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Heft 26

der Verkauf des wertvollen Artikels ausgeschlossen ist, und manches Der-
artige mehr.
Die Selbstschutzvorrichtungen der großen Banken können nur noch
kurz erwähnt werden. Die ungeheuren Panzertüren mit höchst verzwickten
Kombinationsschlössern oder mit Zeitschlössern, die sich selbst von den
Geschäftsinhabern nur zu einer vorher eingestellten Stunde öffnen lassen,

sind bis zu einem gewissen Grade auch nicht mehr ganz zuverlässig, hat
man doch in Umsturzzeiten mit dem Anrücken ganzer Banden zu rechnen.
Gegen solche werden Maschinengewehre mit ständiger Wachmannschaft
oder automatischer Auslösung aufgestellt, oder sämtliche Räume seitlich,
über und unter den Stahlkammern füllen sich beim Eindringen Un-
berufener von selbst mit Wasser, Heißdampf oder gar mit Blausäure.


AeiAe 2) ä h er. Von Or. meä. Adolf Stark.

M

er an heißen Sommertagen an sich erfahren hat, wie wohltuend
und erfrischend ein Bad im kühlen Flusse wirkt, der wird leicht auf
den Gedanken kommen, daß die Bewohner heißer Gegenden große
Verehrer des kalten Bades sein müssen. Das ist jedoch ein Trugschluß. In
den heißeren Erdstrichen bevorzugt man nicht das kalte, sondern das warme,
ja das heiße Bad.
Dieser Gebrauch ist schon uralt. Bis in unsere Zeiten haben sich Reste
der ausgedehnten und lururiös eingerichteten Warmbadeanstalten, Ther-
men genannt, erhalten, welche in keiner größeren römischen Stadt fehlten.
Alan hielt das Baden für so wichtig, daß der Besuch dieser Einrichtung
jedermann unentgeltlich freistand.
Im Orient, der im allgemeinen
viel heißer ist als unsere Gegen-
den, gehört das tägliche warme
Bad noch heute zur öffentlichen
Gesundheitspflege.
In Japan sind heiße Bäder bei
allen Schichten der Bevölkerung
im Gebrauch,und manbadet öffent-
lich vor aller Augen. Das japa-
nische Haus liegt zur warmen Jah-
reszeit offen da. Die beweglichen,
mit Papier bespannten Wände
werden zur Seite geschoben, um
der Luft möglichst freien Zugang
zu schaffen; so spielen sich alle Vor-
gänge offen ab. Was bei uns sitt-
lichen Anstoß erregen würde, nimmt
der Japaner harmlos. Nur in den
großen Städten hat sich das Ver-
hältnis in neuerer Zeit geändert.
In der Provinz baden beide Ge-
schlechter gemeinsam öffentlich.
So kommt es auch, daß inan die
Badebottiche vor den Häusern auf
der Straße findet. Da man diese
unbekümmerte Art des Badens
von frühester Jugend an gewöhnt ist, begreift niemand, daß der Europäer
dies unschicklich findet.
Auch bei Naturvölkern, die sich im allgemeinen vor dem kalten Wasser
scheuen und vom Baden im Fluß oder Meer nichts wissen wollen, selbst
wenn sie es noch so nahe und bequem haben, mich bei solchen Völkern sind
verschiedene Formen des heißen Bades beliebt.
Diese Tatsachen regen zum Nachdenken an. Einrichtungen, die sich zu
verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten ausgebildet haben, ver-
danken ihr Bestehen meist der Erfahrung. Wenn in heißen Gegenden das
heiße Bad dem kalten vorgezogen wird, so muß dies nicht ohne Grund ge-
schehen, da dem jederzeit bereiten und
kostenlosen Kaltbad das teuere, oft nur in
der Badeanstalt gebotene Heißbad doch nur
dann vorgezogen wird, wenn dessen Wir-
kung als angenehmer empfunden wurde.
Wie wirkt nun ein heißes Bad auf den
Körper? Zwei Umstände sind dabei zu be-
achten: die Wirkung des Wassers, und die
der hohen Temperatur.
Unser Körper ist in der Regel von Luft
umgeben; taucht er in Wasser, so tritt an
Stelle der Luft eine Flüssigkeit, die sich von
ihr durch größere Schwere und bessere
Wärmeleitung unterscheidet. Die größere
Schwere des Wassers bewirkt vor allem ein
Leichterwerden des Körpers. Da die Mus-
keln in ihrer Leistungsfähigkeit gleich geblie-
ben sind, ruhen sie im Bade aus, weil sie nur
in geringerem Maße in Anspruch genommen
werden. Dabei übt der im Verhältnis zum
Luftdruck gesteigerte Wasserdruck eine Art

allgemeine Körpermassage aus. Diesen beiden Umständen ist die erfrischende
Wirkung des Bades nach großen Anstrengungen, beispielsweise weiten
Märschen, vorzugsweise Zuzuschreiben, wozu allerdings noch einiges andere
kommt: die Reinigung der Haut von den Ausscheidungsprodukten, die Ent-
fernung des Staubes und die Eröffnung der Poren, sowie die Verbesserung
der Hautatmung.
Im heißen Bade kommt nun noch die Wirkung der erhöhten Tempe-
ratur dazu. Es wäre falsch, wollte man etwa die Temperatur des Wassers
und der Luft einander gleichstellen in ihrer Einwirkung auf den mensch-
lichen Körper. Eine Lufttemperatur von 20 Grad wird als behaglich emp-
funden, während Wasser von
20 Grad relativ kalt ist. Eine Luft-
temperatur von Blutwärme, also
37 Grad, ist auf die Dauer uner-
träglich heiß, während ein Bad
von Körperwärme als angenehm
warm empfunden wird. Anderseits
können, besonders bei trockener
Luft, Temperaturen, von 70 und
80 Grad, zum Beispiel im Heiß-
luftraum des Schwitzbades, ganz
gut längere Zeit vertragen wer-
den, während ein Wasser von
dieser Temperatur gefährliche Ver-
brühungen verursacht. Die Tem-
peratur allein kann eben nicht in
Betracht gezogen werden, es müs-
sen auch noch andere physikalische
Eigenschaften, besonders die Wär-
meleitung, beachtet werden. Neh-
men wir ein Bad, welches heißer
als 37 Grad ist, so wird dem Kör-
per keine Wärme mehr entzogen,
sondern solche, wenigstens im ersten
Augenblick, zugeführt. Es tritt
also anfangs eine Wärmestauung
ein. Das Blut strömt kräftiger, die
Herztätigkeit wird lebhafter, es tritt ein allgemeines Gefühl der Behag-
lichkeit ein.
Ist nun die Temperatur des Bades bedeutend höher als die des Kör-
pers, so ändert sich dies Verhalten bald, da die Überhitzung des Innern
nicht so sehr durch das heiße Wasser als vielmehr durch das Unvermögen,
die erzeugte Körperwärme abzugeben — Erscheinungen hervwruft, die
als unangenehm empfunden werden. Der Atem wird kürzer und schwerer,
der Puls voller, die Herztätigkeit kräftiger, das Blut strömt nach dem
Kopfe, der allein aus dem heißen Wasser hervorragt, es tritt heftiger
Schweiß im Gesicht auf, Pulsieren in den Kopf- und Halsadern, plim-
mern vor den Augen, schließlich sogar
Ohnmacht.
So lange aber wird im Orient das
Heißbad nicht ausgedehnt. Nach kurzer
Dauer wird es unterbrochen, sobald die
ersten dieser Erscheinungen auftreten. Die
Folge ist eine starke Abgabe von Wärme,
und zwar in Form des Schweißes aus dem
überhitzten Körper. Das sonst eintretende
Gefühl des Fröstelns an der kalten Luft
wird dadurch verhindert, daß gut geschulte
Badediener den Körper sofort zu reiben
und zu kneten beginnen.
Die Wirkung des warmen Bades ist
eine Entgiftung des Körpers durch starken
Schweißausbruch, aber auch, da die erhöhte
Tätigkeit der Schweißdrüsen noch lange
Zeit anhält und Schweiß bekanntlich das
natürliche Abkühlungsmittel des Körpers
ist, ein Gefühl der Behaglichkeit, wie es
kalte Bäder nur vorübergehend spenden.


Japanerinnen im warmen Hausbade.


Ruinen eines altrömischen Bades: Mittelsaal der
Laracallathermen in Rom.
 
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