Nr. i.
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
3
lei Erörterungen Anlaß. Bei Klarwill
befindet sich neben einem vorzüglichen
Klaes Molenaer auch eines der wert'
vollsten Werke des Jan Miense Mole'
naer, ein großes Breitbild mit einer
fröhlichen Gesellschaft in einer geräu'
migen Bauernstube. Der J. M. Mole'
naer bei Klarwill ist ziemlich äugen'
scheinlich ein Gegenstück zu dem großen
Bilde des Mauritshuis im Haag. Danach,
nach der starken Betonung des Hell'
dunkeis sowie nach der freien breiten
Technik müßte man das Klarwillge'
mälde in die Amsterdamer Zeit Mole'
naers, und zwar innerhalb dieser ziem'
lieh spät ansetzen, etwa zwischen 1550
und 1560. Das Gegenstück im Haag
ist mit 1653 oder 1658 datiert. 1636
war J. M. Molenaer aus Haarlem nach
Amsterdam gezogen, wo er 1668 ge'
storben ist.'1')
*) Zu J. M. Molenaer kommen haupt'
sächlich in Betracht: Van der Willigen: Les
artistes de Harlem, Jahrbuch der königlich
preußischen Kunstsammlungen, 1891 (W.Bode),
ferner Bode: Studien zur Geschichte der hol'
ländischen Malerei. Unter den einschlägigen
Kapiteln in den Nachschlagebüchern seien
hervorgehoben Woltmann und Woermann:
Geschichte der Malerei, III, 608 f. und 1123. Zu
beachten die holländischen Kunstzeitschriften
und die Kataloge des Mauritshuis und des
Ryksmuseums; siehe auch die Kataloge der
Galerien zu Antwerpen, Berlin, Darmstadt,
Dresden, Leipzig, Rotterdam, St. Petersburg.
Zwei wichtige Bilder mit Familiengruppen
(eines von 1637) sind aus dem Besitze von
W. H. Van Loon in Amsterdam abgebildet
bei De Groot: Meisterwerke der Porträtmalerei
auf der Ausstellung im Haag, 1903. Die Riegel'
sehe Behauptung (Hermann Riegel: „Beiträge
zur niederländischen Kunstgeschichte“) mit
einem Rolenaer ist längst widerlegt, worüber
das „Repertorium für Kunstwissenschaft“
nachzulesen ist.
Der J. M. Molenaer aus der Sammlung
Schubart ist bei der Münchener Versteigerung
an die Kaiserliche Galerie nach Wien gelangt.
In Wien sind Werke J. M. Molenaers zu
finden im Hofmuseum, ein kunstgeschichtlich
bedeutungsvolles in der Galerie Liechtenstein,
k.e* A. Marenzeller (Muschelesser, hell
signiert auf dem Holzstuhl). Der große, gute
Molenaer aus der Wiener Sammlung Klinkosch
Zu den Farben des Bildes folgen'
des: im ganzen herrschen dunkelbraun'
liehe Töne vor, von denen sich ohne
jede Grellheit die roten und rötlichen
Stellen abheben, wie in der Kleidung
des Bauers rechts im Mittelgründe,
an der Mütze und Jacke des Knaben
mit dem Hunde und am Rock der
Hausmutter links (Leinwand, Breite
i-42, Höhe 1 * 12).
Spuren einer alten Künstlerinschrift
sind noch vorhanden und zwar auf dem
Hockstuhl gegen rechts.
Der Klaes Molenaer gehört mit
zu den Hauptbildern dieses Malers und
zu jenen, die es wahrscheinlich machen,
daß Jan Miensze hie und da die Figuren
in die Landschaften des Klaes gemalt
hat. Kehren doch dieselben Figuren'
typen und dieselben Farbentöne wieder.
So ist z. B. die Hauptfigur in der Mitte
des Bildes bei Klarwill, es ist der sitzende
Bauer, der einen Fuß auf das Stoofje
stützt, eine bei Jan Miensze in allerlei
Abwandlungen häufig wiederkehrende
Figur. Sie erinnert unter anderen an
die Mittelfigur auf dem J. M. Molenaer
aus der Galerie des Fürsten Hohem
zollern'Hechingen, später bei Schubart
in Dresden, dann in München und jetzt
im Wiener Hofmuseum (Abbildungen
bei De Groot: die Galerie Schubart,
S. 26, und in Pallmanns großem Katalog
der Versteigerung Schubart Nr. 41).
Diese Figur ist ferner sehr verwandt
mit der sitzenden (jüngeren) Mittelfigur
kam zu Philipp v. Schöller. Vor Jahren war
ein kleiner Molenaer in der Sammlung La-
housen. 1892 sah ich in der, seither versteiger-
ten Sammlung Jos. Gail eine holländische
Schänke, die mir komischerweise als Huysmans
vorgewiesen wurde.
Für J. M. Molenaer kommt auch die
Literatur in Frage, die sich an die Namen
Judith Leyster und Boursse knüpft. Die Be-
Ziehung des Klarwillbildes zu dem erwähnten
J. M. Molenaer im Mauritshuis ist den Besitzern
schon vor Jahren aufgefallen. Neuestens wurde
sie mir auch durch eine freundliche Nachricht
von A. Bredius und W. Martin bestätigt.
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
3
lei Erörterungen Anlaß. Bei Klarwill
befindet sich neben einem vorzüglichen
Klaes Molenaer auch eines der wert'
vollsten Werke des Jan Miense Mole'
naer, ein großes Breitbild mit einer
fröhlichen Gesellschaft in einer geräu'
migen Bauernstube. Der J. M. Mole'
naer bei Klarwill ist ziemlich äugen'
scheinlich ein Gegenstück zu dem großen
Bilde des Mauritshuis im Haag. Danach,
nach der starken Betonung des Hell'
dunkeis sowie nach der freien breiten
Technik müßte man das Klarwillge'
mälde in die Amsterdamer Zeit Mole'
naers, und zwar innerhalb dieser ziem'
lieh spät ansetzen, etwa zwischen 1550
und 1560. Das Gegenstück im Haag
ist mit 1653 oder 1658 datiert. 1636
war J. M. Molenaer aus Haarlem nach
Amsterdam gezogen, wo er 1668 ge'
storben ist.'1')
*) Zu J. M. Molenaer kommen haupt'
sächlich in Betracht: Van der Willigen: Les
artistes de Harlem, Jahrbuch der königlich
preußischen Kunstsammlungen, 1891 (W.Bode),
ferner Bode: Studien zur Geschichte der hol'
ländischen Malerei. Unter den einschlägigen
Kapiteln in den Nachschlagebüchern seien
hervorgehoben Woltmann und Woermann:
Geschichte der Malerei, III, 608 f. und 1123. Zu
beachten die holländischen Kunstzeitschriften
und die Kataloge des Mauritshuis und des
Ryksmuseums; siehe auch die Kataloge der
Galerien zu Antwerpen, Berlin, Darmstadt,
Dresden, Leipzig, Rotterdam, St. Petersburg.
Zwei wichtige Bilder mit Familiengruppen
(eines von 1637) sind aus dem Besitze von
W. H. Van Loon in Amsterdam abgebildet
bei De Groot: Meisterwerke der Porträtmalerei
auf der Ausstellung im Haag, 1903. Die Riegel'
sehe Behauptung (Hermann Riegel: „Beiträge
zur niederländischen Kunstgeschichte“) mit
einem Rolenaer ist längst widerlegt, worüber
das „Repertorium für Kunstwissenschaft“
nachzulesen ist.
Der J. M. Molenaer aus der Sammlung
Schubart ist bei der Münchener Versteigerung
an die Kaiserliche Galerie nach Wien gelangt.
In Wien sind Werke J. M. Molenaers zu
finden im Hofmuseum, ein kunstgeschichtlich
bedeutungsvolles in der Galerie Liechtenstein,
k.e* A. Marenzeller (Muschelesser, hell
signiert auf dem Holzstuhl). Der große, gute
Molenaer aus der Wiener Sammlung Klinkosch
Zu den Farben des Bildes folgen'
des: im ganzen herrschen dunkelbraun'
liehe Töne vor, von denen sich ohne
jede Grellheit die roten und rötlichen
Stellen abheben, wie in der Kleidung
des Bauers rechts im Mittelgründe,
an der Mütze und Jacke des Knaben
mit dem Hunde und am Rock der
Hausmutter links (Leinwand, Breite
i-42, Höhe 1 * 12).
Spuren einer alten Künstlerinschrift
sind noch vorhanden und zwar auf dem
Hockstuhl gegen rechts.
Der Klaes Molenaer gehört mit
zu den Hauptbildern dieses Malers und
zu jenen, die es wahrscheinlich machen,
daß Jan Miensze hie und da die Figuren
in die Landschaften des Klaes gemalt
hat. Kehren doch dieselben Figuren'
typen und dieselben Farbentöne wieder.
So ist z. B. die Hauptfigur in der Mitte
des Bildes bei Klarwill, es ist der sitzende
Bauer, der einen Fuß auf das Stoofje
stützt, eine bei Jan Miensze in allerlei
Abwandlungen häufig wiederkehrende
Figur. Sie erinnert unter anderen an
die Mittelfigur auf dem J. M. Molenaer
aus der Galerie des Fürsten Hohem
zollern'Hechingen, später bei Schubart
in Dresden, dann in München und jetzt
im Wiener Hofmuseum (Abbildungen
bei De Groot: die Galerie Schubart,
S. 26, und in Pallmanns großem Katalog
der Versteigerung Schubart Nr. 41).
Diese Figur ist ferner sehr verwandt
mit der sitzenden (jüngeren) Mittelfigur
kam zu Philipp v. Schöller. Vor Jahren war
ein kleiner Molenaer in der Sammlung La-
housen. 1892 sah ich in der, seither versteiger-
ten Sammlung Jos. Gail eine holländische
Schänke, die mir komischerweise als Huysmans
vorgewiesen wurde.
Für J. M. Molenaer kommt auch die
Literatur in Frage, die sich an die Namen
Judith Leyster und Boursse knüpft. Die Be-
Ziehung des Klarwillbildes zu dem erwähnten
J. M. Molenaer im Mauritshuis ist den Besitzern
schon vor Jahren aufgefallen. Neuestens wurde
sie mir auch durch eine freundliche Nachricht
von A. Bredius und W. Martin bestätigt.