Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 2.1906

DOI issue:
Heft 7
DOI article:
Bevorstehende Gemäldeversteigerungen
DOI article:
Föprent Willems
DOI article:
Bildliche Darstellungen des Schlittschuhlaufens
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.27899#0171

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Nr. 7.

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

147

fahrt und Seewesen betreffen, unter den
Hammer.

Im Laufe des Jänners 1906 soll durch die
Firma C. J. Wawra die Kunstsammlung des
verstorbenen Dr. Alois Spitzer zur Ver-
Steigerung gelangen. Das Ableben des ge-
nannten Sammlers wurde vor einiger Zeit in
diesen Blättern gemeldet.

FLORENT WILLEMS.

Wenige Tage vor dem 28. Oktober starb
zu Neuilly der 83jährige Maler Florent
Willems, den die jüngste Generation nur
wenig kennt, der aber in den 1860er, 1870er
und 1880er Jahren geradewegs eine Berühmt-
heit war. Einiges Aufsehen hatte er schon
1843 gemacht mit dem Gemälde: „Graf Egmont
und sein Geheimschreiber.“ Es gelangte in die
Sammlung Stroußberg und später in die Hände
Plachs in Wien. 1844 folgte das vielgenannte
Bild „La fete des arbaletriers“, das in die
Sammlung Van Praet überging. Dorthin kam
auch „La veuve“ von 1853. Ein früher ent-
standenes Bild mit der Jahreszahl 1851 „Beim
Juwelenhändler“ ging nach Österreich und
wurde vom Architekten Baron Heinrich von
Ferstel gekauft. Es befindet sich noch heute
bei dessen Witwe in Wien. Das Bild mit dem
Seidenladen von 1855 wurde von Kaiser Napo-
leon III. gekauft. „Der Besuch“ von 1857 kam
in die Wiener Sammlung Baron Klein von
Wiesenberg, aus der es 1883 verkauft wurde.
Auch ein vorzügliches überaus sorgsam durch-
gebildetes Werk von 1859 „Stürmische Liebes-
bewerbung“ ging nach Wien, wo es 1879 in
der Versteigerung Lustig und 1889 auf einer
gemischten Feilbietung (aus Besitz Lustig, Föst,
Hertz und Baron Warsberg) gesehen wurde.
Auch in den Sammlungen Gsell, Meyer Alsö-
Ruszbach, Eggers und in der Nachlaßver-
steigerung Kaeser kamen Werke von Willems
vor. Eine Ölskizze mit Widmungsinschrift von
unserem Meister kam beim Nachlaß Petten-
kofens zum Vorschein. In einer Sedelmeyer-
schen Auktion in Wien 1872 wurde „Das Gebet
der Mutter“ ausgerufen. Die Vente John W.
Wilson in Paris 1881 brachte „La diseuse de
bonne aventure“ unter den Hammer. Zahl-
reiche andere Werke des langlebigen und
keineswegs unfruchtbaren Malers sind mir
zum Teil aus eigener Anschauung, zum Teil
nach Abbildungen, Beschreibungen und Er-
wähnungen bekannt. Brünn besitzt einen
Willems im Franzensmuseum und einen
zweiten in der städtischen früher Gompertz-
schen Galerie. Der Name ist auch in der Ham-

burger Kunsthalle und in der Galerie Steen-
gracht im Haag vertreten. In mehreren Wiener
Privatsammlungen sind Werke von Willems
zu sehen, z. B. in der Sammlung Ludwig
Lobmeyr und Baron Gustav Springer.*)

Es wäre nicht ganz leicht, ein Verzeichnis
der mannigfach verteilten Werke zusammen-
zustellen, von denen übrigens die meisten
ohne Zweifel würdig wären, gelegentlich aus
ihren Verstecken hervorgesucht zu werden.
Florent Willems war allerdings eine Art Nach-
zügler der holländischen Feinmaler des
17. Jahrhunderts, doch verfügte er dabei den-
noch über so viele Eigenart, daß Aussicht
vorhanden ist, seinen Namen dauernd in der
Kunstgeschichte verzeichnet zu sehen.**) Wer
sich über die Feinmaler des 19. Jahrhunderts
klar werden will, wird einen Willems nicht
übergehen dürfen.

BILDLICHE DARSTELLUNGEN
DES SCHLITTSCHUHLAUFENS.

(Statt einer Antwort im Briefkasten.)

Schon wiederholt mußten in diesen Blättern
ganze Abhandlungen auf wenige Zeilen zu-
sammengepreßt werden, um in der Beant-
wortung weitgreifender Fragen wenigstens
guten Willen zu bekunden. So geht es auch
diesmal mit den Auskünften über die bildlichen
Darstellungen des Schlittschuhlaufens. Nach
meiner Schätzung gibt es viele hunderte von
Gemälden und Kunstblättern verschiedener
Art, die hieher gehören. Das älteste Blatt, das
mir bekannt geworden ist, findet sich in einem
Inkunabeldruck aus dem Jahre 1498 und zwar
als fünfter Holzschnitt in der „Vita alme vir-
ginis lijdwine de Schiedam“. Das Buch ist über-
aus selten, und ich habe deshalb das Blatt mit
der Eislaufdarstellung 1881 sorgfältigst gebaust.
Danach die Abbildung auf S. 148. Über Lyd-
wine, ihren Sturz auf dem Eise und die wunder-
reiche Krankengeschichte müssen Sie sich die

*) Noch andere genannt in W. Freiherr v. Weck-
beckers Kunsthandbuch für Österreich und Lützows
Kunstchronik XXIV, 502.

) Die Nachschlagebücher für die Kunst des
19. Jahrhunderts kennen seinen Namen fast alle. Vgl.
auch „Jubiläumsfestnummer der Kaiserlichen Wiener
Zeitung“ 1903. S. 51 (Armin Friedmann). Nennenswerte
Nachrufe sind erschienen im „Journal des arts“ (1905,
Nr. 70 vom 28. Oktober), in der „Chronique des arts
et de la curiosite“ vom 4. November, und „Erinne-
rungen an F. Willems“ werden mitgeteilt in der Vossi-
schen Zeitung vom 3. November 1905. In der älteren
Kunstliteratur, namentlich in den Zeitschriften, Aus-
stellungsverzeichnissen und Versteigerungskatalogen
ist vieles über F, Willems zu finden.
 
Annotationen