Hsst 22
DasDuchfürAlle
3^3
daß du eine so schlechte Meinung von mir hast, hätte ich gewiß
nichts gesagt."
„Du bist ein Närrchen. Aber wir müssen zur Klarheit ge-
langen. Du würdest also Oswald die Treue halten, auch wenn
du wüßtest, daß
du darüber tod-
unglücklich wer-
den mußt?"
„Jchkanndoch
nicht anders. Er
hat mir ja keine
Veranlassung ge-
geben, mit ihm zu
brechen."
„Nun gut, wir
werden weiter
miteinander dar-
über reden. Jetzt
abermußtdumich
auf ein paar Mi-
nuten entschul-
digen. Ich habe
draußen etwas
Unaufschiebbares
zu tun."
Jlsewolltesich
verabschieden, um
die Freundinnicht
länger aufzuhal-
ten.aberHildeließ
es nicht zu.
„Duwirstdoch
nicht empfindlich
sein? Bleib und
erwarte mich. Ich
bin gleich wieder
zurück."
Das Töchter-
chen des Profes-
sors hatte ja keine
Ahnung davon,
daß Oswald Holl-
bach nebenan in
seinem Zimmer
saß, denn es war
eine Stunde, zu
der. er sich sonst
immer in der Bank
aufhielt. Nach der
Unterredung mit
Paul Steiner aber
hatte er das Be-
dürfnis gefühlt,
eine Weile allein
und ganz unge-
stört zu bleiben.
Denn er war tief
beunruhigt und
sah den kommen-
den Ereignissen
mit sehr ernster
Sorge entgegen. Er
konnte dem Film-
spekulanten nicht mehr trauen und fühlte, daß sich irgend ein
dunkles Gewölk über seinem eigenen Haupte zusammenzog. Wolf-
gang Reinhardt, der seit einigen Tagen wieder regelmäßig im
Bankhause erschien, wollte ihm wenig gefallen. Wohl hatte er
ihm in den verbindlichsten Formen für die erwiesene Gastfreund-
schaft gedankt und war ihm gegenüber auch sonst von höflichster
Korrektheit. Aber er sprach zu ihm nicht mehr als das unumgänglich
Notwendige und legte im übrigen einen sehr verdächtigen Eifer an
den Tag, sich über alle Einzelheiten des mit Paul Steiner ge-
troffenen verwickelten Abkommens ZU unterrichten. Dabei hielt
er sich viel mehr an Hertling als an ihn, den verantwortlichen
Leiter des Bank-
hauses. Gestern
hatte er ihn im
Auftrage seines
Vaterssehrförm-
lich ersucht, die auf
einem Zettel ver-
zeichnetenHerren
zu einer Sitzung
im Geschäftslokal
der Bank einZU-
laden, und Holl-
bach war zu stolz
gewesen, ihn nach
dem Zweck dieser
außergewöhnli-
chen Sitzung zu
fragen. Aber er
faßte ihre Bedeu-
tung genau so auf,
wie Paul Steiner
es vorhin getan,
und er sah voraus,
daß sie irgend eine
folgenschwere
Entscheidung brin-
gen werde. Als
er seinen Namen
unter die Einla-
dungsbriefe setzte,
schoß es ihm durch
den Kopf: Es ist
dein eigenes To-
desurteil, das du
da unterschreibst.
Dann aber schalt
er sich einen To-
ren. Er hatte nichts
zu fürchten; denn
er hatte ja nichts
Sträfliches getan.
SelbstwennStei-
ner leichtfertig und
gewissenlos ge-
handelt haben
sollte, sein eige-
nes Gewissenwar
rein. Möglich, daß
erdem Filmdirek-
tor gegenüber zu
wenig vorsichtig
gewesen war, daß
er ihm zu große
Kredite einge-
räumthatte. Aber
er hatte es in gu-
tem Glauben ge-
tan; er war auch
jetzt noch über-
zeugt, daß dieser trotz seinen Fehlern großzügige Mensch das be-
gonnene Unternehmen zu einem guten Ende führen werde, wenn
man ihn in seiner Handlungsfreiheit nicht beschränkte. Zudem gab
es in seiner Rechnung zwei Faktoren, auf die er seine Hoffnungen
setzte, wenn es zu einem Kampf mit der Ängstlichkeit des Profes-
sors kommen sollte. Der eine war der Justizrat Neuhaus und der
andere sein heimliches Verlöbnis mit Ilse. «Fortsetzung folgt..
Vom bayrischen Trachtenfest in München.
1. Historische Schützenkompanke aus Benediktbeuern. 2. Nkederbayrksche und schwäbische Bauern.
DasDuchfürAlle
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daß du eine so schlechte Meinung von mir hast, hätte ich gewiß
nichts gesagt."
„Du bist ein Närrchen. Aber wir müssen zur Klarheit ge-
langen. Du würdest also Oswald die Treue halten, auch wenn
du wüßtest, daß
du darüber tod-
unglücklich wer-
den mußt?"
„Jchkanndoch
nicht anders. Er
hat mir ja keine
Veranlassung ge-
geben, mit ihm zu
brechen."
„Nun gut, wir
werden weiter
miteinander dar-
über reden. Jetzt
abermußtdumich
auf ein paar Mi-
nuten entschul-
digen. Ich habe
draußen etwas
Unaufschiebbares
zu tun."
Jlsewolltesich
verabschieden, um
die Freundinnicht
länger aufzuhal-
ten.aberHildeließ
es nicht zu.
„Duwirstdoch
nicht empfindlich
sein? Bleib und
erwarte mich. Ich
bin gleich wieder
zurück."
Das Töchter-
chen des Profes-
sors hatte ja keine
Ahnung davon,
daß Oswald Holl-
bach nebenan in
seinem Zimmer
saß, denn es war
eine Stunde, zu
der. er sich sonst
immer in der Bank
aufhielt. Nach der
Unterredung mit
Paul Steiner aber
hatte er das Be-
dürfnis gefühlt,
eine Weile allein
und ganz unge-
stört zu bleiben.
Denn er war tief
beunruhigt und
sah den kommen-
den Ereignissen
mit sehr ernster
Sorge entgegen. Er
konnte dem Film-
spekulanten nicht mehr trauen und fühlte, daß sich irgend ein
dunkles Gewölk über seinem eigenen Haupte zusammenzog. Wolf-
gang Reinhardt, der seit einigen Tagen wieder regelmäßig im
Bankhause erschien, wollte ihm wenig gefallen. Wohl hatte er
ihm in den verbindlichsten Formen für die erwiesene Gastfreund-
schaft gedankt und war ihm gegenüber auch sonst von höflichster
Korrektheit. Aber er sprach zu ihm nicht mehr als das unumgänglich
Notwendige und legte im übrigen einen sehr verdächtigen Eifer an
den Tag, sich über alle Einzelheiten des mit Paul Steiner ge-
troffenen verwickelten Abkommens ZU unterrichten. Dabei hielt
er sich viel mehr an Hertling als an ihn, den verantwortlichen
Leiter des Bank-
hauses. Gestern
hatte er ihn im
Auftrage seines
Vaterssehrförm-
lich ersucht, die auf
einem Zettel ver-
zeichnetenHerren
zu einer Sitzung
im Geschäftslokal
der Bank einZU-
laden, und Holl-
bach war zu stolz
gewesen, ihn nach
dem Zweck dieser
außergewöhnli-
chen Sitzung zu
fragen. Aber er
faßte ihre Bedeu-
tung genau so auf,
wie Paul Steiner
es vorhin getan,
und er sah voraus,
daß sie irgend eine
folgenschwere
Entscheidung brin-
gen werde. Als
er seinen Namen
unter die Einla-
dungsbriefe setzte,
schoß es ihm durch
den Kopf: Es ist
dein eigenes To-
desurteil, das du
da unterschreibst.
Dann aber schalt
er sich einen To-
ren. Er hatte nichts
zu fürchten; denn
er hatte ja nichts
Sträfliches getan.
SelbstwennStei-
ner leichtfertig und
gewissenlos ge-
handelt haben
sollte, sein eige-
nes Gewissenwar
rein. Möglich, daß
erdem Filmdirek-
tor gegenüber zu
wenig vorsichtig
gewesen war, daß
er ihm zu große
Kredite einge-
räumthatte. Aber
er hatte es in gu-
tem Glauben ge-
tan; er war auch
jetzt noch über-
zeugt, daß dieser trotz seinen Fehlern großzügige Mensch das be-
gonnene Unternehmen zu einem guten Ende führen werde, wenn
man ihn in seiner Handlungsfreiheit nicht beschränkte. Zudem gab
es in seiner Rechnung zwei Faktoren, auf die er seine Hoffnungen
setzte, wenn es zu einem Kampf mit der Ängstlichkeit des Profes-
sors kommen sollte. Der eine war der Justizrat Neuhaus und der
andere sein heimliches Verlöbnis mit Ilse. «Fortsetzung folgt..
Vom bayrischen Trachtenfest in München.
1. Historische Schützenkompanke aus Benediktbeuern. 2. Nkederbayrksche und schwäbische Bauern.