Jahre 1920 hat man Neger in großer Zahl nach St. Thome und
Principe als Ware „ausgeführt". Einzelne Seelenverkäufer machten dabei
einen nachweisbaren Gewinn von sechzig- und hunderttausend Mart.


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Vsssnol-Wund- und Kindsi- Pudsn.
In OriZinLl-vossn in X.potdök6n unä vl'OAsrisn si'lnMIioli.
Vsssnol-Vi/e^Irs Dr. Köpp, I-eiprig-I-inöensu.
 
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