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3-48

DasBuchsürAils

Heft 22

Die rekonstruierten Niesentiere der Vorzeit.


zehn Hektar umfasst. Und ebensowenig vermochte er vorauszusehen,
von welcher Bedeutung für Volksbildung und Wissenschaft es künftig
werden sollte, als er 1852 von einem Grönlandfahrer einen Eisbären
kaufte, den er in einem gemieteten Raum auf dem Hamburger St.-Pauli-
Spielbudenplatz für Geld sehen lieh. Immerhin war seit dem ersten Schritt
im Jahre 1848 der Anfang gemacht zu einem rasch aufblühenden Tier-
handel, wenn Hagenbeck auch weitere Robben zunächst nur an reisende
Schausteller verkaufte.
Es fällt heute schwer, sich ein richtiges Bild der lebhaften geistigen
Bewegung zu machen, die in breiten Schichten Deutschlands besonders
auf naturwissenschaftlichen Gebieten entstand, um nicht so rasch wieder
abzunehmen oder zu verflachen. Man mag es heute als bloße Befriedigung
der Neugier, als Freude an fremden und absonderlichen Erscheinungen
der Tierwelt ansehen, es ergab sich doch aus der anfänglichen Schaulust
im Volke allmählich auch
ein tieferes Interesse an
der wissenschaftlichen
Bedeutung der natur-
geschichtlichen Seite der
Dinge. Wenn es auch
im Ausland da und dort
weit früher schon und
auch in Schönbrunn bei
Wien seit 1752 Tier-
gärten gab, in Berlin
im Jahre 1844 der Tier-
garten gegründet wur-
de, so erfolgte doch die
Gründung und Anlage
ähnlich er Einrichtungen
bei uns und im Aus-
land meist erst in den
fünfziger und sechziger
Jahren des verflosse-
nen Jahrhunderts. Um
diese Zeit war es dem
Gründer der Firma Ha-
genbeck gelungen, den
Import fremder Tiere
so weit zu steigern, daß
an die Versorgung der
Zoologischen Gärten
gedacht, und diese Ge-
schäftsverbindungen in
bewußter Steigerung
immer planmäszigerund

zielsicherer durchgeführt werden konnten. Seit 1863 besah die aufstrebende
Firma in St. Pauli ein eigenes Grundstück; dort fanden die meist von
Kapitänen und Matrosen aus fernen Ländern eingeführten Tiere ihre
Stätte. Die Beziehungen erweiterten sich stetig; es entstand ein immer
ausgedehnterer Verkehr mit überseeischen Ländern. Neben den in der
ersten Entwicklung stehenden Zoologischen Gärten reisten Menagerie-
besitzer im In- und Ausland umher. Für die Zwecke dieser Schaustellungen
war die Vorführung dressierter Tiere und Tiergruppen unerläßlich, und
so kann es nicht überraschen, mich die Dressur wilder Tiere als einen Teil
der Hagenbeckschen Einrichtungen genannt zu finden. Und ebenso bildete
sich neben dem Tierhandel der Tierzirkus der Firma als besondere Ab-
teilung des Unternehmens weiter. Um die Wünsche der vielen Zoologischen
Gärten zu erfüllen, sandte man von Hamburg aus Reisende nach dem
Sudan, um in großen Transporten ausländische Tiere nach Europa zu
schaffen. Nachdem 1866
der damals einundzman-
zigjährige Sohn des
alten Hagenbeck das
Geschäft übernommen
hatte, vergrößerte sich
der Ticrbestand dau-
ernd, so daß acht Jahre
danach eine neue Stätte
mit ausdehnungsfähi-
gsm Hinterland erwor-
ben werden mußte.
Während der auf die
Höhe gebrachte Tier-
handel sich weiter ent-
wickelte, entstand seit
der Mitte der siebziger
Jahre des vorigen Jahr-
hunderts ein neues Un-
ternehmen, das sich den
bestehenden angliederte.
Mit der politisch verän-
derten Lage nach 1870
erwachte das Interesse
an überseeischen Völ-
kernund Rassen. Hagen-
beck kam dieser Stim-
mung entgegen;die von
ihm ins Leben gerufe-
nen Völkerschaustellun-
genwaren seit der Mitte
der siebziger Jahre von

See-Elefant und Königspinguine.
 
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