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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1888

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Heft 3/4
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Vereinschronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.7906#0032

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Th. Heiden Veranlassung, die Fortschritte zu preisen, welche durch die
Walzwerke für Silber- und Goldbleche den Silberarbeitern erwachsen, in-
dem das unendlich zeitraubende Hämmern des Materials, wie es früher
stets stattfand, dadurch umgangen wird. Mit Bezug auf Legierungs-
und andere Stempel theilte Prof. v. Miller die merkwürdige That-
sache mit, daß sich in Südamerika von den Zeiten der Spanier her die
Nürnberger Marke einen so guten Ruf bewahrt hat, daß dort noch heute
jede marktfähig sein wollende Messerwaare diese Marke tragen muß.
Diese Mittheilung führte auf das Gebiet des geschäftlich mitunter noth-
wendigen Imitirens, zu welchem Th. Heiden interessante Belege mit-
theilte. Die seitens des Vorsitzenden, Herrn Direktor Lange, in Betreff
des Vorkommens von Gold und Silber in der Natur an Prof. l)r.
Grooth gerichtete Frage beantwortete dieser dahin, daß keine große
Aussicht bestehe, noch große Reichthümer an Gold zu erschließen, ob-
gleich die Goldfunde in Lüderitz-Land vielversprechend sind; um so

trostreicher waren seine Ansichten hinsichtlich des Silbers, das sich noch
in ganz unübersehbarer Menge und in erreichbarer Nähe in der Erdrinde
vorfinde. Später gab Redner einen Ueberblick über die von ihm beabsich-
tigte Umordnung der staatlichen Mineralien-Sammlung, wobei besonders
auch auf die technologische Seite Bedacht genommen werde, — und stellte
für die Goldschmiede eine Reihe von Vorträgen in Aussicht, in welchen die
verschiedenen neueren Verfahren zum Prüfen der Edelsteine praktisch
gelehrt werden sollen. — Aum Schluß erläuterte Prof. Gmelin kurz
die von ihm ausgestellten Lichtdrucke aus dem nächstens erscheinenden
und in unserem Heft */2 ausführlicher besprochenen „verlorenen
Kirchenschatz der St. Michaels-Hofkirche"; das meiste Interesse bot
die, durch Vergleiche mit beglaubigten Arbeiten erhärtete Thatsache,
daß zwei der abgebildeten Stücke — eine Ranne und ein Becken —
Arbeiten des Nürnberger Goldschmieds Wenzel Jamnitzers sind.

6.

Innere vereinsangelegenheiten.

Das Münchener Lokalcomits für die deutsch-nationale Lunst-
gewerbe-Ansstellnng konstituirte sich am *7. November; es wurde
beschlossen, drei Herren mit der Leitung desselben und zwar Architekt
Gabriel Seidl, Professor Halb reit er und Professor Fr. von
Miller im Interesse der würdigen Beschickung und glanzvollen Ge-
staltung unseres einheimischen Kunstgewerbes zu betrauen; als Schrift-
führer wurden die Herren Konservator Preckle und Uhrenfabrikant
I a g e m a n n gewählt. Dem Lokalcomitä gehören an: die drei Vereins-
vorstände: Lange, kgl. Direktor; Seitz, kgl. Professor und Konser-
vator ;RadspielerF., Fabrikant. Sodann als Mitglieder des Vereins-
Ausschusses: Flüggen, kgl. Professor; Fritsche, Architekt; Gmelin,
kgl. Professor; Halbreiter, kgl. Professor; Harrach, Silberarbeiter;
Jagemann, Uhrenfabrikant; Löwel, städt. Bauamtmann; Seidl
Gabriel, Architekt; Staeble, Bronzewaarenfabrikant; Strolb-
berger, kgl. Hofwaffenfabrikant; Stuhlberger, Architekt; Winter-
halter, Juwelier. Außerdem zwei Vereinsbeamte: B r o ch i e r, Vereins-
architekt; Preckle, Konservator; die Gbmänner der vier Gilden:
Müller M., Schlossermeister; Heiden, Juwelier; Nachtmann,
Bildhauer; Kirchmair, Glasmaler, sowie *5 weitere Vereinsmit-
glieder: Kirsch, Schlossermeister; Till, Möbelfabrikaut; Merk seu.,
Hofjuwelier; Seitz Heinrich, Hofkupferschmied; Wollenweber,
Hofsilberarbeiter; Vitzthum, Juwelier; Rottmanner, Hoflieferant
und Juwelier; Horrmann, Graveur; Lippert, vergolderwaaren-
fabrikant; K r asse r, Metallwaarenfabrikant; Kö llm ay t r, Schreiner-
meister ; Schörg Ludwig, Fabrikant; Stindt, Dekorationsmaler;
Ruedorffer, Faßmaler; Dießl, Llfenbeinbildhauer. Ferner wurden
die Herren Dbpacher, Kunstanstaltbesitzer; Danzer, Hosblumen-
fabrikant; Gleichsner, Vfenfabrikant;Sedlbauersen., Buchbinder-
meister und Hechenberger, Wachswaarenfabrikant in das Lomite
kooxtirt. _

Wechsel im Vereinssekretariat. Mit dem *. März hat der bis-
herige vereinssekretärKitzinger, der sich um das Bestehen und
Gedeihen des Kunstgewerbevereins sehr verdient gemacht hat, wegen
hohen Alters und schweren Leidens seine Stelle niedergelegt, die er zu
einer Zeit — Juli *866 — angetreten, in welcher der Verein auf
schwachen Füßen stand, und seiner thatkräftigen Mithilfe hat der Verein
einen Theil seiner gegenwärtigen Blüthe zu verdanken. An seine Stelle
ist vorerst in provisorischer Weise, Sekretär Peter Mall getreten;
die Quittungen über Mitgliederbeiträge werden also bis auf Weiteres
dessen Unterschrift tragen.

Ordentliche Generalversammlung des bayr. Lunstgewerbevereins,
abgehalten am 2*. Februar *888. Der I. Vorstand des Vereins, Direktor
L. Lange, leitete nach kurzer Begrüßung die Verhandlungen ein mit
einem Bericht über das abgelaufene Vereinsjahr >887,
welches bekanntlich fein Gepräge vornehmlich durch die Vorbereitungen
zur Kuustgewerbe-Ausstellung erhielt; der nun folgende Rückblick über
Entstehung und Entwicklung des Ausstellungsgedankens kann hier über-
gangen werden, da unfern Lesern durch die regelmäßigen Ausstellungs-
berichte das Wesentlichste über die Ausstellung bekannt ist.

Der Mitgliederstand schloß bei der vorjährigen Generalver-
sammlung mit 2096 Mitgliedern ab; zugegangen sind 22s, abgegangen
240 Mitglieder, wodurch sich die Mitgliederzahl z. Zt. auf 2082 stellt.
Die durch Tod abgegangenen werden durch Erheben von den Sitzen
seitens der Versammlung geehrt.

Aus dem von Eonservator Preckle erstatteten Bericht über
dieAus stellungshalle ergibt sich, daß sich die Einnahmen fast gleich
geblieben sind; sie betrugen *886: **508J&34 ,3), *887: **5*7 *3 H.

Auch die vom Archit. Hrn. Brochier geleitete Vereinszeichen,
halle erfreut sich, namentlich auch mit Rücksicht auf die Ausstellung,
zahlreichen Zuspruchs.

von besonderen Vorkommnissen sind zu nennen: die Gedenkfeier
für den verstorbenen Ehrenpräsidenten Ferd. v. Miller am 26. April;
die Begrüßung der Wiener Fachgenossen, welche gelegentlich eines Be-
suchs der Königsschlöffer am 20. Mai in München ankamen; die Ueber-
tragung des Vorortes deutscher Kunstgewerbevereine von Berlin nach
München. — Line Bethciligung des Vereins an den Weltausstellungen
zu Brüssel, Barcelona, Melbourne konnte in Anbetracht der eigenen
Ausstellung nicht stattfinden.

was die Finanzlage des Vereins betrifft, so hat sich dessen
Vermögensstand von 2*4*44 M. auf 2*6824 M. erhöht; Einnahmen
und Ausgaben, welche einen Aktivrest von 4*95 M. 60 Lj ergaben,

vertheilen sich wie folgt:

Einnahmen.

Aktivrest vom Vorjahre (f. Jahrgang *887 S. 39) . M. 2*547

Mitgliederbeiträge.„ 27*9*.50

Zuschüsse vom kgl. Staatsministerium des Innern . . „ 5800.—

Sonstige Zuschüsse (Stadt, Wittelsbacher Landesstiftung- „ *873.70

Ausstellungshalle.. **5*7.*3

Vereinszeitschrift. „ 2652.—

Kapitalzinsen .„ 7726.6*

Mietherträgnisse.„ *4255.80

Sonstige Einnahmen.„ 2294.65

Summa der Einnahmen M. 75526.56

Ausgaben.

Besoldungen, Remunerationen und Tantiemen . . . M. *8703.79

Vereinszeitschrift ..„ *6072.89

Bibliothek.„ 98*.05

Vereinsabende, Vorträge und Gildewesen.„ 702.86

Prämien für Lehrlinge und Preisaufgaben .... „ 486.02

Inserate, Drucksachen, Loxialien, Schreibmaterialien,

Buchbinderarbeit, Porti und Frachten.„ 5840.9*

Hausmiethe.„ *5457.—

Steuern, Kapitalsanlage je.„ 727.42

Hausunkosten, Beleuchtung, Beheizung, Reinigung . . „ 68*8.40

Mobiliar und Geräthe.„ 244.78

Ehrungen, verschiedenes.„ 3295.84

Summa der Ausgaben M. 69350.96
Aktivrest Jt. 4*95.60
 
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