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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 2.1906

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Heft 2
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Zwei Portrats Louis XVI. und Marie Antoinettes von Joh. Heinr. Schmidt
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Ein Bildnis von Ubaldo Gandolfi
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https://doi.org/10.11588/diglit.27899#0068

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BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 2.

sich seltener versucht zu haben. Die
Dresdener Galerie bewahrt zwei Bilder
seiner Hand, ein kleines, neuerworbenes,
Prinz Max, wohl als Chef seines Regi-
ments, und ein großes, repräsentatives,
Prinzessin Auguste als Kind darstellend;
letzteres etwas hart.

Meine Sammlung enthält von
Schmidtschen Bildern ein vortreffliches,
weiches, kleines Pastell Gellerts, ein eben-
solches, doch etwas härteres Lollis, des be-
rühmtesten Violinisten seiner Zeit, ein
größeres, bezeichnetes Pastell Nelsons
und eine Ölminiatur desselben, einige
unbenannte, vorzügliche Pastellporträts
sowie zwei Handzeichnungen. Außer
dem Nelsonpastell ist nichts bezeichnet.
Alle Bilder stammen aus der Familie
des Künstlers.

Ungefähr ein Zeitgenosse des be-
rühmten Graff (1736— 1813) und lange
Jahrzehnte mit ihm ebenfalls als Hof-
maler an einem Orte lebend, erscheint
Schmidt heute unverdienterweise voll-
ständig vergessen, während Graffs Ruhm
sich gemehrt hat. Der Grund ist er-
sichtlich. Schmidts Publikum waren in
erster Linie die Höfe und der Adel,
die Kundschaft Graffs war in der Haupt-
sache das wohlhabende Bürgertum, das
sich in aufsteigender Linie geistig wie
wirtschaftlich bis in unsere Tage be-
wegte. Schließlich mag auch die von
Schmidt bevorzugte Malweise des nur
zu leicht vergänglichen und leicht über-
sehenen Pastells kleinen Formates hie-
zu beigetragen haben, während Graff
das lebensgroße Ölbild bevorzugte.

EIN BILDNIS VON UBALDO
GANDOLFI.

Die bolognesische Malerei mit ihrer jahr-
hundertelangen Geschichte ist bisher von der
Wissenschaft recht einseitig oder wenigstens
nicht gleichmäßig behandelt worden. Eine
Zeitlang waren die Eklektiker ebenso im

allgemeinen Urteil überschätzt, wie von der
Literatur ungebührlich bevorzugt. Dann kamen
die älteren Meister Bolognas an die Reihe auf
Kosten der Maler aus der reifen Zeit, die man
nun vermeinte heruntersetzen zu müssen.
Nahezu vollständig vernachlässigt blieben die
Maler des XVIII. Jahrhunderts, wie sehr man
sie auch zu ihrer Zeit hoch hielt. Kaum eine
Spur von Erinnerung an die ehemalige Wert-
schätzung ist heute mehr zu entdecken. Die
Mode will es, daß man nur von der venezi-
anischen Malerei des XVIII. Jahrhunderts
spricht und schreibt und neben Giovanni
Battista Tiepolo, einem P. Longhi, und Guardi
kaum einige Namen gelten läßt. Das ist sehr
bequem, aber in höchstem Grade ungerecht.
Es gab neben den Tiepolo und Guardi noch
sehr viel Italiener von bewundernswerter Be-
gabung im XVIII. Jahrhundert, Künstler, von
denen wir heute noch vielleicht lernen könnten.
So ein unverdient Zurückgesetzter ist auch
Ubaldo Gandolfi. Hie und da von gerade-
wegs dreister Pinselführung und von einer
gesteigerten, vielleicht übertriebenen Farbig-
keit, hat Ubaldo Gandolfi solche Qualitäten
in der Zeichnung und Modellierung aufzu-
weisen, daß man sich nun doch einmal etwas
eingehender und liebevoller als bisher mit
diesem Prachtmaler befassen sollte. Die meisten
seiner Arbeiten dürften in Bologna erhalten
sein, wo ihnen der Kunstpilger gelegentlich
einen verlegenen Blick widmet, einen ver-
legenen, denn weder Buckhardt noch Bädecker
oder Gsell-Fels wissen den Mann zu schätzen,
und nur Corrado Ricci in der Guida di Bologna
erwähnt von ungefähr den Ubaldo Gandolfi
als eine Art Schlußpunkt der großen alten
bolognesischen Malerei.

Die Blätter für Gemäldekunde möchten
nun durch die Abbildung eines monogram-
mierten Bildnisses auf den heute verkannten
Meister Ubaldo Gandolfi aufmerksam machen.
Sogleich eine Monographie zu bieten, wäre
sehr schwierig, um so schwieriger, als doch
die ganze Künstlerfamilie Gandolfi zu behan-
deln wäre, die mehrere Talente aufzuweisen
hat. Ubaldo, der sich wohl als das bedeutendste
Mitglied der Familie herausstellen wird, ist
1728 geboren und 1781 gestorben.

Das abgebildete Damenporträt befindet
sich im Besitze des Herrn Arcieren-Leibgarde-
Rittmeisters Franz Ritters von Stefenelli
in Hietzing. Es fällt durch eine ungewöhnliche
Leuchtkraft der Farbe auf und durch eine
sichere flotte Pinselführung, die auch auf der
beigegebenen Klischierung ganz gut ersicht-
lich ist. Das Kleid ist zinnoberigrot gehalten,
die „weißen“ Gewandteile muß man sich sehr
warm getönt vorstellen, wie denn überhaupt
das Ganze von einem geradewegs glühenden
 
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