Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 2.1906

DOI Heft:
Heft 2
DOI Artikel:
Ein Bildnis von Ubaldo Gandolfi
DOI Artikel:
Julius Schiller
DOI Artikel:
Rundschau
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.27899#0070

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
46

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 2.

Licht übergossen erscheint. Ein Freilichtbild,
wie man es nur wünschen kann. (Leinwand.
Höhe 85, Breite 62.) Gegen die Ecke rechts
unten stehen die Buchstaben U. G. F., die
man nach der Überlieferung und nach Ana/
logien mit der Malweise der Bilder in Bologna
nur als: Ubaldo Gandolfi Fecit. deuten kann.

Herr Rittmeister von Stefenelli ist ein
ebenso begabter Maler wie Amateur-Photo-
graph und begeisterter Kunstfreund. Seinem
gütigen Entgegenkommen wird die Abbildung
des Gemäldes verdankt. Auf die Sammlung
Stefenelli komme ich noch bei Gelegenheit
zurück.

JULIUS SCHILLER.

Gerade jetzt, da der Name Schiller auf
aller Lippen ist, dürfte es an der Zeit sein,
auf einen alten Künstler Julius Schiller auf-
merksam zu machen. Möglicherweise hat er
der Familie angehört, aus der später der be-
rühmte Dichter hervorgegangen ist. Der Zeich-
ner, vermutlich Maler, vielleicht auch Kupfer-
stecher Julius Schiller ist eine nahezu noch
ganz unbekannte Erscheinung in den Künstler-
listen aus dem späten XVI. Jahrhundert.*) Ich
kenne den Namen Julius Schiller aus einer
signierten Zeichnung, die ich in der mannig-
fach zusammengesetzten, gar nicht unbedeu-
tenden Sammlung des Stiftes Lambach in
Oberösterreich gesehen habe, in demselben
Lambach, das die großen kunstgeschichtlich
bekannten Altarblätter Joachim Sandrarts be-
sitzt. Die Schillersche Arbeit ist bisher nur
einmal ganz im Vorübergehen durch mich
selbst in Lützows Kunstchronik (Neue Folge V,
Nr. 7) erwähnt worden. Es ist eine allegori-
sche Darstellung mit der Feder gezeichnet in
einer Weise, die darauf schließen läßt, daß
der Künstler irgendwelche Beziehungen zum
Kupferstich hatte. Was diesmal aber am
meisten interessiert, ist die Inschrift

„Julius Schiller
faciebat anno
1597"

Dabei noch das Monogramm, das aus I und
S durch Verschlingung gebildet ist und das
große Ähnlichkeit mit dem Monogramm des
Seisenegger hat und mit dem Handzeichen
auf einem noch unbenannten deutschen Bilde
der gräflich Harrachschen Galerie in Wien
ungefähr übereinstimmt. Bisher hatte ich noch

*) Ein Maler Michael Schiller um 1579 und ein
anderer Schiller aus der zweiten Hälfte des XVII. Jahr-
hunderts werden in der Literatur genannt.

nicht Gelegenheit, dem alten Maler Schiller
ein besonderes Nachsuchen zu widmen. Viel-
leicht dienen aber auch die wenigen Zeilen,
die ich bieten kann, zur Anregung für die,
heute in bester Blüte befindliche Schiller-
forschung.

RUNDSCHAU.

A/t-Briinn. Nur in engstem Kreise ist
es bekannt, daß sich in der Prälatur des
Augustinerstiftes zu Alt-Brünn, das ist im
alten Königinkloster bei Brünn in Mähren,
beachtenswerte Gemälde befinden. Durch die
freundliche Anregung des Herrn Kustos Al-
fred Palliardi in Brünn sowie durch das
gütige Entgegenkommen des Herrn Prälaten
Salesius Bafina und Herrn Pfarrverwesers
Kl. Janetschek habe ich vor kurzem die Bilder
in Alt-Brünn kennen gelernt. Sie sind von
unzweifelhafter Wichtigkeit für die Geschichte
der Malerei des XV. Jahrhunderts in
Mähren und bieten auch aus späteren Zeiten
manche interessante Beispiele. Da sind nicht
zuletzt zwei große Leinwänden von Lukas
van Valckenborch zu nennen, Gegenstücke
aus den Jahren 1584 und 1585. Sie stellen in
breitgezogenen Landschaften mit hohem Augen-
punkt und belebt durch zahlreiche Sitten-
bilder die Viehzucht und den Gartenbau dar.
Unter den genannten Jahreszahlen steht auf

jedem Bilde das Monogramm yJy. Aus der

Zeit um 1667 sind vier farbenfrische, tüchtig
modellierte Bilder da, deren eines I:D:HERDT.
F 1667 bezeichnet ist. Wie es scheint, sind
Szenen aus Tasso dargestellt. Aus dem Jahre
1682 stammt ein großes allegorisches Bild vom
Chorherrn Ant. Lublinski (die Gerechtig-
keit mit Wahrhaftigkeit, Mäßigkeit, Weisheit
und Stärke). Aus dem XVIII. Jahrhundert
stammen Bilder von Raab, in Tiepolesker
Weise gehalten, und eine Ansicht von Brünn,
1742 entworfen. Im Pfarrhofe fand ich eine
niederländische Landschaft, die rechts unten
den Stempel der Galerie Kaunitz aufweist
und nahe dabei die Nr. 52. Die Geschichte der
kleinen Sammlung ist sehr verwickelt und
die Nachrichten, die davon gedruckt sind, be-
dürfen jedenfalls einer sorgfältigen Überprü-
fung, desgleichen die Angaben über die Ur-
heber der Altargemälde in der Kirche zu Alt-
Brünn.

Altenburg in Sachsen. Ein Brand im
Schlosse hat vor einiger Zeit auch Bilder zer-
stört (Seemanns Kunstchronik, XVI, Nr. 16,
Sp. 252).
 
Annotationen