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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1894

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Heft 2
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Pfeifer, Hermann: Façadenmalereien der Renaissance in Italien und Deutschland, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6754#0023

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ctütiiTmicc in ItaliN ul

Von Prof, permamt pfeifet, Braunschweig.

(Schluß.)

s Nachdruck verboten.

u Trient, welches noch italienische Aunstweise
zeigt, ist in der Via larga eine sehr schön ge-
malte Facade voin Ende des f6. Jahrhunderts,
welche für die zuletzt beschriebene Art der Facaden-
malerei — Darstellung offener pallen und Aehnl. — ein
treffliches Beispiel bildet. Dieselbe ist leidlich gut erhalten (Ab-
bildung 5. (5), obwohl das schützende
pauptgesims mit seiner mächtigen pohl-
kehle und den Stichkappen nicht mehr
besteht; auf der beigegebenen Abbildung
ist es nach den noch sichtbaren Ansätzen
ergänzt. Dieses Stichkappengesims, sowie
die Rundbogenöffnungen einer Loggia
und der Fenster des obersten Stockwerkes
wurden von dem Ukaler benutzt zur Tom-
position einer anschließenden offenen palle,
welche hinter der Facade fortgesetzt ge-
dacht ist und in welcher die Festlichkeiten
des Tridentiner Konzils sich abspielcn.

Farbenprächtige orientalische Teppiche,
welche als Festschinuck über die Brüstung
der palle gelegt sind, erinnern au den
Pomp, mit welcheur im Jahre f das
Konzil eröffnet wurde; in der palle selbst
sieht man reich kostümirte Fesltheilnchmer
an einer langen Tafel sitzen; andere pro-
meniren, in lebhafte Gespräche vertieft.-
Nur die Portal- und Fenstereinfassungen,
der Balkon und die kleinen Konsolen
unter den Stichkappenansätzen des paupt-
gesimses sind aus echtem Material, aus
rothem und graugelbem Trientiner Mar-
inor hergestellt, alles Uebrige, die Ge-
simse, die großen pilaster des Stockes,
die Marmoreinlagen, ist al fresco gemalt:

Die architektonischen Theile in einem gelb-
lichgrauen Tone, die horizontalen Grna-
mentsriese mit blauem pintergrunde, die
Marmoreinlagen gelb, roth und grün,
die Gemälde und Wappen bunt. Bon
der Riesenfigur eines wachehaltenden Landsknechtes neben
dem Portale ist der untere Theil schon sehr zerkratzt; man
sicht, daß am Trdgeschoße die Bemalung sparsam zu halten
ist, auch aus anderen Gründen.

Ohne architektonische Umrahmung oder Gruppirung
wurde im Barock öfters die ganze Wandfläche eines pauses
mit den f i g u r e n r e i ch st e n, leidenschaftlich bewegten K o m -
Positionen überzogen — olympische Götterfeste in Wolken-
gebieten, Gigantenkämpfe und Aehnliches darstellend, —
wobei die Fenster meist sehr geschickt in die Gesammt-

vom Bamberger Rathhaus (vgl. lieft S. s).

gruppirung sich einfügen. Tin schönes Beispiel dieser Art ist
in Verona erhalten an der Tcke von Piazza d'Trbe und Torso.

Die bisher geschilderten Typen inögen genügen, ein
ungefähres Bild von der Mannigfaltigkeit der Facaden

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Zeitschrift des ba^er. iiiunstgewerbe-Vereins München.

1894 Heft 2. (Bg. *.)
 
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